Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die einzelnen Pflichten.

211

Von Aufzählungen der in Rede stehenden Art^ ist anzuführen
Ollll. III, 17: „Askese, Freigebigkeit, Rechtschaffenheit (Lrjavu),
Nichtschädigen (lebender Wesen), Wahrhaftigkeit" 2.
Weiter eine in III. I, 9 aufgestellte Reihe von Pflichten, in
der jedem Gliede ständig zugefügt ist, was dem Verfasser offenbar
als die alles andre durchdringende und bedingende Hauptpflicht er-
schien: „das Studium und Lehren des Veda"^. Die Reihe lautet:
„Ztafi Wahrheit, Askefe, Selbstbezwingung, (innere) Ruhe, (Besor-
gung der heiligen) Feuer, Feueropfer (oben S. 207), (Ehrung der)
Gäste, menschliches Wesens Nachkommenschaft, Zeugung, Fort-
pflanzung"^ Der Text bemerkt dazu, daß statt dieser Reihe von
verschiedenen Lehrern der eine nur Wahrheit, ein andrer nur Askese,
ein dritter allein das Studium und Lehren des Veda nenne: denn
dies sei Askesel

1. Vgl. dazu Deussen, Allg. Gesch. der Phil. I, 2, 328.
2. In den vorangehenden Sätzen steht dem gegenüber: essen, trinken, sich
freuen: lachen, scherzen, sich begatten. Also fröhliches Leben und Genießen in
Gegenüberstellung zu Pflicht und Tugend. Auf der letzteren Seite aber bemer-
kenswerte Freiheit des Ethischen von sakralen, zauberischen u. dgl. Zutaten.
3. Man vergleiche dessen Preis 8L. XI, 5, 7,1. Es verleiht Anspannung
des Geistes, Unabhängigkeit, Erreichung der Ziele Tag für Tag, guten Schlaf usw.
4. Also etwa „Befolgung der Weltordnung". Vgl. S. 124f. Deussen
hätte das Wort nicht mit demselben „Rechtschaffenheit" übersetzen sollen, das er
6üII. III, 17 für ärsava braucht.
5. MLUU8N, vgl. LXII. II, 5, 13. Ich sehe keine Möglichkeit, zu einer
nollkommen lebendigen Auffassung dieses Begriffs zu gelangen. Das woran wir
bei „Humanität" denken, wird wohl nur mit Vorsicht hierher übertragbar sein.
6. Man bemerke, wie die letzten drei ungefähr synonymen Ausdrücke die
in Indien stets besonders betonte. Pflicht der Fortpflanzung des Geschlechts auf
das stärkste hervorheben.
7. Diesen Aufzählungen von Pflichten oder Tugenden stelle ich eine solche
noch recht altertümliche unreiner oder sündiger Personen gegenüber: wen die
ausgehende Sonne schlafend findet, wen die untergehende Sonne schlafend findet,
wer schlechte Nägel hat, wer braune Zähne hat, der ältere Bruder der den
jüngeren vor sich heiraten läßt, der jüngere Bruder der vor dem älteren heiratet,
die jüngere Schwester die vor der älteren heiratet, der zweite Gatte einer Frau,
der Mörder eines Mannes, der Brahmanenmörder, der Embryonenmörder (vgl.
meine Rel. des Vedafi 570 A. 3): „über den Embryonenmörder geht die Sünde
(ova8) nicht hinaus" jX. XXXI, 7, p. 9, 6—10). Man sieht, wie da rituelle
Anstößigkeiten und Verbrechen durch einander gehen. Zu den Dingen, die die
Menschen verunreinigen, gehört auch üble Nachrede, selbst wenn sie unbegründet
ist (kV. II, 17, 4: XVIII, 1, 10f.: N8. II, 1, 10, 2: Hopkins, Nrav8.
14*
 
Annotationen