Turner uuk der Wuldbühne
Oie /Übungen im o//m/)/5cben Weiii-ampf — (7u/e5 ^brcbneiüen c/er finnen
Auf der Dietrich-Eckart-Bühne waren erst
die Heinzelmännchen, und dann kamen die
Turner. Heinzelmännchen muffen es gewesen
sein, oder wenigstens nahe Verwandte von
ihnen, die über Nacht aus unserer schönen
Freilichtbühne einen Tempel der Turnkunst
machten. Wo noch vor wenigen Stunden
Händels Musik erklang und dramatische
Schauspielkunst ein Heer von Zuschauern in
ihren Bann zog, ist jetzt ein Heerlager der
Turner.
Einen großen Holzausbau hat man errichtet,
über dem ein Leinendach thront, darunter
stehen alle Turngeräte, die zum Wettkampf
gehören: Reck, Barren, ein hohes Gestell mit
Ringen, eine Matte für die Freiübungen,
Längs- und Querpferd. Auf beiden Seiten
des Aufbaues sind riesige weiße Tafeln er-
richtet, an denen genau der Stand der Na-
tionen nach den einzelnen Uebungen zu er-
kennen ist. Unten im Halbrund der eigent-
lichen Bühne gibt es dasselbe noch einmal:
Geräte- und Freiübungspodium, und neben
jedem Gerät ist eine kleinere Tafel. Daran
ersieht man, welche Nation gerade an jedem
Gerät beschäftigt ist.
Turner sind Frühaufsteher. Am Montag-
morgen um 7 Uhr hielten sie ihre Eröff-
nungsfeier im kleinen ab. Da machten Tur-
ner von 14 Nationen zu der Musik eines
Trompeterchors unter Vorantritt von Fahnen-
trägern einen festlichen Einzug in ihre
Kampfbahn, und die herzlichen Begrüßungs-
ansprachen von Oberleutnant Hugenin
(Schweiz) und Münnerturnwart Schneider
(Deutschland) waren ein würdiger Beginn des
Turnertages. Und das Erstaunlichste war, daß
schon am frühen Morgen die Sitzreihen gefüllt
waren. — Geräteturnen, das früher nur
etwas für Fachleute war, hat ein begeistertes
großes Publikum gefunden. Denn die Zu-
schauer, die gekommen waren, wußten, daß
am Montag nur Pflichtübungen geturnt wur-
den — und das ist doch angeblich nur etwas
für Fackleute.
Die schwierige olxmpische Wicht
Sieben Nationen zeigten am Vormittag ihre
Pflicht und sieben am Nachmittag. Dienstag wird
der Kampf mit dem Turnen der Kürübungen
fortgesetzt und beendet. Doch die Pflichtübungen
geben den Ausschlag, weil hier die Leistungen
große Unterschiede aufweiscn, während sich die.
führenden Turnnationen sehr ebenbürtig in den
Kürübungen sind.
Am Montag Vormittag turnten Ungarn, Finn-
land,.. USA, Japan, Jugoslawien, Oesterreich,
Bulgarien und am Nachmittag Italien, Schweiz,
Luxemburg, Rumänien, Deutschland, Frankreich
und Tschechoslowakei.
Die Pflichtübungen standen im allgemeinen auf
einer wenig hohen Stufe. Zu groß war dis Un-
sicherheit und zu wenig ausgearbeitet die Haltung.
Das kommt bei der Wertung stark zum Ausdruck,
so daß nur selten 9 Punkte und mehr vergeben
werden. Zehn Punkte bilden die Grenze, aber bis-
her hat noch kein Turner diese Grenze erreicht.
Die Ungarn begannen mit den Freiübungen. Man
hatte Ungarn im Vordergrund erwartet, aber die
Erwartungen wurden enttäuscht. Kecsemeti stand
mit 8,233 Punkten an erster Stelle in dieser
Mannschaft und Dr. Stephan Pelle, der in Los
Angeles das Turnen der Freiübungen gewonnen
hatte, kam mit 8,2 Punkten auf den zweiten Platz
in seiner Mannschaft. Mit diesen Punktzahlen
aber ist es unmöglich, einen Olympischen Sieg zu
erringen. Trotzdem ist Dr. Pelle nicht schlechter
geworden, nur die Leistungen und Anschauungen
sind heute im Kunstturnen andere, als in Los
Angeles, wo die Schwierigkeit einseitig im Vor-
dergrund stand.
Die Finnen gefielen an allen Geräten am
besten. > Sie zeigren die sauberste Arbeit und
das größte Können, Schon mit Len Schwüngen
am seitlich gestellten Pferd errang Finnland den
ersten Platz, den seine Mannschaft nicht mehr in
der ^.-Gruppe bei den Pflichtübungen aogab.
Der Weltmeister von 1930, Heikki Savolainen,
bekam 9,267 Punkte und Uosikkinen sogar 9,533.
Das sind hohe Wertungen. Sie werden auch beim
Endkampf eine Rolle spielen!
Die Amerikaner begannen mit dem Turnen an
den ruhig hängenden Ringen. Man wußte, daß
sie nicht mit Finnland auf gleicher Stufe im
Kunstturnen stehen, aber es wurden doch größere
Leistungen erwartet, weil Amerika in Los An-
geles den Olympischen Sieg im Gerätturnen
errungen hatte. Cs kam diesmal ganz anders.
Schon die Ringeübungen fanden so geringe Wer-
tung, daß die Vereinigten Staaten nach dem
ersten Gerät an sechster Stelle kamen. Ihr bester
Turner errang 7,467 Punkte an den Ringen!
Japaner sind geborene Barrenturner. Aber
es fehlt ihnen noch das Können. Sie hatten zu-
viel Versager und kamen erst auf den vierten
Platz hinter Finnland, Jugoslawien und Oester-
reich. Der beste Japaner war Taketa mit
8,8 Punkten und der schlechteste der kleine, kaum
1,50 Meter große Sone. Hier hatte man die
Japaner unbedingt zu stark eingeschätzt. Sie be-
sitzen große Veranlagung zum Kunstturnen, aber
es fehlt noch die Schulung.
Die Jugoslawen turnten am Reck. Sie zeigten
durchschnittlich gute Arbeit. Grilec erhielt
9,367 Punkte und Merzlikin 9,300. Das war
mehr, als man von Jugoslawien erwartet hatte.
Die Oesterreicher zeigten ihre Kür- und Pflicht-
fprünge über das langgestellte Pferd. Sie gehen
gut vorbereitet in diesen Kampf. Nur mit den
Griffen hapert es etwas. Wenn die Hände sich
auf einer falschen Stelle, zu weit nach vorn ab»
stlltzen, dann werden kostbare Punkte abgezogen.
Beim zweiten Durchgang schoben sich die Ja-
paner vor Oesterreich auf den dritten Platz.
Japan waren die Pflichtübungen ausgezeichnet
gelungen. Nur wenige Turner hatten größere
Versager. Bewundernswert, wie der kleine Sone
dieses Gerät meisterte. Während er am Barren
der schlechteste seiner Mannschaft war, lag er hier
mit 9,3 Punkten an erster Stelle. Suomi ver-
größerte weiter seinen Vorsprung und führte
nach Beendigung des zweiten Gerätes mit 137,901
Punkten vor Jugoslawien 130,967, Japan
126,266, Oesterreich 121,134, Ungarn 119,032 und
Amerika 111,136. Die Bulgaren waren noch nicht
genannt, da sie später begonnen hatten.
Der Ungar Dr. Pelle errang auch am Seiten-
pferd die Goldmedaille in Los Angeles und auch
diesmal erhielt er, ähnlich wie bei den Freiübun-
gen, nur eine sehr geringe Wertung mit 8,833
Punkten. Besser war sein Landsmann Toth, der
eine 9,3 erhielt und damit der beste Ungar an
diesem Gerät gewesen ist.
Bei den Bulgaren überragte ein Mann im
Freiübungsturnen. Mirtschoff erhielt 9,033
Punkte. Seine anderen Kameraden dagegen lie-
gen so weit zurück, daß Bulgarien nur wenig
Aussicht hat, einen günstigen Platz im Kunst-
turnen zu erringen.
Die Amerikaner hatten am Barren einen schwe-
ren Versager, weil Jochim für seine Pflicht nur
3,067 Punkte erhielt. Alfred Jochim kämpft
schon zum vierten Male für die USA bei den
Olympischen Spielen mit.
Beim dritten Durchgang blieb die Reihenfolge
unverändert. Finnland führte weiter mit hohem
Vorsprung vor Jugoslawien. Saarvala hatte eine
sehr saubere Pflicht am Barren vorgefllhrt, die
mit 9,267 Punkten bewertet worden ist. An
zweiter Stelle kam Heikki Savolainen mit 9,133
und an dritter Uosikkinen mit 9 Punkten.
Die Japaner turnten am Sprungpferd. Das
war ihr schwerstes Gerät, weil sie zum Pferd-
springen körperlich zu klein sind. Nozaka kam
nur auf 5,333 Punkte.
Beim vierten Durchgang fiel die Leistung der
Finnen am Reck auf, wo sie 74,4 Punkte er-
reichten und damit zum ersten Male die
70-Punktgr«nze überschritten. Alle Mitglieder
ihrer Mannschaft erhielten 9 und mehr Punkte.
Der erfolgreichste Reckturner war Pakarinen, der
finnische Ernst Winter mit 9,567 Punkten. Dann
kam der Medizinstudent Heikki Savolainen
mit 9,4.
Suomi führt weiter und kann NNn nicht mehr
eingeholt werden. Der Sieg dieser Mannschaft
bei den Pflichtübungen der A-Gruppe steht fest.
Sie stehen nach dem fünften Durchgäng mit
346,835 Punkten vor Jugoslawien mit 328,635,
Japan 317,962, Ungarn 305,096. Oesterreich war
stark zurückgefallen, weil seine Mannschaft die
Uebungen an den ruhig hängenden Ringen zu
wenig beherrschte. Man hatte in Oesterreich,
genau wie in Deutschland, früher nur an den
schwingenden Ringen geturnt und sich erst im
letzten Jahre auf die andere Turnkunst umgestellt.
Auch beim 6. Gerät führte Finnland überlegen
und gewann zum Schluß, nach Beendigung des
Pflichtturnens in der ersten Gruppe und dem
Kürsprung über das Pferd, den ersten Platz mit
483,069 Punkten vor Jugoslawien 463,001, Japan
443,228, Ungarn 427,462, Amerika 420,967,
Oesterreich 402,603 und Bulgarien 290,167. In
der ersten Gruppe sind also die meisten Turner
über die Pflicht an den Geräten gestolpert, denn
sie ist für die meisten Turner zu schwierig ge-
wesen.
tart der Boxer
Am Montag nachmittag sind die Männer der
Faust in die Deutschlandhalle eingezogen, um in
den acht Gewichtsklassen vom Fliegen- bis zum
Schwergewicht dis olympischen Sieger festzu-
stellen. Eine riesengroße Organisation ist not-
wendig, um die Kämpfe innerhalb von 6 Tagen,
vom Montag bis zum Sonnabend, durchzuführen.
In zwei Ringen soll täglich gleichzeitig nachmit-
tags und abends geboxt werden. Jeder Kämpfer
wird von deutschen Funktionären rechtzeitig an
den Ring gebracht und wieder in seine Kabine
geführt. Und ebenso haben die Kampfrichter stun-
denlang vorher ihre Aufstellung in der Hand,
so daß das Turnier pünktlich abrollt. Anders
können die fast 200 Kämpfe dieses olympischen
Boxturniers der XI. Olympiade, das das größte
aller bisherigen ist, gar nicht durchgeführt werden.
Im ersten Kampf im Fliegengewicht konnte
Kakano (Japan) eine Punktentscheidung über Sa-
volainen (Finnland) erringen, doch hatte der Ja-
paner mit dieser Entscheidung Glück. In der
gleichen Klasse siegte Laurie (USA) durch wuchtige
Angriffe über den Tschechoslowaken Bedzek, der
zwar boxerisch besser war, aber dem Kampfgeist
des Amerikaners schließlich langsam unterlag.
Berg-Hansen (Norwegen) konnte ebenfalls im
Fliegengewicht über den Engländer Ruffel ge-
winnen, und die Sensation des ersten Nach-
mittages brachte der Pole Sobkowiak, indem er
den favorisierten Cooper (Australien) in der zwei-
ten Runde schwer k. o. schlug.
In der Weltergewichtsklasse siegte der Franzose
Tritz durch Disqulifizierung über Lostanzo
(Uruguay). Als ein ausgezeichneter Könner stellte
sich Ruecki (USA) vor. Der Kanadier Camyree
mußte mehrfach zu Boden, hielt sich aber über die
Distanz und überließ dem Amerikaner nur die
Punktentscheidung. Ebenfalls im Welterkampf
kam Mandi (Ungarn) zu einem Punktsieg über
den Italiener Pittori. Schließlich kam im Ban-
tamgewicht Orziz (Mexiko) zu einer verdienten
Punktentscheidung über den Kanadier Lacelles.
Perlag. ReichSjporlverlag. Berlin SW SS, Charloltenstratze 6.
Fernruf: .4 7 (DüühotO SZSI—S3SS. Postichcckkonlen: Berlin
Nr. ISNS; für Oesterreich: Wien Nr. SS2S0 Reichssport-
verlag G. m. d. H. Berlin. — Hauplfchrt filetier:
Fred ibrüger, Berlin. In Oesterreich tür Herausgabe und
EchrUileuung verantwortlich: Hermann Waldbaur fRord-
deutjche Buchdruckerei und BerlagSansiall A.-V.), Wien VI,
Gumpcndorsersiraste SS. — Für den Anzeigenteil ver-
antwortlich: Werner Ritter, Berlin-Schmöckwis. — Die:
Olympia-Zeitung erfchetnI in der Zeit vom 28. Juli
bis 18. August 1S3S täglich. Auflage vieler Nummer:
27S L08. Hur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 4. — Druck:
Nilslein A.-G., Berlin SW SS. — Unverlangte Manuskripte
werden nur zurückgefandt,, wenn Rückporto beilisgt. Die
Olympia-Zeitung darf in Lesezirkeln nicht geführt werden. —
Der Nachdruck aus der Olympia-Zeitung ist nicht gestattet.
Bezugspreis kür die Dauer des Erscheinens RM 8.—
zuzüglich 42 Ptg. Bestellgeld Bestellungen nimmt sedcs Post-
amt, jeder Zeitunasytindler sowie jede Buchhandlung entgegen.
Einzelheit 20 P f g.
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Diclclsrmo
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^in Lsriokt üdsr ciis XI. Ol^inpisoIiSn Lpisls Lsrlin
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8W63
sntgsIsnIsnommsn! CHiArlottsuLirÄDs 6 . ?srnruk A.7 VÖnliOkk 5331 (H.px>3r3i 2O)
Bier und Tabak
Hintersassen oft Kopfweh und un-
behagliche Stimmung. Wenn Sie
Ihr Wohlbefinden morgens schnell
wiederherstellen wollen, nehmen Sie
Oie /Übungen im o//m/)/5cben Weiii-ampf — (7u/e5 ^brcbneiüen c/er finnen
Auf der Dietrich-Eckart-Bühne waren erst
die Heinzelmännchen, und dann kamen die
Turner. Heinzelmännchen muffen es gewesen
sein, oder wenigstens nahe Verwandte von
ihnen, die über Nacht aus unserer schönen
Freilichtbühne einen Tempel der Turnkunst
machten. Wo noch vor wenigen Stunden
Händels Musik erklang und dramatische
Schauspielkunst ein Heer von Zuschauern in
ihren Bann zog, ist jetzt ein Heerlager der
Turner.
Einen großen Holzausbau hat man errichtet,
über dem ein Leinendach thront, darunter
stehen alle Turngeräte, die zum Wettkampf
gehören: Reck, Barren, ein hohes Gestell mit
Ringen, eine Matte für die Freiübungen,
Längs- und Querpferd. Auf beiden Seiten
des Aufbaues sind riesige weiße Tafeln er-
richtet, an denen genau der Stand der Na-
tionen nach den einzelnen Uebungen zu er-
kennen ist. Unten im Halbrund der eigent-
lichen Bühne gibt es dasselbe noch einmal:
Geräte- und Freiübungspodium, und neben
jedem Gerät ist eine kleinere Tafel. Daran
ersieht man, welche Nation gerade an jedem
Gerät beschäftigt ist.
Turner sind Frühaufsteher. Am Montag-
morgen um 7 Uhr hielten sie ihre Eröff-
nungsfeier im kleinen ab. Da machten Tur-
ner von 14 Nationen zu der Musik eines
Trompeterchors unter Vorantritt von Fahnen-
trägern einen festlichen Einzug in ihre
Kampfbahn, und die herzlichen Begrüßungs-
ansprachen von Oberleutnant Hugenin
(Schweiz) und Münnerturnwart Schneider
(Deutschland) waren ein würdiger Beginn des
Turnertages. Und das Erstaunlichste war, daß
schon am frühen Morgen die Sitzreihen gefüllt
waren. — Geräteturnen, das früher nur
etwas für Fachleute war, hat ein begeistertes
großes Publikum gefunden. Denn die Zu-
schauer, die gekommen waren, wußten, daß
am Montag nur Pflichtübungen geturnt wur-
den — und das ist doch angeblich nur etwas
für Fackleute.
Die schwierige olxmpische Wicht
Sieben Nationen zeigten am Vormittag ihre
Pflicht und sieben am Nachmittag. Dienstag wird
der Kampf mit dem Turnen der Kürübungen
fortgesetzt und beendet. Doch die Pflichtübungen
geben den Ausschlag, weil hier die Leistungen
große Unterschiede aufweiscn, während sich die.
führenden Turnnationen sehr ebenbürtig in den
Kürübungen sind.
Am Montag Vormittag turnten Ungarn, Finn-
land,.. USA, Japan, Jugoslawien, Oesterreich,
Bulgarien und am Nachmittag Italien, Schweiz,
Luxemburg, Rumänien, Deutschland, Frankreich
und Tschechoslowakei.
Die Pflichtübungen standen im allgemeinen auf
einer wenig hohen Stufe. Zu groß war dis Un-
sicherheit und zu wenig ausgearbeitet die Haltung.
Das kommt bei der Wertung stark zum Ausdruck,
so daß nur selten 9 Punkte und mehr vergeben
werden. Zehn Punkte bilden die Grenze, aber bis-
her hat noch kein Turner diese Grenze erreicht.
Die Ungarn begannen mit den Freiübungen. Man
hatte Ungarn im Vordergrund erwartet, aber die
Erwartungen wurden enttäuscht. Kecsemeti stand
mit 8,233 Punkten an erster Stelle in dieser
Mannschaft und Dr. Stephan Pelle, der in Los
Angeles das Turnen der Freiübungen gewonnen
hatte, kam mit 8,2 Punkten auf den zweiten Platz
in seiner Mannschaft. Mit diesen Punktzahlen
aber ist es unmöglich, einen Olympischen Sieg zu
erringen. Trotzdem ist Dr. Pelle nicht schlechter
geworden, nur die Leistungen und Anschauungen
sind heute im Kunstturnen andere, als in Los
Angeles, wo die Schwierigkeit einseitig im Vor-
dergrund stand.
Die Finnen gefielen an allen Geräten am
besten. > Sie zeigren die sauberste Arbeit und
das größte Können, Schon mit Len Schwüngen
am seitlich gestellten Pferd errang Finnland den
ersten Platz, den seine Mannschaft nicht mehr in
der ^.-Gruppe bei den Pflichtübungen aogab.
Der Weltmeister von 1930, Heikki Savolainen,
bekam 9,267 Punkte und Uosikkinen sogar 9,533.
Das sind hohe Wertungen. Sie werden auch beim
Endkampf eine Rolle spielen!
Die Amerikaner begannen mit dem Turnen an
den ruhig hängenden Ringen. Man wußte, daß
sie nicht mit Finnland auf gleicher Stufe im
Kunstturnen stehen, aber es wurden doch größere
Leistungen erwartet, weil Amerika in Los An-
geles den Olympischen Sieg im Gerätturnen
errungen hatte. Cs kam diesmal ganz anders.
Schon die Ringeübungen fanden so geringe Wer-
tung, daß die Vereinigten Staaten nach dem
ersten Gerät an sechster Stelle kamen. Ihr bester
Turner errang 7,467 Punkte an den Ringen!
Japaner sind geborene Barrenturner. Aber
es fehlt ihnen noch das Können. Sie hatten zu-
viel Versager und kamen erst auf den vierten
Platz hinter Finnland, Jugoslawien und Oester-
reich. Der beste Japaner war Taketa mit
8,8 Punkten und der schlechteste der kleine, kaum
1,50 Meter große Sone. Hier hatte man die
Japaner unbedingt zu stark eingeschätzt. Sie be-
sitzen große Veranlagung zum Kunstturnen, aber
es fehlt noch die Schulung.
Die Jugoslawen turnten am Reck. Sie zeigten
durchschnittlich gute Arbeit. Grilec erhielt
9,367 Punkte und Merzlikin 9,300. Das war
mehr, als man von Jugoslawien erwartet hatte.
Die Oesterreicher zeigten ihre Kür- und Pflicht-
fprünge über das langgestellte Pferd. Sie gehen
gut vorbereitet in diesen Kampf. Nur mit den
Griffen hapert es etwas. Wenn die Hände sich
auf einer falschen Stelle, zu weit nach vorn ab»
stlltzen, dann werden kostbare Punkte abgezogen.
Beim zweiten Durchgang schoben sich die Ja-
paner vor Oesterreich auf den dritten Platz.
Japan waren die Pflichtübungen ausgezeichnet
gelungen. Nur wenige Turner hatten größere
Versager. Bewundernswert, wie der kleine Sone
dieses Gerät meisterte. Während er am Barren
der schlechteste seiner Mannschaft war, lag er hier
mit 9,3 Punkten an erster Stelle. Suomi ver-
größerte weiter seinen Vorsprung und führte
nach Beendigung des zweiten Gerätes mit 137,901
Punkten vor Jugoslawien 130,967, Japan
126,266, Oesterreich 121,134, Ungarn 119,032 und
Amerika 111,136. Die Bulgaren waren noch nicht
genannt, da sie später begonnen hatten.
Der Ungar Dr. Pelle errang auch am Seiten-
pferd die Goldmedaille in Los Angeles und auch
diesmal erhielt er, ähnlich wie bei den Freiübun-
gen, nur eine sehr geringe Wertung mit 8,833
Punkten. Besser war sein Landsmann Toth, der
eine 9,3 erhielt und damit der beste Ungar an
diesem Gerät gewesen ist.
Bei den Bulgaren überragte ein Mann im
Freiübungsturnen. Mirtschoff erhielt 9,033
Punkte. Seine anderen Kameraden dagegen lie-
gen so weit zurück, daß Bulgarien nur wenig
Aussicht hat, einen günstigen Platz im Kunst-
turnen zu erringen.
Die Amerikaner hatten am Barren einen schwe-
ren Versager, weil Jochim für seine Pflicht nur
3,067 Punkte erhielt. Alfred Jochim kämpft
schon zum vierten Male für die USA bei den
Olympischen Spielen mit.
Beim dritten Durchgang blieb die Reihenfolge
unverändert. Finnland führte weiter mit hohem
Vorsprung vor Jugoslawien. Saarvala hatte eine
sehr saubere Pflicht am Barren vorgefllhrt, die
mit 9,267 Punkten bewertet worden ist. An
zweiter Stelle kam Heikki Savolainen mit 9,133
und an dritter Uosikkinen mit 9 Punkten.
Die Japaner turnten am Sprungpferd. Das
war ihr schwerstes Gerät, weil sie zum Pferd-
springen körperlich zu klein sind. Nozaka kam
nur auf 5,333 Punkte.
Beim vierten Durchgang fiel die Leistung der
Finnen am Reck auf, wo sie 74,4 Punkte er-
reichten und damit zum ersten Male die
70-Punktgr«nze überschritten. Alle Mitglieder
ihrer Mannschaft erhielten 9 und mehr Punkte.
Der erfolgreichste Reckturner war Pakarinen, der
finnische Ernst Winter mit 9,567 Punkten. Dann
kam der Medizinstudent Heikki Savolainen
mit 9,4.
Suomi führt weiter und kann NNn nicht mehr
eingeholt werden. Der Sieg dieser Mannschaft
bei den Pflichtübungen der A-Gruppe steht fest.
Sie stehen nach dem fünften Durchgäng mit
346,835 Punkten vor Jugoslawien mit 328,635,
Japan 317,962, Ungarn 305,096. Oesterreich war
stark zurückgefallen, weil seine Mannschaft die
Uebungen an den ruhig hängenden Ringen zu
wenig beherrschte. Man hatte in Oesterreich,
genau wie in Deutschland, früher nur an den
schwingenden Ringen geturnt und sich erst im
letzten Jahre auf die andere Turnkunst umgestellt.
Auch beim 6. Gerät führte Finnland überlegen
und gewann zum Schluß, nach Beendigung des
Pflichtturnens in der ersten Gruppe und dem
Kürsprung über das Pferd, den ersten Platz mit
483,069 Punkten vor Jugoslawien 463,001, Japan
443,228, Ungarn 427,462, Amerika 420,967,
Oesterreich 402,603 und Bulgarien 290,167. In
der ersten Gruppe sind also die meisten Turner
über die Pflicht an den Geräten gestolpert, denn
sie ist für die meisten Turner zu schwierig ge-
wesen.
tart der Boxer
Am Montag nachmittag sind die Männer der
Faust in die Deutschlandhalle eingezogen, um in
den acht Gewichtsklassen vom Fliegen- bis zum
Schwergewicht dis olympischen Sieger festzu-
stellen. Eine riesengroße Organisation ist not-
wendig, um die Kämpfe innerhalb von 6 Tagen,
vom Montag bis zum Sonnabend, durchzuführen.
In zwei Ringen soll täglich gleichzeitig nachmit-
tags und abends geboxt werden. Jeder Kämpfer
wird von deutschen Funktionären rechtzeitig an
den Ring gebracht und wieder in seine Kabine
geführt. Und ebenso haben die Kampfrichter stun-
denlang vorher ihre Aufstellung in der Hand,
so daß das Turnier pünktlich abrollt. Anders
können die fast 200 Kämpfe dieses olympischen
Boxturniers der XI. Olympiade, das das größte
aller bisherigen ist, gar nicht durchgeführt werden.
Im ersten Kampf im Fliegengewicht konnte
Kakano (Japan) eine Punktentscheidung über Sa-
volainen (Finnland) erringen, doch hatte der Ja-
paner mit dieser Entscheidung Glück. In der
gleichen Klasse siegte Laurie (USA) durch wuchtige
Angriffe über den Tschechoslowaken Bedzek, der
zwar boxerisch besser war, aber dem Kampfgeist
des Amerikaners schließlich langsam unterlag.
Berg-Hansen (Norwegen) konnte ebenfalls im
Fliegengewicht über den Engländer Ruffel ge-
winnen, und die Sensation des ersten Nach-
mittages brachte der Pole Sobkowiak, indem er
den favorisierten Cooper (Australien) in der zwei-
ten Runde schwer k. o. schlug.
In der Weltergewichtsklasse siegte der Franzose
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sich Ruecki (USA) vor. Der Kanadier Camyree
mußte mehrfach zu Boden, hielt sich aber über die
Distanz und überließ dem Amerikaner nur die
Punktentscheidung. Ebenfalls im Welterkampf
kam Mandi (Ungarn) zu einem Punktsieg über
den Italiener Pittori. Schließlich kam im Ban-
tamgewicht Orziz (Mexiko) zu einer verdienten
Punktentscheidung über den Kanadier Lacelles.
Perlag. ReichSjporlverlag. Berlin SW SS, Charloltenstratze 6.
Fernruf: .4 7 (DüühotO SZSI—S3SS. Postichcckkonlen: Berlin
Nr. ISNS; für Oesterreich: Wien Nr. SS2S0 Reichssport-
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Fred ibrüger, Berlin. In Oesterreich tür Herausgabe und
EchrUileuung verantwortlich: Hermann Waldbaur fRord-
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Gumpcndorsersiraste SS. — Für den Anzeigenteil ver-
antwortlich: Werner Ritter, Berlin-Schmöckwis. — Die:
Olympia-Zeitung erfchetnI in der Zeit vom 28. Juli
bis 18. August 1S3S täglich. Auflage vieler Nummer:
27S L08. Hur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 4. — Druck:
Nilslein A.-G., Berlin SW SS. — Unverlangte Manuskripte
werden nur zurückgefandt,, wenn Rückporto beilisgt. Die
Olympia-Zeitung darf in Lesezirkeln nicht geführt werden. —
Der Nachdruck aus der Olympia-Zeitung ist nicht gestattet.
Bezugspreis kür die Dauer des Erscheinens RM 8.—
zuzüglich 42 Ptg. Bestellgeld Bestellungen nimmt sedcs Post-
amt, jeder Zeitunasytindler sowie jede Buchhandlung entgegen.
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Hintersassen oft Kopfweh und un-
behagliche Stimmung. Wenn Sie
Ihr Wohlbefinden morgens schnell
wiederherstellen wollen, nehmen Sie