ketzerische Verblendung dereinst gestraft wer-
den soll.
Auf den Einwand, dal? die Sonne doch die
Spenderin des Lichtes und Lebens auf Erden
sei und also unmöglich diese so wohltätige
Wirkung mit ihrer sonstigen infernalischen
Berufung zusammengereimt werden könne, ist
zu entgegnen, dal? es mit ihr eben nicht anders
sei als mit anderen Naturkräften und Elemen-
ten, die gute Mägde, aber schlimme Frauen
ahgeben. V/ie das Wasser befruchtend und
verheerend, die Erde fruchtbar und stiefmütter-
lich, die Luft belebend und stürmisch, so sei
auch die Sonne wohltätig und zerstörerisch.
Der andere Einwand, dal? die Hölle doch auch
gelegentlich als ein Ort der Finsternis geschil-
dert wird und die Sonne mit solcher nicht
dienen könne, ist durch die Wissenschaft der
Astronomie selbst widerlegt, die uns auf dem
Sonnenkörper auch dunkle Flecken zeigt,
welche wie „Höhlen oder Löcher aussehen,
und so man vor den Sitz der Dunckelheit hält".
Bedenklich erscheint auch die übergroße Ent-
fernung der Sonne von der Erde im Zusammen-
halt mit der Tatsache, daß die ganze Luft der
Erde voll böser Geister und Dämonen steckt.
Aber sind denn nicht auch jeweils Gottes gute
Engel zur Hand, obwohl sie im Himmel ihre
Wohnstatt haben, der von der Erde ungleich
weiter entfernt ist? Ebenso die Teufel, „ob-
gleich die Erde und die Lufffc die Örter sind,
wo sie uns angreiffen und wider uns streiten,
so ist doch die Hölle ihr eigentlicher Auffent-
halt . ." "Wenn nun gar einer kommt und dem
Mister Swinden dawider hält, daß der Psalmist
sagt: „Gott der Herr sey Sonne und Schild"
und daß er auch an anderen Stellen gar oft der
Sonne verglichen ward und daß es sich wenig
schicke, den Herrn mit dem Ort zu vergleichen,
der das Gefängnis der unreinen Geister sei, so
ist zu entgegnen: der Vergleich geschehe nicht,
sofern die Sonne der Ort der Hölle sei, sondern
eben mit Hinsicht auf ihre Eigenschaft als das
„allerprächtigste und am schönsten scheinende
Geschöpffe der gantzenW^elt“ ist; und wenn sie
auch zum Ort der Plagen bestimmt sei, so sei
doch auch sie ein Geschöpf Gottes, auf seinen aus-
drücklichen Befehl „der Ort, wo seine Gerech-
tigkeit soll ausgeübet, folglich aber auch seine
Macht und Herrlichkeit kund gethan werden."
Es ist demnach durchaus den Naturgesetzen,
der göttlichen Offenbarung und der mensch-
lichen Vernunft gemäß und als erwiesen anzu-
nehmen, daß die Sonne der Ort der Hölle sei.
Sagt Mister Swinden, Prediger an der Kirche
zu Cuxton in Kent. K. H. S.
PHANTASTISCHE BÜCHER
An dieser Stelle zeigen wir an und besprechen neuere und ältere phantastische Literatur, graphische Blätter, Werke
unserer Mitarbeiter usw.
Karl Ludwig Schleich: „Von der Seele“,
Essays. S. Fischer Verlag, Berlin 1919. Der durch
seine immer aktuellen und spannend prägnanten Essays
längst bekannte Berliner Arzt
und Schriftsteller faßt in die-
sem Buche zum ersten Male
Gedanken, die er schon in
der „Werkstatt des Askle-
pios“ angedeutet hat, zu einem
fest in sich geschlossenen Sy-
stem zusammen. Dieses Buch
enthält das BekenntnisSchleichs
und ist als solches, wenn auch
nicht durchgängig, so doch im
wesentlichen das Bekenntnis
des modernen Neurolo gen, Psy-
chiaters und Psychologen. Wer
so wie Schleich Seelisches und
Körperliches gleicherweise unter dem Gesichtspunkte der Bio-
logie sieht, der kann nicht anders als immer wieder lebens-
gläuhig und lebensdemütig bekennen: ob selbstverständlich.
ob unverständlich, im Grunde sind alle Tatsachen gleicher-
maßen Wunder und Rätsel. Als Psychologe wird man
dem einen oder anderen in diesen Ausführungen vielleicht
schon anders gegenüberstehen
als die doch vornehmlich
praktisch orientierte Psychi-
atrie, aber man darf aus diesem
Grunde Ausführungen wie die
in „Unterbewußtsein“ nicht
ohne weiteres verwerfen. Je-
denfalls gibt es wenig Bücher,
die es verstehen, so durchwegs
fesselnd in die fernsten, dun-
kelsten, rätselvollsten Gebiete
des Seelenlebens in einem oft
geradezu faszinierenden Stil
einzuführen. Und bei all dem
etwas, was ich an Schleich
besonders hoch schätze: neben dem plaudernden Psycho-
logen steht immer und überall der stündlich helfenwollende
Arzt. Während sonst die Lektüre medizinischer oder psycho-
den soll.
Auf den Einwand, dal? die Sonne doch die
Spenderin des Lichtes und Lebens auf Erden
sei und also unmöglich diese so wohltätige
Wirkung mit ihrer sonstigen infernalischen
Berufung zusammengereimt werden könne, ist
zu entgegnen, dal? es mit ihr eben nicht anders
sei als mit anderen Naturkräften und Elemen-
ten, die gute Mägde, aber schlimme Frauen
ahgeben. V/ie das Wasser befruchtend und
verheerend, die Erde fruchtbar und stiefmütter-
lich, die Luft belebend und stürmisch, so sei
auch die Sonne wohltätig und zerstörerisch.
Der andere Einwand, dal? die Hölle doch auch
gelegentlich als ein Ort der Finsternis geschil-
dert wird und die Sonne mit solcher nicht
dienen könne, ist durch die Wissenschaft der
Astronomie selbst widerlegt, die uns auf dem
Sonnenkörper auch dunkle Flecken zeigt,
welche wie „Höhlen oder Löcher aussehen,
und so man vor den Sitz der Dunckelheit hält".
Bedenklich erscheint auch die übergroße Ent-
fernung der Sonne von der Erde im Zusammen-
halt mit der Tatsache, daß die ganze Luft der
Erde voll böser Geister und Dämonen steckt.
Aber sind denn nicht auch jeweils Gottes gute
Engel zur Hand, obwohl sie im Himmel ihre
Wohnstatt haben, der von der Erde ungleich
weiter entfernt ist? Ebenso die Teufel, „ob-
gleich die Erde und die Lufffc die Örter sind,
wo sie uns angreiffen und wider uns streiten,
so ist doch die Hölle ihr eigentlicher Auffent-
halt . ." "Wenn nun gar einer kommt und dem
Mister Swinden dawider hält, daß der Psalmist
sagt: „Gott der Herr sey Sonne und Schild"
und daß er auch an anderen Stellen gar oft der
Sonne verglichen ward und daß es sich wenig
schicke, den Herrn mit dem Ort zu vergleichen,
der das Gefängnis der unreinen Geister sei, so
ist zu entgegnen: der Vergleich geschehe nicht,
sofern die Sonne der Ort der Hölle sei, sondern
eben mit Hinsicht auf ihre Eigenschaft als das
„allerprächtigste und am schönsten scheinende
Geschöpffe der gantzenW^elt“ ist; und wenn sie
auch zum Ort der Plagen bestimmt sei, so sei
doch auch sie ein Geschöpf Gottes, auf seinen aus-
drücklichen Befehl „der Ort, wo seine Gerech-
tigkeit soll ausgeübet, folglich aber auch seine
Macht und Herrlichkeit kund gethan werden."
Es ist demnach durchaus den Naturgesetzen,
der göttlichen Offenbarung und der mensch-
lichen Vernunft gemäß und als erwiesen anzu-
nehmen, daß die Sonne der Ort der Hölle sei.
Sagt Mister Swinden, Prediger an der Kirche
zu Cuxton in Kent. K. H. S.
PHANTASTISCHE BÜCHER
An dieser Stelle zeigen wir an und besprechen neuere und ältere phantastische Literatur, graphische Blätter, Werke
unserer Mitarbeiter usw.
Karl Ludwig Schleich: „Von der Seele“,
Essays. S. Fischer Verlag, Berlin 1919. Der durch
seine immer aktuellen und spannend prägnanten Essays
längst bekannte Berliner Arzt
und Schriftsteller faßt in die-
sem Buche zum ersten Male
Gedanken, die er schon in
der „Werkstatt des Askle-
pios“ angedeutet hat, zu einem
fest in sich geschlossenen Sy-
stem zusammen. Dieses Buch
enthält das BekenntnisSchleichs
und ist als solches, wenn auch
nicht durchgängig, so doch im
wesentlichen das Bekenntnis
des modernen Neurolo gen, Psy-
chiaters und Psychologen. Wer
so wie Schleich Seelisches und
Körperliches gleicherweise unter dem Gesichtspunkte der Bio-
logie sieht, der kann nicht anders als immer wieder lebens-
gläuhig und lebensdemütig bekennen: ob selbstverständlich.
ob unverständlich, im Grunde sind alle Tatsachen gleicher-
maßen Wunder und Rätsel. Als Psychologe wird man
dem einen oder anderen in diesen Ausführungen vielleicht
schon anders gegenüberstehen
als die doch vornehmlich
praktisch orientierte Psychi-
atrie, aber man darf aus diesem
Grunde Ausführungen wie die
in „Unterbewußtsein“ nicht
ohne weiteres verwerfen. Je-
denfalls gibt es wenig Bücher,
die es verstehen, so durchwegs
fesselnd in die fernsten, dun-
kelsten, rätselvollsten Gebiete
des Seelenlebens in einem oft
geradezu faszinierenden Stil
einzuführen. Und bei all dem
etwas, was ich an Schleich
besonders hoch schätze: neben dem plaudernden Psycho-
logen steht immer und überall der stündlich helfenwollende
Arzt. Während sonst die Lektüre medizinischer oder psycho-