Tony Joliannot.
wurde bald darauf von ihrem Obeim an einen
Tuchkrämer verheiratet, und sie leistete keinen
Widerstand, da sie den Glauben an die Liebe
verloren batte.
Kurz nachher trug sich eine andere Bege-
benheit zu. Es batte nämlich in Florenz ein
bekannter Söldnerbauptmann Dienste genom-
men, der in den Kriegen der Stadt mit glück-
lichem Erfolge focht und von den Bürgern
nach Verdienst geehrt wurde. Dieser war mit
einer schönen und edlen Florentinerin ver-
mählt, deren AVandel allen Ehefrauen zum
Muster dienen konnte. Denn sobald der Capi-
tano auf seinen Feldzügen abwesend war, legte
Mona Catarina allen Schmuck ab, kleidete sich
aufs einfachste, hielt sich still zu Hause und
sah nur wenige vertraute Freundinnen bei sich,
die sämtlich im besten Leumund standen. Dies
Betragen war um so rühmenswerter, als sie
von Natur zur Fröhlichkeit neigte und gesel-
ligen Umgang liebte; dennoch stellte sie die
Ehre ihres Gatten über alles und vermied,
auch den leisesten Anlaß zum Tadel zu geben.
Um diese Zeit lag der Capitano länger als ein
Jahr gegen die Stadt Pisa im Felde, so daß
Mona Catarina der Einsamkeit ihres Lagers
herzlich gram wurde. Sie versuchte die ge-
bieterische Natur durch Bußübungen zu be-
sänftigen, doch ohne viel Erfolg, da sie zwar
aus Liebe zu ihrem Gemahle tugendhaft lebte,
aber zu klösterlichen Gewohnheiten keinen
Beruf in sich verspürte. So erlaubte sie sich
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