Kerl, dieser ganz indifferente Schwindler ihm
immer noch im Kopfe spuke.
Aber mit diesem Herrn würde er schon
fertig werden!
Sein Kontor betretend, wandte er sich sofort
an den Buchhalter.
„Sollte dieser verrückte Erfinder mit seinem
Guckkasten sich wieder zeigen, so schmeißen
Sie ihn die Treppe hinab!“
Damit hatte er für seine Person die Frage
von der Willensfreiheit des Menschen für alle
Zeiten erledigt.
WUNDERLICHES UND ABSONDERLICHES
W e n n die Ratten das Schiff ver-
lassen....! Es ist eine jedem Seemann be-
kannte Tatsache, dal? die Ratten das Schiff
verlassen, wenn diesem ein Unglück droht.
Schon viele Gelehrte haben vergeblich diese
Erscheinung zu erklären versucht. Am glaub-
würdigsten ist wohl immer noch die Annahme,
dal? eine Art Vorahnen den Tieren in ihrem
Unterbewul?tsein die drohende Gefahr an-
kündigt. Ein unbehagliches Gefühl — eine innere
Unruhe — verleidet ihnen schliel?lich den Auf-
enthalt an Bord und veranlaßt letzten Endes
die Auswanderung. Man hat bemerkt, daß die
Ratten oft wochenlang vorher unruhig wur-
den — im ganzen Schiff umherrannten — sich
überall — selbst am lichten Tage — in hellen
Haufen unvorsichtig an Deck und in den Gängen
zeigten — bis endlich einige von ihnen den
Anfang machten und das Schiff verließen. Erst
bei solcher Gelegenheit sieht man, wie un-
zählig viele dieser ekelhaften Tiere selbst die
kleinsten Schiffe unfreiwillig beherbergen.
Ich will hier einen Fall erzählen, den ich
selbst erlebt habe. Wir lagen in Philadelphia.
Kaum eine Schiffslänge hinter uns hatte an
demselben Pier ein amerikanischer Gaffel-
schoner festgemacht, der nicht auslaufen
konnte, weil fast die gesamte Besatzung deser-
tiert war, da seit zwei Nächten die Ratten
das Schiff verließen. Der Kapitän suchte in
aller Eile neue Besatzung; denn nur seine äl-
testen Leute, die wie er mit dem Schiff ver-
wachsen waren, waren bei ihm geblieben.
Eines Nachts kam ich spät an Bord und
mußte an dem Liegeplatz des Gaffelschoners
vorüber. Der alte Zimmermann, ein Lands-
mann von mir, stand Whche an der Gangway 1
und wünschte mir einen guten Abend. Ich blieb
stehen und redete ihn an: „Na — Timmann2,
morgen geht's ja endlich in See. Euer Käpp'n °
erzählte mir heute abend, daß er seine crew 4
glücklich beisammen hätte.“ Der Alte nahm
die Pfeife aus dem Mund und spuckte in hohem
Bogen in das Wasser. „Un hett he ok verteilt, ’
watt datt för ne crew is?“ — „Nein — aber
daß es keine mustergültigen Schiffsleute sind,
die Ihr in der Eile zusammengetrommelt habt,
1 Gangway = Laufsteg, der Schiff und Land verbindet.
~ Timmann = Zimmermann. 3 Käpp'n = Kapitän. 4 Crew
(sprich kru) = Schiffsbesatzung. 6 Un hett he ok verteilt -
Und hat er auch erzählt . . .
immer noch im Kopfe spuke.
Aber mit diesem Herrn würde er schon
fertig werden!
Sein Kontor betretend, wandte er sich sofort
an den Buchhalter.
„Sollte dieser verrückte Erfinder mit seinem
Guckkasten sich wieder zeigen, so schmeißen
Sie ihn die Treppe hinab!“
Damit hatte er für seine Person die Frage
von der Willensfreiheit des Menschen für alle
Zeiten erledigt.
WUNDERLICHES UND ABSONDERLICHES
W e n n die Ratten das Schiff ver-
lassen....! Es ist eine jedem Seemann be-
kannte Tatsache, dal? die Ratten das Schiff
verlassen, wenn diesem ein Unglück droht.
Schon viele Gelehrte haben vergeblich diese
Erscheinung zu erklären versucht. Am glaub-
würdigsten ist wohl immer noch die Annahme,
dal? eine Art Vorahnen den Tieren in ihrem
Unterbewul?tsein die drohende Gefahr an-
kündigt. Ein unbehagliches Gefühl — eine innere
Unruhe — verleidet ihnen schliel?lich den Auf-
enthalt an Bord und veranlaßt letzten Endes
die Auswanderung. Man hat bemerkt, daß die
Ratten oft wochenlang vorher unruhig wur-
den — im ganzen Schiff umherrannten — sich
überall — selbst am lichten Tage — in hellen
Haufen unvorsichtig an Deck und in den Gängen
zeigten — bis endlich einige von ihnen den
Anfang machten und das Schiff verließen. Erst
bei solcher Gelegenheit sieht man, wie un-
zählig viele dieser ekelhaften Tiere selbst die
kleinsten Schiffe unfreiwillig beherbergen.
Ich will hier einen Fall erzählen, den ich
selbst erlebt habe. Wir lagen in Philadelphia.
Kaum eine Schiffslänge hinter uns hatte an
demselben Pier ein amerikanischer Gaffel-
schoner festgemacht, der nicht auslaufen
konnte, weil fast die gesamte Besatzung deser-
tiert war, da seit zwei Nächten die Ratten
das Schiff verließen. Der Kapitän suchte in
aller Eile neue Besatzung; denn nur seine äl-
testen Leute, die wie er mit dem Schiff ver-
wachsen waren, waren bei ihm geblieben.
Eines Nachts kam ich spät an Bord und
mußte an dem Liegeplatz des Gaffelschoners
vorüber. Der alte Zimmermann, ein Lands-
mann von mir, stand Whche an der Gangway 1
und wünschte mir einen guten Abend. Ich blieb
stehen und redete ihn an: „Na — Timmann2,
morgen geht's ja endlich in See. Euer Käpp'n °
erzählte mir heute abend, daß er seine crew 4
glücklich beisammen hätte.“ Der Alte nahm
die Pfeife aus dem Mund und spuckte in hohem
Bogen in das Wasser. „Un hett he ok verteilt, ’
watt datt för ne crew is?“ — „Nein — aber
daß es keine mustergültigen Schiffsleute sind,
die Ihr in der Eile zusammengetrommelt habt,
1 Gangway = Laufsteg, der Schiff und Land verbindet.
~ Timmann = Zimmermann. 3 Käpp'n = Kapitän. 4 Crew
(sprich kru) = Schiffsbesatzung. 6 Un hett he ok verteilt -
Und hat er auch erzählt . . .