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^weites Kapitel. Das germanifdje KerjlbalfenbadjuJevF.

roenn auch nicht weitet als auf dem T^onftanjer Dachroerf, freitragenden — Batten mit einem fdjroalbens
f<fytt>an}förmigen Blatt trägt. Die fjölscr find alle durd? Derblattung perbunden, die Derblattung ift aber
niebt bündig ausgeführt rooröeu, unö öie "Ker/lbalfen liegen etroas fdjräg im ©efpärre, indem fic öem
einen Sparren Dorn, 6em anöeren b,inten aufgeblattet rooröen find.

Die gleirfj gebilöeten ©efpärre folget Dad^rocrfe, an fief? ob,ne jede Perbindung untereinander,
wurden, wenn man fiefy 6a nicfyt auf öie Satten oöer öie Sd)alungsbretter, mit öenen fie 5ur Bilöung
öer Dachhaut benagelt wurden, perlaffen wollte, ftanöfidjer gemacht unö in öer £ängsrtd]tung öes Dadjes
oerfteift, durd? fdjräg unter öie Sparren genagelte oöer itmen um ein geringes auf geblattete, and} wob,{
auf öer Zlufenfeite mit ihnen überblattete fogenannte EDindlatten. XHefe wurden bei binöerlofen Dad)-
werfen, öie ja 5umal in Horddcutfcrjland lange gebräucr/Hcb, blieben, unö auch bei einfadien Binder*
fonftruftionen bis in öie neuefte ^ett oerwauöt. Sie entfprecfyen durchaus öen langen fdjrägcn £)öl3erii,
weld?e auf öie öurd} alle Stocfroerfe durchgehenden Stänöer alter ^ad)tr>erftr>cinöe unö auf öeren Siegel
auf geblattet unö aufgenagelt wurden, unö öie man 5. B. in ITTünöen, (Brebenftetn unö fonft im (Sebtete
öes fäd)fifd)en Jjolsftils oft genug findet.

Den genannten Dadjfonftruftionen romanifdjer &\\ ift gemeinfam öer ftarfe, 5uuäd)ft für öie
Decfe erforderliche Batten, öer aber — öas T^oble^er unö mellcidjt aud? öas Sd?war3acher Dacbwcrf
maef/t öa eine Ausnahme — nidjt wie beim rötmfd?en Dachgebtnöc aufgehängt, fonöeru im (ßegenteil
öurd? öie Dad?fonftruftion belaftet wird unö daher aud) aufergewölmlidje Dimenfionen erhält. Diefe 2lrt
öer "Konftruftion jetgt, öaf? wir es nidjt mit einer Übertragung oöer Weiterbildung öes römifdjen Dad?-
werfs 5U tun haben, fonöern mit einer nid)t eben fetjr gefdjicftcn Umbildung öer germanifer/eu *Kouftruf-
tion nad? (Einführung öes Dad)= unö Decfengebälfs, welche öenn audj in öer $ola,e 3U feiner weiteren <£nt*
wieflung geführt ijat.1)

2tls öie >(irc£jcn fpäter immer häufiger eingewölbt wurden, b,at man für öie Bilöung öes Dadjes
über ihnen wieöer auf öas balfenlofe Dacb,werf 5urücfgegriffen, öas — jumal in ^ranfreid) — im tDob,n-
bau öes früheren ZTTittelalters nod} öurebaus gebräuchlich gewefen 3U fein fcheint, unö öas auch fpäter,
wenn fdjon eine Decfe öen Dadjraum com darunter liegenden (Befdpf trennte, öort öod? noch ange-
wenöet wuröe. 311 oer finöen wir auf Xirchcudädjcrn öes 13. unö 14« 3ahrlmnöerts ein

balfenlofes Dacbroerf, öas öem öes urtümlichen fjaufes noch fehl" nahe ftcr/t. JDir haben oben fdjon
öer Dacb,werfe auf öer ehemaligeu Xattjeörale in £ifieur (2tbb. J$) unö- auf öer Kathedrale in Houen
(Ztbb. \5i) (Erwärmung getan. Die ca. 0,65 m r>on einander entfernten, durchaus gleich gebilöeten ©efpärre
über öem 10,20 m breiten f}od}fcr/iff ron Stfteur ruhen mit einem ^uf) auf jeöcrfcits 3tr>ei IHauerlatten.
Diefe werden gegen den Sdjub der (Sefpärrc durch 2Xnferbatten jufammengehalten, die aber nid]t etwa in
einem der tBefpärre liegen, fonöern 3tDifdjen ihnen unö ohne Verbindung mit einem folchen, unö alfo
den 2tnferbatten genau entfpredjcn, wie fie die IDände des urtümlichen Kaufes gegen den Sdjub des
Dachroerfs fid)ern. Die ©efpärre r>on Sifieur 5eigen eine €igcntümlichfeit, die roir ähnlich an öer Dach»
fouftruftion über öer £jofpitalfapcIle in 2tngers finöen roeröen; öie Sparren finö nämlicfj an öer fc^nsadjen
Stelle öes ©efpärres über öem ^u0 peröoppclt. (Sbenfo grof roic in Cifieur ift die Breite des ^odjfdjiffes
der "Kathedrale in Kouen. Sbenfo roie dort find auch h^er ©efpärre des Dachroerfs gleich, un&
5tr>ifdjcn ilmen liegen in angemeffenem itbftand die 2tnfcrbatten. Zftan l^at fid] aber hier gefreut, fie
auf die beöeutenöc Sänge r>on 10,20 m fid] frei tragen 31t laffen, und fo find fic durd? ein roeuig fdjräg
geftellte, roic TXbb. 15 a 3eigt, formierte ^dngehö^er, die den £)öl3crn des nebenliegenden (Scfpärres 3111-
^älfte auf geblattet find, in der IHittc aufgehängt morden. (£s lag nahe, öaf die 2tnferbalfeu, die nun
dod) fdjon in Perbindung mit einem (Bcfpärre gebracht roaren, in die ©efpärrc felbft gelegt wurden. So
finden roir öenn über öem Chor öer "Kathedrale 3U Ba^cur ein Dachroerf, faft genau tote öas Don
Houen gebilöct; nur hat jeöes oierte (Sefpärre einen 21nferbalfen erhalten, öer in öer JlTitte aufgehängt
rooröen ift. Die Capelle öes £jofpitals in 2tngers befiel nodj ihr urfprünglidjcs Dad^roerf (llbb. 28 unö
28 a), öas alfo öer §ext um 1200 angehört. Die 0,85 m oon einander entfernten (Sefpärre find glctd),
nur findet fid] in angemeffenen ^rotfe^enräumen ein ©efpärre mit einem itnferbalfen 3um <3ufammcuhalt

\) §tv\\d]tn ben romatitfdjen Dacbfonftruftionen mit ootlftättbiget Salfenlage uub ben fpätercu übet beutfet/eu
gewölbten Ktrtfjeu, bie oft genug ja aud; fo[d;e Salfenlageu tjaben, Hegt alfo eine ftiitjere (Entroicfluitgsftufe bes KirAen»
badjtoerfs im \3. unb ^. 3a'?rllun^ert / ö'e gitriicEgct^t auf bas urfpriinglidj balfenlofe Dadjwcrf bes germanifdjeu
l^aufes. §ei$t in Deutfdjlanb bas Kitdjenbadjwerf bes fpäteren ITIittelaltets tnieber tjäufig tiollftänbige Salfeutagen, fo ift
bas 3unid53ufüblren auf ben (Einfluß bes profanen Dadjroecfs, in bas, wie mix oben geferjen tjaben, bei uns fdjou frät) aus
öfonomi|d]eu Kiicffidjteu ein I)ad;gebälf eingefiit|rt roorbeu a>ar.
 
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