und als berufener Schilderer weiblicher Schönheit ist er damals schon hervor-
getreten. Durch das Studium Dürers, Holbeins, Cranachs usw. war unsere
ganze Kunst damals sozusagen in das Gewand der alten Zeit geraten; glänzende,
unendlich anregende Kostümfeste taten das ihrige dazu und so kam es auch,
dass F. A. Kaulbach mit Vorliebe die weibliche Schönheit in den Prunk deutscher
Renaissancegewänder hüllte und die schönen Frauen seines Freundeskreises als
Burgfräulein und altdeutsche Patrizierinnen konterfeite. Auch die Vorliebe der
Münchener Frauenwelt für solche Tracht ging ja damals weit. Man schnitt
auch die Alltagskleider gerne mit Puffärmeln, trug gestickte Brustlätze, Gretchen-
taschen und Häubchen — das aufblühende deutsche Kunstgewerbe, wie die
erwachte Lust am Sammeln solcher Dinge, lieferte Material genug. Wer damals
Renaissancedamen und Kostümszenen malte, malte doch eigentlich viel mehr,
als heute Einer ahnt, Gesehenes, malte seine Zeit!
An der hohen Anmut und Feinheit von Kaulbachs Bildern freute sich alle
Welt. So zum Beispiel an dem Gruppenbildnis der Frau Gedon mit ihrem Knaben,
die er im reichen Kleide einer fürstlichen Burgfrau, wie sie es auf dem berühmten
Künstlerfest von 1876 getragen, noch sehr archaistisch die alte Zeit betonend,
konterfeit hatte. Und gar der »Maitag«, der heute die Dresdener Galerie ziert
und in dem er die Quintessenz von dem niederlegte, was seiner Kunst jene
reiche Zeit gegeben und was seine Kunst der Zeit gegeben hatte! Im Jahre 1879
vollendete er die gestaltenreiche Gruppe einer im Freien tafelnden Familie mit
schönen Frauen und fröhlichen Kindern, ein Werk von leichtester Grazie und
doch altmeisterlicher Festigkeit der Zeichnung — kein Pleinairbild zwar, denn
der Begriff war noch nicht geboren, aber doch eine Szene, die von Licht und
Luft in bemerkenswertem Grade durchdrungen war. Das Kostüm der Menschen
auf diesem Bilde ist das des 17. Jahrhunderts; vom steiferen Prunk des 16. hatte
sich der Maler schon freigemacht und bald überwand er das »Kostüm« als
Prinzip überhaupt.
Sein Verhältnis zu den grossen Alten ist nicht derart gewesen, dass ihn
irgend ein Meister richtunggebend beeinflusste. Er bewunderte sie alle und
lernte von jedem, was ja eigentlich jeder echte Künstler tun muss, der offene
Augen und ein offenes Herz hat. Und so stand er auch zu den Besten seiner
eigenen Zeit, ja er steht auch heute noch in gleicher Weise zu ihnen und weiss
auch die Allermodernsten, deren Weg vielleicht weitab führt, von dem seinigen,
gerecht zu würdigen! — Mit den Alten hatte Kaulbach von jeher ein gewisses
Bedürfnis zum Vollenden und Abrunden des Kunstwerks gemein, das Gefühl,
dass ein Bild anders ist und sein soll, als eine Studie oder Skizze. Ein Mann
X
getreten. Durch das Studium Dürers, Holbeins, Cranachs usw. war unsere
ganze Kunst damals sozusagen in das Gewand der alten Zeit geraten; glänzende,
unendlich anregende Kostümfeste taten das ihrige dazu und so kam es auch,
dass F. A. Kaulbach mit Vorliebe die weibliche Schönheit in den Prunk deutscher
Renaissancegewänder hüllte und die schönen Frauen seines Freundeskreises als
Burgfräulein und altdeutsche Patrizierinnen konterfeite. Auch die Vorliebe der
Münchener Frauenwelt für solche Tracht ging ja damals weit. Man schnitt
auch die Alltagskleider gerne mit Puffärmeln, trug gestickte Brustlätze, Gretchen-
taschen und Häubchen — das aufblühende deutsche Kunstgewerbe, wie die
erwachte Lust am Sammeln solcher Dinge, lieferte Material genug. Wer damals
Renaissancedamen und Kostümszenen malte, malte doch eigentlich viel mehr,
als heute Einer ahnt, Gesehenes, malte seine Zeit!
An der hohen Anmut und Feinheit von Kaulbachs Bildern freute sich alle
Welt. So zum Beispiel an dem Gruppenbildnis der Frau Gedon mit ihrem Knaben,
die er im reichen Kleide einer fürstlichen Burgfrau, wie sie es auf dem berühmten
Künstlerfest von 1876 getragen, noch sehr archaistisch die alte Zeit betonend,
konterfeit hatte. Und gar der »Maitag«, der heute die Dresdener Galerie ziert
und in dem er die Quintessenz von dem niederlegte, was seiner Kunst jene
reiche Zeit gegeben und was seine Kunst der Zeit gegeben hatte! Im Jahre 1879
vollendete er die gestaltenreiche Gruppe einer im Freien tafelnden Familie mit
schönen Frauen und fröhlichen Kindern, ein Werk von leichtester Grazie und
doch altmeisterlicher Festigkeit der Zeichnung — kein Pleinairbild zwar, denn
der Begriff war noch nicht geboren, aber doch eine Szene, die von Licht und
Luft in bemerkenswertem Grade durchdrungen war. Das Kostüm der Menschen
auf diesem Bilde ist das des 17. Jahrhunderts; vom steiferen Prunk des 16. hatte
sich der Maler schon freigemacht und bald überwand er das »Kostüm« als
Prinzip überhaupt.
Sein Verhältnis zu den grossen Alten ist nicht derart gewesen, dass ihn
irgend ein Meister richtunggebend beeinflusste. Er bewunderte sie alle und
lernte von jedem, was ja eigentlich jeder echte Künstler tun muss, der offene
Augen und ein offenes Herz hat. Und so stand er auch zu den Besten seiner
eigenen Zeit, ja er steht auch heute noch in gleicher Weise zu ihnen und weiss
auch die Allermodernsten, deren Weg vielleicht weitab führt, von dem seinigen,
gerecht zu würdigen! — Mit den Alten hatte Kaulbach von jeher ein gewisses
Bedürfnis zum Vollenden und Abrunden des Kunstwerks gemein, das Gefühl,
dass ein Bild anders ist und sein soll, als eine Studie oder Skizze. Ein Mann
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