Wer seiner Natur treu ist, hat aber immer recht. Friedrich August
von Kaulbachs ganzes Wesen verlangt Haltung und Klarheit und seine Kunst
hat sie, wie sie der Mensch in ihm immer bewahrt. Sein Stil bedeutet Fertigkeit
in allen Teilen, schliesst aber jede Ängstlichkeit aus. Nun wohnt aber in dem
gemessenen und zurückhaltenden Maler doch ein starker Einschlag von Humor.
Den entlud er in seinen Zeichnungen und Karikaturen. Er hat für die Allotria,
für das Schützenfest von 1881, für eine Reihe von Künstlerfesten eine Fülle
von lachend sich austollenden Zeichnungen produziert. Sie sind von erquickender,
erlösender Heiterkeit, oft von hinreissender Komik der Satire und dann wieder
von einer Grazie, einer Freiheit des Striches, die sie den höchsten Schöpfungen
unserer Schwarzweisskunst anreiht. An kostbarer Selbstironie und Selbstkarikatur
fehlt es dabei nicht, und gar ergötzlich hat er so über seine erwähnte belgisch-
holländische und die anfangs der achtziger Jahre unternommene Pariser Reise
berichtet. Seine Karikaturen für die Allotria stehen da obenan — und stehen
ebenbürtig neben den besten Werken Wilhelm Buschs. — Ein echtes Kind
Kaulbachschen Humors war auch die »Schützenliesel«. Mit dieser Darstellung
einer lustigen und drallen Kellnerin in altertümlichem Gewande, die mit
fliegenden Zöpfen auf einem Fässchen einherschwebt, dekorierte er 1881 einen
Bierpalast des Münchener Schützenfestes.
Dies Schützenfest war in seiner ganzen Ausgestaltung ein Triumph der
historischen Richtung in der Münchener Kunst, glänzend gelungen, originell,
reich mit seinem farbenprächtigen Festzug und seinen Bauten, die als Muster
solcher improvisierter und doch grossartiger Architektur auch heute noch nicht
überboten sind.
Auch Fritz August von Kaulbachs Muse zog das schwere Brokatgewand
der Renaissance aus. Er hatte schon Ende der siebziger Jahre allerhand schöne
nichtkostümierte Arbeiten gemalt, wie den »Spaziergang der jungen Mutter im
Park«, 1880 den »Besuch einer Familie im Forsthause«, später den »Spazier-
gang im Frühling« mit sehr realistischer Landschaft; hatte auch Bildnisse, wie
das Lorenz Gedons oder das prächtige Kinderbild der Familie Hirth, geschaffen —
von den achtziger Jahren an wandte er sich aber ziemlich ausschliesslich dem
Gewande seiner eigenen Zeit zu, mochten auch manche Weggenossen im Kultus der
liebgewonnenen Vergangenheit beharren. Etliche Monate Paris im Jahre 1883
taten das übrige. Hier musste ein Kaulbach immerhin fruchtbare Eindrücke
empfangen, ob er schon im Äusserlichen fortan so wenig französisch malte
wie bisher. Aber sein eingeborner Sinn für weibliche Eleganz, für den Reiz
der Mondänen, wachte nun vollends auf, er suchte keine Altmeisterlichkeit
X!I
von Kaulbachs ganzes Wesen verlangt Haltung und Klarheit und seine Kunst
hat sie, wie sie der Mensch in ihm immer bewahrt. Sein Stil bedeutet Fertigkeit
in allen Teilen, schliesst aber jede Ängstlichkeit aus. Nun wohnt aber in dem
gemessenen und zurückhaltenden Maler doch ein starker Einschlag von Humor.
Den entlud er in seinen Zeichnungen und Karikaturen. Er hat für die Allotria,
für das Schützenfest von 1881, für eine Reihe von Künstlerfesten eine Fülle
von lachend sich austollenden Zeichnungen produziert. Sie sind von erquickender,
erlösender Heiterkeit, oft von hinreissender Komik der Satire und dann wieder
von einer Grazie, einer Freiheit des Striches, die sie den höchsten Schöpfungen
unserer Schwarzweisskunst anreiht. An kostbarer Selbstironie und Selbstkarikatur
fehlt es dabei nicht, und gar ergötzlich hat er so über seine erwähnte belgisch-
holländische und die anfangs der achtziger Jahre unternommene Pariser Reise
berichtet. Seine Karikaturen für die Allotria stehen da obenan — und stehen
ebenbürtig neben den besten Werken Wilhelm Buschs. — Ein echtes Kind
Kaulbachschen Humors war auch die »Schützenliesel«. Mit dieser Darstellung
einer lustigen und drallen Kellnerin in altertümlichem Gewande, die mit
fliegenden Zöpfen auf einem Fässchen einherschwebt, dekorierte er 1881 einen
Bierpalast des Münchener Schützenfestes.
Dies Schützenfest war in seiner ganzen Ausgestaltung ein Triumph der
historischen Richtung in der Münchener Kunst, glänzend gelungen, originell,
reich mit seinem farbenprächtigen Festzug und seinen Bauten, die als Muster
solcher improvisierter und doch grossartiger Architektur auch heute noch nicht
überboten sind.
Auch Fritz August von Kaulbachs Muse zog das schwere Brokatgewand
der Renaissance aus. Er hatte schon Ende der siebziger Jahre allerhand schöne
nichtkostümierte Arbeiten gemalt, wie den »Spaziergang der jungen Mutter im
Park«, 1880 den »Besuch einer Familie im Forsthause«, später den »Spazier-
gang im Frühling« mit sehr realistischer Landschaft; hatte auch Bildnisse, wie
das Lorenz Gedons oder das prächtige Kinderbild der Familie Hirth, geschaffen —
von den achtziger Jahren an wandte er sich aber ziemlich ausschliesslich dem
Gewande seiner eigenen Zeit zu, mochten auch manche Weggenossen im Kultus der
liebgewonnenen Vergangenheit beharren. Etliche Monate Paris im Jahre 1883
taten das übrige. Hier musste ein Kaulbach immerhin fruchtbare Eindrücke
empfangen, ob er schon im Äusserlichen fortan so wenig französisch malte
wie bisher. Aber sein eingeborner Sinn für weibliche Eleganz, für den Reiz
der Mondänen, wachte nun vollends auf, er suchte keine Altmeisterlichkeit
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