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Engelleuchter. Lichtrechen.

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liausen. Als abweichend von der gewöhnlichen Art ist ein achteckiger, in
den einfachen Formen des gotischen Steinbaues gehaltener Leuchter in St.
Afra zu Seligenstadt1 zu nennen, dem sich zwei silberne vergoldete Altar-
leuchter vom Ende des XIV. Jalirh. im Münster zu Aachen insofern an-
schliessen, als hier der untere Teil des Schaftes ebenfalls ein architektoni-
sches Motiv befolgt, während die sonstige Form sich der gewöhnlichen au-
reiht.* 2 Endlich ist auf solche Leuchter zu verweisen, die von Engeln ge-
halten werden3 * und z. B. im Dome zu Brandenburg (2 bronzene von 1441),
zu Köln im Domschatze (in Silber getrieben)1 und in St. Martin (aus Holz
geschnitzt und vergoldet),5 zuFröndenberg (zwei in Holz geschnitzte von
ca. 1400), zu Nürnberg in St. Sebald und im German. Museum (zwei höl-
zerne bemalt und vergoldet),6 zuKömhild in der Stadtkirche (zwei bronzene
nur von Engelsköpfen getragen), zu Kottweil in der Pfarrkirche (aus Holz
geschnitzt) und zu Würzburg in der Nikolaikapelle (ein hölzerner demTile-
mann Riemenschneider zugeschriebener)7 Vorkommen.
Als einzig in ihrer Art ist die prachtvolle 4,70 hohe Pergula (s. oben S.
151) zu erwähnen, welche vor dem Altäre des Doms zu Xanten über die 9,42
betragende Breite des ganzen Chors geht, und aus drei Arkaden besteht, von
denen die mittlere 12, jede Seitenarkade 6 Leuchter trägt; es ist ein Mes-
singguss aus Maastricht vom Jahre 1501.8 Dem Ende des XV. Jalirh. ge-
hören die Lichtrechen im Chor der Marienkapelle zu Nürnberg an: rechts
und links vom Hochaltäre zieht sich längs der Wand ein Balken hin, auf
dem knieende Engel die Leuchter tragen.9 Ein Kerzstall aus Eisen befindet
sich in der Kirche zuKiederich;10 * derselbe ist sechseckig und ruht auf vier
Fiissen; ein ähnlicher in Rauenthal ist dreifüssig. Der zu Frau wü 11 eslieim
bei Düren 1,88 hoch, ist zu 14 grossen und 28 kleinen Lichtern eingerich-
tet;11 einfacher ist der zu Bayenburg bei Barmen aus dem XV. Jalirh. mit
angehängtem Weihkessel.12 Ein spätgotischer eiserner Rechen für 7 grosse
und 15 kleine Lichter befindet sich auch zu Laas in Kärnthen.13
' Abb. bei Jakob. Taf. XHI, 10.
- » bei Bock, Pfalzkapelle. I, 2. Fig. 29 — 32. Abb. von gotischen Leuchtern
in holsteinischen Kirchen bei Statz und Ungewitter. Taf. 203 u. 204; ein eiserner
von ca. 1460—80 aus Würzburg im Bayr. Nat.-Museuni zu München bei von Hcfner,
Eisenwerke. Taf. 3.
3 Auch der jüngere Titurel kennt solche Engelleuchter (Str. 85):
»us Kanzel (Lettner) und us mure
hie gewunden, dort die gestabten.«
Provinziell werden sie »Dilmann« (TüUemann) genannt; vergl. Grimm, Wörter!}.
II, 1150.
1 Abb. bei Bock, d. heil. Köln. Taf. X, 43.
5 » ebd. Taf. XVI, 60. — Boi Laib und Schwarz, Studien etc. Taf. XVI, 1.
findet sich die Abbild, eines grossen Lichtträgers des X VI. Jalirh. aus der Kirche zu
Schwerte bei Dortmund, ohne Angabe des Stoffes; es ist eine gewundene Säule, auf
deren polygonem Kapital ein Engel steht, welcher den Leuchter in den Händen trägt.
0 K.-'G. 237 u. 238. Abb. Katalog. Taf. 24.
7 Abb. in Wartburg. I (t873). Taf. 8 zu S. 123.
8 » bei aus’m Weerth., a. a. 0. Taf. XV11I, 5.
9 Vergl. Laib und Schwarz, a. a. 0. 76.
10 Abb. bei Statz und Üngewitter. 193, 3—7.
” » Org. f. cli. K. 1869. No. 7.
12 » aus’m Weerth. Taf. XLI. Fig. 10. 11.
» Östr. Atl. IC, 11.

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