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Pätzold, Johannes [Hrsg.]; Kirmaier, Max [Mitarb.]; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Mitarb.]
Die vor- und frühgeschichtlichen Geländedenkmäler Niederbayerns (Textbd.) — Kallmuenz/​Opf.: Lassleben, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.63334#0028
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ten Vilstalrand bei Wendeldorf50 erbrachte als
Reste einer auch hier zu einem frühen Zeitpunkt
ausgeraubten Grabausstattung Beigaben des 7. Jahr-
hunderts.
Diesem neuen Grabhügeltyp scheint außer seiner
stattlichen Größe eigen zu sein, daß er vereinzelt
liegt und eine exponierte Lage auf hohen Talrän-
dern bevorzugt. Unter diesen Gesichtspunkten wird
man geneigt sein, den großen Hügel von Reisbach
am südlichen Vilstalrand und erst recht den an-
sehnlichen „Schneckenberg“ bei Grubweg51 auf der
jenseitigen Donaurandhöhe zu dieser Kategorie zu
rechnen, zu der möglicherweise noch weitere bisher
unerkannte hinzukommen werden.
Auch ältere Nachrichten über längst zerstörte Hü-
gel wird man in diesem Zusammenhang beachten
müssen. Da gab es beispielsweise bei Greißing52 am
hohen Talrand der Kleinen Laaber auf dem „Esels-

berg“ einen stattlichen Einzelhügel, bei dessen Ein-
ebnung hauptsächlich Eisensachen zum Vorschein
gekommen sein sollen.
Eine Erklärung für diese alte Grabform des Hügel-
grabes in frühgeschichtlicher Zeit, in der allgemein
ja Reihengräberfriedhöfe die übliche Bestattungs-
weise repräsentieren, wird nicht allein in sozialen
Unterschieden zu suchen sein, da sich solche ja be-
reits in vielen Reihengräberfriedhöfen in den sehr
unterschiedlichen Grabausstattungen ausprägen
können. Während dabei aber die durch Beigaben-
reichtum hervorgehobenen ohne deutliche Abtren-
nung in der Gemeinschaft der übrigen Bestatteten
ruhen, scheint bei den gleichzeitigen Hügelbestat-
tungen eine gewollte Absonderung vorzuliegen, da
bisher in keinem Fall Anzeichen für weitere gleich-
zeitige Bestattungen in der üblichen Art in unmit-
telbarer Nähe festgestellt werden konnten.

WEHRANLAGEN

Vorgeschichtliche Befestigungen
Nach der vorgezogenen Behandlung der römischen
Wehranlagen und der mit dieser Epoche zusam-
menhängenden Objekte soll versucht werden, das
weite Feld der sonstigen als obertägige Bodendenk-
mäler überkommenen Wehranlagen zu besprechen,
bei denen aus mancherlei Gründen eine so klare
und eindeutige Einordnung in bestimmte Zeitab-
schnitte und Zusammenhänge auf erhebliche Schwie-
rigkeiten stößt. Endgültig bindende Aussagen über
ein derartiges Bodendenkmal werden in jedem Fall
erst nach einer erfolgten archäologischen Untersu-
chung gemacht werden können, wenn genügend
aussagefähige Funde und Befunde vorliegen.
Die von den Römern angelegten Befestigungen wa-
ren wegen ihrer wehrwirksamen Bauweise und der
straff organisierten und ausgebildeten Besatzung
nicht so stark auf zusätzlichen Geländeschutz ange-
wiesen, und man konnte deshalb bei der Ortswahl
strategische Gesichtspunkte in den Vordergrund
stellen. Durch diese Unabhängigkeit von einengen-
den Geländegegebenheiten konnten sie in Größe
und Form so gestaltet werden, wie es die Zweck-
bestimmung erforderte. So bildeten sich recht ein-
heitliche Typen solcher Anlagen heraus, wie das
analog auch bei den keltischen Viereckschanzen der

Fall ist, die ebenfalls von ihrer Funktion her weit-
gehend unabhängig von der Geländebeschaffenheit
waren.
Alle diese Gesichtspunkte sind aber für die sonsti-
gen vor- und frühgeschichtlichen sowie mittelalter-
lichen Wehranlagen nicht zutreffend, da alle diese
Anlagen — im Gegensatz zu den römischen und
keltischen — aus mehr defensiven Überlegungen
eine optimale Ausnützung der vorhandenen natür-
lichen Geländebeschaffenheit anstrebten. Diese Be-
schaffenheit, die von Natur aus stark variieren
kann, bringt es mit sich, daß auch die dort angeleg-
ten Wehranlagen, ganz gleich, aus welcher Zeit sie
stammen, hinsichtlich ihrer Form und Größe ent-
sprechend variieren und sich damit weitgehend
einem starren Schema oder einer Typisierung ent-
ziehen, die eine Gliederung und zeitliche Einord-
nung erleichtern würde.
Ausgesprochene Höhenlagen von Wehrbauten auf
exponierten Bergkuppen sind südlich der Donau
im Bereich des tertiären Hügellandes mit seinen
recht ausgeglichenen Oberflächenformen nicht zu
erwarten. Eine Ausnahme bildet der südlich der
Donau um 74 Meter steil aufragende Natternberg,
der außer der mittelalterlichen Burg noch zusätz-
liche Wall/Graben-Elemente um sein Plateau trägt.

50) Neuhausen 6, Lkr. Landshut.
51) Reisbach 1 (Beil. 27, 3, Taf. 16, 1), Lkr. Dingolfing-Landau; Grubweg 1, krfr. St. Passau.
52) Geiselhöring 3, Lkr. Straubing-Bogen.

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