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Pan <Berlin> — 1.1895-96 (Heft I und II)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3164#0076
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2(u$ meinem £eben

Berlin 1840

Siterarifcfje SSeteme. See genaujäSerein: grijj
3uliu$ gaudjer.

aefj, ßermann äJlaron,

m ©cfytuf bcö »origen Äapifefö fprad; id;
»on ein paar arbeiten, einem fleinen <£poß
unb einem längeren Dvoman, an benen
id; wafjrenb beö ©ommerg 1840 arbeitete.
£)ag taft mid; jegt übergeben ju bem
titerarifrfjen 2$erfef>r, ben id; bamalß
(jaffe. Siefer war, auf meine befd;eibenen
£ebeng»erl)atfniffe l;in angefefm, ein fetyr
guter ju nennen unb machte mid; jierolid;
gleid;jeifig jum SKitgliebe jmeier Siebter*
gefellfcfyaffen, beren eine ft'd; nad; Senau,
bie anbere nad; Olafen benannte. Scn

beiben Siebtem, bie bie tyafycn biefer Vereine waren, bin id; big

biefen Sag treu geblieben.

3d; beginne mit bem £cnau*58erein, in ben id; mid) burd;

meinen greuttb grifj €ffelbad; eingeführt faf). 3ttnad;ft ein 5Bort

über biefen meinen gteunb.

Steine 25efanntfd;aff mit ü)m (§ri§ Sffelbad)) batierfe
fd)on »on ber ©cfyule fjer unb fyafte ftet) fo ploglid; unb beinaf)
fo (eibenfd;aftlid; eingeleitet, wie fonff wol)l bie Siebe, nid;t aber
eine greunbfcfyaft ju beginnen pflegt. 3cfy war auf einem mitr;
fifdjen ©uf ju 93efud? gewefen unb machte »du bortfjer bie SiüdV
reife nad; Berlin mit ber immer nad; einer 2irf 3ud;ten(eber
riedjenben alten gaf>rpoft. ©leid; nad; SO?iffernad;t tarnen wir
in Oranienburg an, in beffen spaffagierffubc mir ein fd;lanfauf;
gefd;offener junger SWenfd; Bon etrea 15 3a^ren auffiel, ber für
nid)tß anbteß Slugen $u f>aben feinen, alß für feine bret jüngeren
©efcfywiffer. 3d; würbe fofort tton einem ©efül)l ffavfficr gu;
neigung erfaßt unb fagte mir: „ja, fo mod;fe(t 2)u fein! ja,
wenn Su folgen greitnb je tjaben tonnteff!" 3lber wer befcfyreibf
mein ©faunen unb Sntjücfen, alß id) benfetben jungen 9D?enfd;en
am anbern SRorgen in meiner @d;u(f*laffc öorfanb. <£r t>affe biß
bab,in bem „^oadjimötfjaP angehört unb ftd; erft ganj Por
Sur&em entfd;loffen, baß ©t;mnaft'um mit ber @ewerbefd;u(e ju

ecrtaufd;en, »eil ü)m alte Sprachen ju fcfywcr würben. €r war
überhaupt t>on fef>r mäßigen Anlagen, aber t>on einem ganj auß<
gcjeid;neten €b,araffer, fein, t>ornef)m, treu, gütig. Seiber aud;
ein wenig fenfimental unb babei ganj 3bealift, toaß öerl>angmjj*
»oll für il>n würbe. Siemlid; fpat, aiß er fcfyon SKiffe ber jwanjtg
fein mod;te, begann er ft'd; ber Sanbwirtl)fd;aft ju wibmen unb
ging ju biefem Berufe nad; ©cfyteft'en, allwo er benn aud;, nad;*
bem er ftd; in f)of)erem SQjanncöalter glücflid; t>erf>eiratf)ef £>affe,
gefforben ijt. 3" öen %al)vcn aber, bie feiner 2Serf>eiratl)Uttg
weit »orauögingen, ging er burd; fd;werc Prüfungen. €r l>atfe
ftd; auf bem @ut, auf bem er bie £anbwirtl)fd;aft ju lernen
begann, in_ein^ofmabd;en verliebt, fo leibenfd;aftlid;, fo biß pxm
©terben, ba$ er fte ju ^eirat^en befd;(of. 3(je ganj ungewol>n*
lid;er Siebreij, mit natürtid;er Älug^eit gepaart, lief biefen €nfe
fd;luf aud; alß öerpanbig erfd;einen. Sr gab fte, nad; 5$re3(au
l)in, in spenfton, um fte f)ier fjeranbilben ju (äffen unb erfef>nfe
ben Jag ij>rer Bereinigung. 3» öen ©fernen aber war cß anbevß
befd;(ojfen; feine fyalböaterlid; pabagogifd;e gürforge, bie e3 mit
SBilbung unb Srjieljung ganj ernff nab;m, erfd;ien bem reijenben
@efd;opf alßbalb nur langweilig unb fomifd; unb fo wanbte fte
ft'd; anbern ©Ottern ju. Sag 2Serlobnif muffe wieber geloff
werben, nad;bem cß if>m ein ©tue! feineö beften ijerjcnö gefoftef f>atte.

©ommer 1840 aber, um bie 3cif t>on ber id; f)ier erjat>le,
ftanben biefe fd>merjlid;en €reignijfe nod; weit auß unb grifc
€ffelbad; erfreute ft'd; froher, glüctlid;er läge, bie bie natürlid;e golge
feiner grofen Beliebtheit waren. €r war in mef)r atö einem
Äreife f;eimifd; unb bewegte ftd; innerhalb ber ginanj* unb
SBeamfenwelt mit berfelben £eid;figfeif wie innerhalb ber SBourgeoift'e.
©elegenflid; nal>m er mid; in biefe Greife mit unb fo fam cß
meinerfeifö ju ©affrollen.

Sßon einer biefer ©affrolten, unb jwar einer innerhalb ber
SBourgeoift'e gegebenen, fpred;e id; ^ier juerff.

„?ß3eipf £m", fo f»ef cß cineß Zagcß feinerfeitö, „£>u fönnteft
mir cigentlid; eine spolterabenbrolle fd;reiben unb wenn Su'ö
nod; bejfer mit mir t»orl;aff, fo fd;reibft Su Sir felber aud; eine
unb begleitcft mid;/'

„®o ift cß beim?'

„<£ß ift bei einem jjoffd;lad;termei(ter in ber Älofterftrafe.
Sid)t neben bem „©rünen SBaum.'7

„0, baß iff ja meine ©egenb. SSon ba faxten ja immer
unfre Kttppiner tauberer ab."

„?ßutt gut; nimm baß alß einen gingeqeig."

Unb wirtlid;, id) fd^rieb nid;t blof t^m, fonbern aud; mir
eine <polferabenbrolle. 25on ber feinigen weif id; nid)tß me^r,
bie meinige aber war bie eines* ben linfen guf etwa^ nad;jie^enben

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