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RUNDSCHAU

DIE ENTWICKELUNG DES PAN*)

KUENSTLER, Schriftsteller, Forscher und Kunst-
freunde hatten sich zusammengethan, um die
materiellen und ideellen Grundlagen eines von jeder
Speculation unabhängigen Organs für Kunst undLitera-
tur zu schaffen, das, allein der Sache dienend, keiner der
sogenanntenRichtungenüberantwortet werden sollte.

Dies Programm und seine Vertreter hatten die
Hoffnung erweckt, dass eine oft berathene Idee
zur Wirklichkeit werden könnte, und weite Kreise
sahen dem Ausfall gespannt entgegen.

Nur gegen die vornehme Ausstattung, die das
Programm verhiess, wurden hie und da Bedenken laut.
Die Volkstümlichkeit, die direkte Wirkung auf die
Masse, sei damit ausgeschlossen. Aufsichtsrat und
Vorstand dagegen hatten sich keinen Augenblick der
Täuschung hingegeben, dass bei uns ein billiges,
volkstümliches Kunstblatt zur Zeit auch nur möglich
wäre, wenn es wirklich Kunst bringen und nicht
dem Geschmack der Menge fröhnen wollte. Volks-
tümlichkeit steht nie am Anfang sondern stets am
Ende der Entwicklung, denn alle Kultur beginnt
aristokratisch, und ihr Niveau wird nicht gehoben
wie das eines Teiches, in den man viel Wasser
einströmen lässt. Das Wesen der Bildung ist
Qualität, nicht Masse. So sollte der Pan durch die
Vornehmheit der Ausstattung der Bedeutung seines
künstlerischen und literarischen Inhalts entsprechen.

*) Dieser Aufsatz wurde vor dem Rücktritt des früheren
Vorstandes geschrieben und sollte im dritten Heft zugleich mit
einer Erwiderung erscheinen, in der der, Vorstand, Fseine ab-
weichende Ansicht darzulegen beabsichtigte.

Ist aber das Programm, das dem Aufsichtsrat
Männer aller künstlerischen Bekenntnisse zugeführt
hatte, durch die ersten Hefte schon erfüllt worden?

Niemand wird es behaupten und in der ge-
sprochenen und gedruckten Kritik hat sich eine
ziemlich allgemeine Enttäuschung Luft gemacht.
Im günstigsten Falle wurde abwartend geäussert,
ein Urteil sei erst nach Vollendung des ersten
Jahrganges möglich. Auch war es kein Geheimnis,
dass die Wünsche mancher Mitglieder des Aufsichts-
rats nach anderer Richtung gingen als die des
Vorstandes. Dies Verhältnis fand sogar im Texte
des neuen Blattes seinen Ausdruck.

Es dürfte sich empfehlen, diesen abweichenden
Standpunkt schon heute, wo der Pan noch mitten in der
Entwicklung begriffen ist, darzulegen, und in all-
gemeinen Umrissen anzudeuten, wie sich der Aus-
bau des ursprünglichen Programmes gestalten könnte.

Pan muss ein deutsches Kunstblatt werden.
Das internationale Organ, das von Japan, New-York
und allen Kulturzentren Europas das Beste, was
in Kunst und Literatur alljährlich entsteht, zusammen-
fassen will, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Und
selbst wenn es sich auf Westeuropa beschränken
wollte, was könnte es bieten? Im besten Falle
eine Erlustigung für einige Feinschmecker. Wer
sich für die Bewegung in Frankreich oder England
oder im Norden ernstlich interessiert, wird doch
andere Quellen suchen müssen. Das Gebiet ist
zu gross und der mögliche Umfang des Pan zu
eng, als dass mehr als ein Spiel herauskommen

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