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JUGENDEN UND ALTER

Leis aus Dunkeln löst sich mir ein stilles
Abendsonnenbild. Ich selber drinnen
Schreit', ein Jüngling, an des Vaters Seite
Durch das Wallen segenschweren Korns.
Deutlich seh ich bis aufs kleinste Fältchen
Seine feinen, klugen, guten Züge,
Seh die Felder, wo jetzt Strafsen starren,
Und die grüne Bank am alten Birnbaum
Dort am Hügel, fern im West die Türme,
Und die blauen Blumen rings im Golde —

Welt, wo bist du? . . .

Da vor meinem Auge sinken Schatten,

Mir berührt ein fernes Licht die Seele,

Und ich sehe mit erhelltem Blicke.

Welten seh ich in die Ewigkeiten

Langsam sinken, wie vergessne Lande

In die Meere sanken. Auf der Fluten

Grund seh ruhn ich dies mein Einst. Doch tiefer

Seh ich wieder Meer und unterm Meere

Wieder eine Welt, und wieder Meere,

Wieder Welten, Jugenden und Alter

Von Geschlechtern. Und ich höre deutlich,

Wie die Stimmen aus den Welten hallen,

Lebensstimmen. Denn sie leben alle,

Jede lebt für sich ihr reiches Leben

Unter ihrer eignen fremden Sonne

Ruhig weiter ohne uns hier oben,

Die wir selten nur sie, staunend, hören,

Immer seltner, immer leiser, wie sie

Tiefer in die ewgen Meere sinken.

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