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Siegsicher schaust du mir ins Angesicht

und weifst, noch schlägt die rechte Stunde nicht.

Erst wenn die Seele nach Erlösung schreit,

dann ist es Zeit.

Jetzt spinnst du bunte Truggebilde vor

und flüsterst mir von Macht und Ruhm ins Ohr

und flehst mit Stimmen der Kinderzeit

und bist wie Liebe — und bist das Leid.

Zu siegen ob der Lebensqualen Schwärm,
da müfste hämmern ich mit starkem Arm,
dafs rot der Kräfte Funkengarbe sprüht!
Doch ich bin müd.

Die weifse Fahne der Ergebung winkt,
die letzte Brücke lautlos niedersinkt ....
Du reichst mir Lethe voll Seligkeit
und bist wie Liebe — und bist das Leid.

Das tolle Wahnsinnsjagen nach dem Glück,

wie liegt es heute dämmerweit zurück!

Und Alles, was mich einmal hielt im Bann,

zerrann, zerrann.

Du deckst mit weicher Hand die Augen zu,

hauchst mir ein Zauberwort von Meeresruh,

von Klosterfrieden, von Einsamkeit

und bist wie Liebe — und bist das Leid.

C 105 B

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