festen Glauben an den Besitz der reinen Lehre auf den Glanz
des Vatikans etwa mit den Gefühlen geblickt haben, mit denen
die ersten Christen auf die heidnische Pracht der römischen
Tempel herabsahen. Was galt die Kunst, wo es um das Heil
der Seele ging.
Zwei Mächte vor allen
waren thätig als Propagan-
disten einer einheitlich west-
europäischen Kultur: Rom
und der Handel. Die aus-
gleichende Civilisationsarbeit
der Kirche war zu Anfang des
16. Jahrhunderts im Wesent-
lichen beendigt. Und als Rom
noch einmal kräftig ausgriff,
galt es nur noch die Konsoli-
darität der altgläubigen Mächte.
Der Grofshnndel verbreitete
eine verfeinerte Kultur von
einigermafsen einheitlichem
Gepräge gerade im 15. und
16. Jahrhundert. Der Handel
und mit ihm Luxus, Reichtum
und städtische Civilisation ging
die Wege der Hanse, weckte
Venedig, Florenz, Brügge, Gent,
Lübeck, Antwerpen, Augsburg
zu glänzendem, kunstreich ge-
schmücktem Leben. In den
reichen Handelsstädten fanden
die Bedingungen sich zu-
sammen, die eine höhere Kunst-
übung forderte. Wie wenig
bedeutete daneben das Mäce-
natentum des deutschen Adels
und der deutschen Fürstlich-
keiten. Selbst Maximilian ver-
darb mit seinen spröden Auf-
gaben, was er durch kluge
Auswählung der Künstler gut
machte.
Gehen wir die Strafsen des
Welthandels, Wittenberg be-
rühren wir kaum. Luthers
Krieg erhöhte die Mauer, die
Wittenberg gegen die italie-
nische Kultur abschlofs. Italie-
nische Kultur aber und euro-
päische Kultur, um 1530 waren
das beinahe schon Synonyma.
Wittenberg war die Feste, in
der der deutsche, sächsische
und protestantische Geist ge-
schützt wurde, nicht ohne
Gefahr für die Eingeschlos-
senen , gefährlich namentlich
für den Künstler. Cranach war
nicht der Mann, ohne Rivalen,
ohne Kritik, auf dem jungen
Boden zu dem neuen Inhalt die
neuen Formen zu finden. Selb-
ständig blieb er freilich, und
C 164 I)
des Vatikans etwa mit den Gefühlen geblickt haben, mit denen
die ersten Christen auf die heidnische Pracht der römischen
Tempel herabsahen. Was galt die Kunst, wo es um das Heil
der Seele ging.
Zwei Mächte vor allen
waren thätig als Propagan-
disten einer einheitlich west-
europäischen Kultur: Rom
und der Handel. Die aus-
gleichende Civilisationsarbeit
der Kirche war zu Anfang des
16. Jahrhunderts im Wesent-
lichen beendigt. Und als Rom
noch einmal kräftig ausgriff,
galt es nur noch die Konsoli-
darität der altgläubigen Mächte.
Der Grofshnndel verbreitete
eine verfeinerte Kultur von
einigermafsen einheitlichem
Gepräge gerade im 15. und
16. Jahrhundert. Der Handel
und mit ihm Luxus, Reichtum
und städtische Civilisation ging
die Wege der Hanse, weckte
Venedig, Florenz, Brügge, Gent,
Lübeck, Antwerpen, Augsburg
zu glänzendem, kunstreich ge-
schmücktem Leben. In den
reichen Handelsstädten fanden
die Bedingungen sich zu-
sammen, die eine höhere Kunst-
übung forderte. Wie wenig
bedeutete daneben das Mäce-
natentum des deutschen Adels
und der deutschen Fürstlich-
keiten. Selbst Maximilian ver-
darb mit seinen spröden Auf-
gaben, was er durch kluge
Auswählung der Künstler gut
machte.
Gehen wir die Strafsen des
Welthandels, Wittenberg be-
rühren wir kaum. Luthers
Krieg erhöhte die Mauer, die
Wittenberg gegen die italie-
nische Kultur abschlofs. Italie-
nische Kultur aber und euro-
päische Kultur, um 1530 waren
das beinahe schon Synonyma.
Wittenberg war die Feste, in
der der deutsche, sächsische
und protestantische Geist ge-
schützt wurde, nicht ohne
Gefahr für die Eingeschlos-
senen , gefährlich namentlich
für den Künstler. Cranach war
nicht der Mann, ohne Rivalen,
ohne Kritik, auf dem jungen
Boden zu dem neuen Inhalt die
neuen Formen zu finden. Selb-
ständig blieb er freilich, und
C 164 I)