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LIEDER

Auf Deinem Haupt schmolz eine goldenrote Krone,
Davon glüht nun Dein Haar so goldenrot und stolz.

Aus Deinen Augen zieht das stille herbe Lied
Der tiefen ungeweinten Thränen.

Schliefen denn niemals Sonnenstrahlen auf Deinen Lippen?

Man könnte wähnen,

Du habest nie Dich selbst gesehn,

So arm bist Du.

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Unsere Augen so leer,
Unsere Küsse so welk,
Wir weinen und schweigen,
Unsere Herzen schlagen nicht mehr.

Die Schwalben sammeln sich draufsen am Meer,
Die Schwalben scheiden,
Sie kommen wieder,
Aber niemehr uns beiden.

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Und jede Pore, die einst für Dich brannte,
Jeder Gedanke, der Dich kosend nannte,
Mufs sich in meinem Blute hassend wenden,
Und statt der Süfse — Galle nach Dir senden.

Doch das ist nicht das Ende.

Das Ende ist, wenn meinen Händen,

Meinen Lippen, meinen Augen,

Das schwere lange Bluten endet

Und sie dann endlich, durch das leere fremde Schweigen,

Sich wieder zögernd zu Dir neigen

Und sagen können: „Freund."

Dann ist das Ende meiner grossen Liebe.

Maximilian Dauthendky

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