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fanden. Sie hat gesorgt, dafs die Werke der grofsen und
der kleinen Talente, die sie um sich versammelte, zur ge-
bührenden Geltung kamen. _

Und was ihr zu ganz besonderem Ruhme gereicht und
ihr Bestehen rechtfertigt, ist der erzieherische Emflufs aur
das Publikum. Sie hat die Freude an künstlerischen Dingen, die
bedenklich abnahm, wieder gehoben. Sie gewöhnte die Menge
wieder daran, Kunst mit den Sinnen zu geniefsen, sich von
der hohlen Historie, der rührenden Erzählung und dem anek-
dotischen Kram abzuwenden. Nicht nur die Menge. Denn
durch ihre grofsen Ausflüge nach Berlin, Wien, Nürnberg,
Breslau und Stuttgart hat sie so rührige Propaganda rur ihr

Prinzip getrieben, dafs man jetzt allerorten in den Ausstel-
lungen ihren Einflufs verspürt. Auch die widerstrebenden
Kunstgenossen sind bekehrt worden und selbst im Glaspalast
in München sieht es heute ganz anders aus, als vor vier

Jahren.

Und so wird denn schliefslich ihre Bedeutung für die
deutsche Kunst keine geringe sein. Die Wechselwirkung zwi-
schen Schaffenden und Geniefsenden wird reicher und intimer
und wenn die Schaffenden die Herren bleiben und sich durch
die schlechten Instinkte der Geniefsenden nicht verwirren
lassen, werden wir uns auf die kommende Kunst freuen

dürfen.

Benno Becker

C 247 3
 
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