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"Wirk - Technik auf senk-
rechtem Webstuhl gearbeitet.
Diese mühsame und lang-
wierige Technik, bei der
die Schufsfäden mit den
Fingern einzeln durch die
Kette gezogen werden, hat
den Vorteil, dafs man nicht
auf gebundene Muster be-
schränkt ist, sondern nach
Art derGobelinweberei freie,
bildmäfsige Vorwürfe dar-
stellen kann. Von einem
Abschattieren und Model-
lieren der Motive mufs
allerdings abgesehen werden.
Wenn dies ein Mangel ist,
so wird er reichlich aufge-
wogen dadurch, dafs die

einheitlichen Farbnachen um so breiter und mit der vollen
Tiefe ihrer Töne zur Geltung kommen. Als Material wird
lediglich mit Pflanzenfasern gefärbte Wolle verwendet."

Die künstlerischen Vorlagen für die Gewebe rühren von
Otto Eckmann und Alfred Mohrbutter her. Beide
erkannten dabei wohl, dafs sie, ganz abgesehen von den be-
sonderen Anforderungen, die diese Technik an den Muster-
zeichner stellt, vor allem auch der Eigenart der Landschaft
Rechnung tragen mufsten, in der diese Webereien gefertigt
werden sollten. Ihre Motive sind durchweg schlicht und
fast naiv empfunden. Beim ersten Blicke allerdings fällt
eine gewisse Eckigkeit und Härte in den Linien auf
und eine Schwere in den Farben Übergängen — je mehr
man sich aber mit dieser Kunst befreundet, um so in-

ALFRED MOHRBUTTER, WINTER

timer wirkt der von ihr
ausgehende Reiz, was denn
auch anläfslich einer ersten
Ausstellung in Hamburg all-
gemein anerkannt wurde,
auf Seiten der Kritik wie
auf Seiten des Publikums.
Und da auch die schleswig-
holsteinsche Landes-Regie-
rung den grofsen erzieh-
lichen Wert dieses neu er-
schlossenen Industriezweiges
anerkennt und ihm sowohl
materielle als moralische
Unterstützung zu teil werden
läfst, so ist nicht zu zweifeln,
dafs das junge Unternehmen
sich immer reicher und viel-
seitiger ausgestalten und —
wie in einem kleinen Geleitblatt, dem diese Notizen ent-
nommen, bemerkt ist — dazu beitragen wird, die Farben-
scheu, die noch immer die Ausstattung unserer Wohnräume
beherrscht, zu überwinden.

Was bisher gefertigt wurde sind Paneelfriese, Kissen-
bezüge und Wandteppiche.

Vielleicht wäre es im Interesse einer weiteren Ent-
wicklung des Unternehmens zweckmäfsig, bei den Teppich-
vorlagen das landschaftliche Motiv nicht allzusehr zu
bevorzugen, sondern auch neue ornamentale Muster zur
Geltung zu bringen — umsomehr, als man eine schöne
Landschaft nur ungern mit Füfsen tritt und bei einem Auf-
hängen der Teppiche an der Wand die Einfassungsfranzen
des oberen Randes etwas störend wirken.

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ALFRED MOHRBUTTER, ABENDRÖTE

C 300 b
 
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