Doch darf keinerlei Zwang ausgeübt werden. Nichts
ist für den Sammler unerträglicher als die Mappe der Radier-
vereine. Schon ihr meist sehr grofses Format ist vom
Uebel. Sie schreckt den Liebhaber ab, der sie weder auf-
bewahren kann, noch ihren Inhalt auseinanderreifsen mag,
und sie verführt den Künstler, seine Kompositionen so grofs
anzulegen, dafs sie nicht mehr aus der Hand besehen werden
können.
Einzelblätter, unter deren Zahl man nach Belieben wählen
kann und die der Künstler von selbst nur in wenig umfang-
reichem Format halten wird, üben weit mehr Anziehungs-
kraft und bahnen eine gesündere Art des Sammeins an. Für
den "Wandschmuck müssen Motive in gröfserem Format und
in dekorativerer Technik besonders geschaffen werden.
Dann dürfen die Blätter auch nicht zu teuer werden.
Und dies ist der Punkt, an dem die fördernde Thätigkeit der
Gesellschaften mit Fug und Recht einsetzen kann. Sie wollen
die Platten erwerben und die Abdrücke ungefähr zum Selbst-
kostenpreis abgeben, aber wie bei der Liebhaberbibliothek
ausschliefslich in Hamburg.
Dies waren die Grundsätze, nach denen die Gesellschaften
zu verfahren beschlossen.
Die Kommission für die Verwaltung der Kunsthalle ist
diesen Bestrebungen, nachdem die ersten Schritte gethan
waren, zu Hülfe gekommen, indem sie eine Kupferdruck-
presse anschaffte und allen Künstlern zur freien Verfügung
stellte.
Der Erfolg ist überaus erfreulich. Eine gröfsere Anzahl
von Künstlern hat sich mit den aufgegebenen Reproduktions-
mitteln beschäftigt. Die Zahl der auf diesem Wege entstan-
denen Kunstblätter wächst von Monat zu Monat. Was dieses
Heft von Hamburgischen Künstlern bringt, ist durch die neue
Anregung entstanden. Besonders wichtig verspricht die Wie-
derbelebung der Technik des künsterischen Buntdruckes zu
werden.
Man ist im Inlande vielfach der Meinung, dafs diese Be-
strebungen der Hamburger Kunstfreunde als Nachahmung
englischer Vorbilder aufgenommen seien. Dies beruht jedoch
auf einem Irrtum. Der englische Einflufs ist seit einer Ge-
neration sehr zurückgegangen. Gegenwärtig dürfte er in Berlin
weit kräftiger wirken als in Hamburg. — Wenn sich dennoch
Aehnlichkeiten zeigen, so geht dies aus der nahen Verwandt-
schaft des Volksstammes und der Lebensbedingungen hervor.
Die beiden Hamburger Gesellschaften sind nicht darauf
ausgegangen, in Nachahmung fremder Vorbilder künstlich
neue Bedürfnisse zu wecken, sondern sie haben vorhandene
Kräfte zusammenzufassen und zu organisieren versucht. Darin
fühlen sie die Berechtigung ihrer Existenz und ihres Wirkens.
Und wo immer sie neue Ziele aufgestellt haben, gehen sie
vom Boden des Bestehenden aus. Das wird auch künftig so
bleiben.
Ihr Augenmerk ist überall die Pflege der künstlerischen
Bildung durch Selbsterziehung.
Um eine Vorstellung von ihren Bestrebungen und Lei-
stungen zu geben, teilt der Pan eine Reihe ihrer Zeichnungen
und Holzschnitte mit.
Alfred Lichtwark
C 308 3
ist für den Sammler unerträglicher als die Mappe der Radier-
vereine. Schon ihr meist sehr grofses Format ist vom
Uebel. Sie schreckt den Liebhaber ab, der sie weder auf-
bewahren kann, noch ihren Inhalt auseinanderreifsen mag,
und sie verführt den Künstler, seine Kompositionen so grofs
anzulegen, dafs sie nicht mehr aus der Hand besehen werden
können.
Einzelblätter, unter deren Zahl man nach Belieben wählen
kann und die der Künstler von selbst nur in wenig umfang-
reichem Format halten wird, üben weit mehr Anziehungs-
kraft und bahnen eine gesündere Art des Sammeins an. Für
den "Wandschmuck müssen Motive in gröfserem Format und
in dekorativerer Technik besonders geschaffen werden.
Dann dürfen die Blätter auch nicht zu teuer werden.
Und dies ist der Punkt, an dem die fördernde Thätigkeit der
Gesellschaften mit Fug und Recht einsetzen kann. Sie wollen
die Platten erwerben und die Abdrücke ungefähr zum Selbst-
kostenpreis abgeben, aber wie bei der Liebhaberbibliothek
ausschliefslich in Hamburg.
Dies waren die Grundsätze, nach denen die Gesellschaften
zu verfahren beschlossen.
Die Kommission für die Verwaltung der Kunsthalle ist
diesen Bestrebungen, nachdem die ersten Schritte gethan
waren, zu Hülfe gekommen, indem sie eine Kupferdruck-
presse anschaffte und allen Künstlern zur freien Verfügung
stellte.
Der Erfolg ist überaus erfreulich. Eine gröfsere Anzahl
von Künstlern hat sich mit den aufgegebenen Reproduktions-
mitteln beschäftigt. Die Zahl der auf diesem Wege entstan-
denen Kunstblätter wächst von Monat zu Monat. Was dieses
Heft von Hamburgischen Künstlern bringt, ist durch die neue
Anregung entstanden. Besonders wichtig verspricht die Wie-
derbelebung der Technik des künsterischen Buntdruckes zu
werden.
Man ist im Inlande vielfach der Meinung, dafs diese Be-
strebungen der Hamburger Kunstfreunde als Nachahmung
englischer Vorbilder aufgenommen seien. Dies beruht jedoch
auf einem Irrtum. Der englische Einflufs ist seit einer Ge-
neration sehr zurückgegangen. Gegenwärtig dürfte er in Berlin
weit kräftiger wirken als in Hamburg. — Wenn sich dennoch
Aehnlichkeiten zeigen, so geht dies aus der nahen Verwandt-
schaft des Volksstammes und der Lebensbedingungen hervor.
Die beiden Hamburger Gesellschaften sind nicht darauf
ausgegangen, in Nachahmung fremder Vorbilder künstlich
neue Bedürfnisse zu wecken, sondern sie haben vorhandene
Kräfte zusammenzufassen und zu organisieren versucht. Darin
fühlen sie die Berechtigung ihrer Existenz und ihres Wirkens.
Und wo immer sie neue Ziele aufgestellt haben, gehen sie
vom Boden des Bestehenden aus. Das wird auch künftig so
bleiben.
Ihr Augenmerk ist überall die Pflege der künstlerischen
Bildung durch Selbsterziehung.
Um eine Vorstellung von ihren Bestrebungen und Lei-
stungen zu geben, teilt der Pan eine Reihe ihrer Zeichnungen
und Holzschnitte mit.
Alfred Lichtwark
C 308 3