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DIE BERLINER AKADEMIE

M Maiheft des „Pan" (II. Jahrgang,
S. 45—48) hat der Unterzeichnete
einen kurzen Aufsatz veröffentlicht unter
dem Titel: „Die Berliner Akademie,
Gedanken bei der Feier ihres 200jäh-
rigen Bestehens". Darin kommt fol-
gender Abschnitt vor:

„Die Art, wie die Reorganisation, (der Akademie)
„nach Friedrichs Kabinetsschreiben vom 21.
„Januar 1786, durch welches Heinitz zugleich zum
„Kurator der Akademie ernannt wurde, und nach
„verschiedenen rasch sich folgenden weiteren
„Bestimmungen vorgesehen war, atmet recht
„eigentlich den Geist des grofsen Königs: nicht für
„ausschliefsliche Vorbildung von Malern und Bild-
hauern bis zur Ausbildung derselben zu fertigen
„Künstlern in ihrem Fach sollte die Akademie sorgen,
„sondern als grofse allgemeine Schule im
„Zeichnen und Modellieren sollte sie dienen, um
„so vor Allem auch den Kunsthandwerkern zu Gute
„zukommen. Dagegen solle man ja nicht zu viel
„Maler und Bildhauer erziehen, die dem Staat
„schliefslich nichts nützen könnten. Bei der
„Ausbildung sollte das Zeichnen nach dem Leben
„und die Bekanntmachung mit allen nötigen
„Hülfsmitteln in Obacht genommen werden, damit
„jeder Einzelne vor Allem die Technik seines Faches
„gründlich erlerne. Die regelmäfsigen Ausstellungen,
„die gleichfalls schon vorgesehen waren, sollten neben
„Gemälden und Skulpturen auch den Erzeugnissen des
„Kunstgewerbes Platz bieten."

Der Direktor der akademischen Hochschule, Herr
Professor Anton von Werner, hat in einem Aufsatze
über „Aufgabe und Bedeutung der Kunstakademien"

im Januarheft der .„Deutschen Revue" diese Sätze,
die er wörtlich wiederholt, wie die ganze „Reorgani-
sation" Friedrichs II. als „Gebilde meiner lebhaften
Phantasie" bezeichnet; — „eine Kabinetsordre Fried-
richs des Grofsen, sei es vom 21. Januar 1786 oder
irgend einem anderen Datum, welche so schöne Sachen
enthielte, wie sie Herr Geh. Rat Bode, wenn auch in
etwas freier Umschreibung zitiert, existiere überhaupt
gar nicht."

Eine Kabinetsordre Friedrichs II. in Sachen der
Kunstakademie vom 21. Januar 1786 existiert in der
That. Nur habe ich darin geirrt, dafs ich diese
Ordre, die an Direktor Rode gerichtet ist und die,
wie ich behauptet, die Einleitung zu einer Reihe
reorganisatorischer Mafsregeln der Akademie bildet,
mit der vier Tage jüngeren Ordre vom 25. Januar,
in der dem Staatsminister Frh. von Heinitz die Ober-
aufsicht über die Akademie erteilt und die Reorgani-
sation damit wirklich in Angriff genommen wird, in
eine Ordre zusammengezogen habe.* Dieses Ver-
sehen gestehe ich zu; es ändert aber in den That-
sachen nicht das Geringste, und ich halte daher
sonst das oben Gesagte voll aufrecht. Zur Ab-
wehr gegen die schwere Beschuldigung, Urkunden er-
funden und „meine eigenen Gedanken dem grofsen
König untergeschoben" zu haben, sehe ich mich
gezwungen, für jeden der vorstehend von mir her-
vorgehobenen und von Herrn A. von Werner als
Phantasiegebilde bezeichneten Punkte die Belegstellen

* Veranlassung zu diesem Versehen war die Art, wie der
Aufsatz entstand; er wurde, wie Herr A. von Werner schon aus
einem Briefe von mir mitgeteilt hat, auf der Reise in ein italienisches
Bad geschrieben und musste, um das Erscheinen des Heftes nicht
über Gebühr zu verzögern, in der Redaktion korrigiert werden.

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