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ENGLISCHE KUNST IM HAUSE

Zwei tief im englischen Charakter wurzelnde Eigen-
schaften haben die neue Bewegung in der Kunst hervor-
gerufen: die Liebe zum Hause und die Liebe zur Natur.

*

Der Franzose, der zum erstenmal nach England
kommt, bewundert als etwas Fremdes die intime Ent-
wicklung des englischen homelife, die Liebe des Eng-
länders zu Haus und Herd und Familie. Wir Deutschen
sehen darin ein Zeichen der Verwandtschaft, eine
Wiederholung dessen, was wir im eigenen Volks-
charakter kennen und lieben; und doch müssen auch
wir einen Unterschied wahrnehmen. Der Drang nach
Selbständigkeit, nach Unabhängigkeit, der den Eng-
ländern als Volk und als Individuen innewohnt, findet
in dem Verlangen nach dem eignen Hause einen Aus-
druck. Lieber klein, aber eigen; lieber nur zwei Fenster
Front aber ein Stückchen Erde, wo Niemand sonst
mitzureden hat, wo man eigner Herr ist. Das kleine
Haus ist infolgedessen vorherrschend, im Gegensatz zu
unseren Mietshäusern, die nicht nur in unseren Arbeiter-
vierteln stehen, sondern mit geringen Ausnahmen die
Regel in allen, auch den kleineren Städten bilden.
Man darf sich nicht von dem ersten Eindruck, den die
grofsen Englischen Industriecentren bieten, täuschen
lassen, von den gewaltigen Gebäuden der City und der

Geschäftsgegenden. Das englische Leben spielt sich in
den Vorstädten ab, in den kleinen Landstädten, auf
dem Lande. Ueber ganz England hin sind diese ein-
fachen Landhäuser und cottages zu Tausenden zerstreut,
umgeben von kleinen Gärten; wieder in Reih und Glied
aufgestellt, je mehr sie sich den Verkehrs- und Industrie-
centren nähern, schliefslich eng an einander geprefst,
wo der teure Boden den Luxus eines Gartens nicht
mehr gestattet; aber immer ein Ding für sich, selbständig
und bestimmt, nur einem Willen zu dienen. Wo der
Wille, sein eigenes Stück Erde, sein eigenes Heim un-
abhängig und für sich allein zu haben, so lebendig ist,
da mufs auch der Wille, dieses Heim wohnlich zu
gestalten, besonders energisch ausgeprägt sein.

*

Es ist ein oft wiederholtes Wort, dals England
das Land der Industrie und der Kohlen ist; es ist auch
das Land der intimen Landschaft. Aus dem Dunst und
Qualm seiner fürchterlichen Industriecentren ist der
Engländer hinausgeflohen auf das Land mit seinen
grünen Wiesen und grünen Hügeln. Dort hat er seine
Landhäuser hingesetzt, neben eine alte Eichengruppe,
an das fliefsende Wasser, an den Abhang eines buschigen
Hügels. Und er hat alles gethan, um die Natur,
die in dem feuchten warmen Klima so mühelos an

HARRISON, TOWNSEND, TAPETE

FÜR DEN PAN GEZEICHNET

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