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(Uli "'

C. J. VOYSEY, DAMENSCHREIBTISCH

FÜR DEN PAN GRZEICHNET

Tausende, die daraus hervorgegangen sind, über ganz England
hin gehabt haben. Was sie gelernt, haben sie in das prak-
tische Leben hineingetragen; durch sie ist der Boden bereitet
worden, als die grofsen Träger der neuen Ideen auftraten und
dem Fortgang der Kunstentwicklung die Richtung gaben.

Daneben haben sich in den letzten Jahren in den bedeuten-
deren Städten, voran wieder in Birmingham und London,
Kunst-Handwerker-Gilden gebildet, die sich unmittelbar
mit den von Morris angestrebten Zielen begegnen und das
verwirklichen, was in diesen Zielen gesund und erreichbar
war. Die fortschreitende technische Vervollkommnung der
Maschine bringt die Gefahr mit sich, dafs die Handarbeit
schliefslich nahezu vollkommen verdrängt wird; und dafs der
Arbeiter zum Diener der Maschine herabsinkt. Diese Massen-
arbeit, so notwendig und unentbehrlich sie auf vielen Gebieten
ist, wirkt vom künstlerischen Gesichtspunkte aus verflachend.
Der Reiz, den jeder Handarbeit die Liebe und Sorgfalt des
Schöpfers verleiht, ist durch keine mechanische Arbeit zu er-
setzen. Morris hatte die Gefahr, die der Kunst durch den
Verfall des Handwerks droht, richtig erkannt. Durch diese
Gilden, deren Entstehung grofsenteils auf seinen Einflufs
zurückzuführen ist, wird der drohenden Gefahr ein wirksamer
Riegel vorgeschoben. Die Leiter der Gilden in Birmingham
und London, Clavering und Ashbee haben dafür gesorgt, dafs
die in ihren Werkstätten gefertigten Gegenstände heute eine
der ersten Stellen einnehmen. Man darf hoffen, dafs die ernste
und gewissenhafte Arbeit, die hier geleistet wird, einer Ver-

flachung vorbeugen wird, wie sie besonders heute seitens der
Industrie droht, die durch die massenhafte Ausnutzung und
Nachahmung der gegebenen neuen künstlerischen Gedanken
sonst leicht einen schnellen Verfall der Bewegung herbeiführen
könnte.

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Ueberblickt man den heutigen Stand des englischen Kunst-
handwerks, so fällt zunächst auf die ungleichmäfsige Ent-
wicklung auf den verschiedenen Gebieten. Dem Ornament ist
neuerdings wieder die meiste Sorgfalt zugewandt worden; der
eigentliche Gebrauchsgegenstand, insbesondere das Möbel, ist
dagegen etwas mehr in den Hintergrund geschoben worden,
entgegen den ursprünglichen Absichten der Führer. Dabei
mufs indessen zugegeben werden, dafs nach der Beseitigung
des überlieferten Ornaments und nach der Vereinfachung und
Anpassung des Möbels zu seinem Zweck, viel Neues auf
diesem Gebiete nicht zu sagen ist. Der hier abgebildete Stuhl,
dessen Lehne in der Zeichnung unbequem für den Rücken
erscheinen mag, ist in Wahrheit in der sanften Biegung seiner
Rippen dem Körper vollkommen angepafst und bietet einen
denkbar angenehmen Sitz.Für die einfachen Gebrauchsmübel,für
den Schreibtisch, den Wandschrank ist das Streben nach guten
Verhältnissen und nach möglichst sachgemäfser, vorteilhafter
Verwendung des Materials vorherrschend. Die gröfste Auf-
merksamkeit wird der Tapete und dem MöbelstofFzugewendet.
Neben Morris ist hier, wie erwähnt, besonders Crane führend
gewesen. Beim Anblick seiner ornamentalen Zeichnungen
hat man das Gefühl, als könne sich dieser Mann nie veraus-
gaben. Die Fülle von Anregungen, die er täglich von neuem
aus der Natur nimmt, ist erstaunlich und es zeigt sich, dafs
seine Ideenwelt reich genug ist, um auch Anderen wieder als
Anregung und Ausgangspunkt zu dienen. Dabei läfst sich
indessen nicht ver-
kennen, dafs er beson-
ders in neuester Zeit
der Hauptbedingung
nicht gerecht wird,
seinen Werken eine all-
gemeine Verwendbar-
keit zu sichern. Diese
Tapeten und Stoffe
sind viel zu reich, um
anders, als in Prunk-
sälen möglich zu sein.
Eine seiner Pfauenta-
peten z. B. wäre weder
mit den Verhältnissen,
noch mit der Ein-
richtung eines Wohn-
zimmers in Einklang
zu bringen. Im wirk-
samen Gegensatz dazu
giebt Voysey der ein-
farbigen oder nur dis-
kret ornamentierten
Tapete den Vorzug.
Den Hauptnachdruck
legt er auf die Aus- WICKHAM jarvis, lehnstuhl

D FÜR DEN PAN GEZEICHNET

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