aller Festigkeit. — Für die Beschriftung des Bandes gilt vor
allen Dingen wieder die Regel, dafs die Schrift klar leserlich
ist. Golddruck in einer einfachen, lateinischen Type wird
meist die besten Dienste thun. In England sieht man neuer-
dings zuweilen eine Beschriftung des Rückens, die folgender-
mafsen aussieht:
S P E N
S E R S
FAIR
IE QU
E E N E
Das mag originell sein; sicherlich ist es sinnlos. Ist der Rücken
zu schmal, so nehme man eine kleinere Type. Eine Beschrif-
tung des Deckels, die nicht einen wesentlichen Bestandteil
des Ornaments bildet, ist nur für solche Bücher angezeigt, die
ihrer Natur nach bestimmt sind, auf dem Tisch zu liegen.
Für die Ornamentierung des Bandes lassen sich naturgemäfs
keine Regeln aufstellen; hier mufs der Künstler sprechen.
Nur wird darauf hingewiesen werden können, dafs der
Deckel nicht die Bestimmung hat, eine bildliche Darstellung
des Buch-Inhalts zu geben. Und man wird es ferner gern sehen,
wenn das Ornament in einer fühlbaren Beziehung zum Inhalt
steht; wenn z. B. Gottfried Kellers Novellen nicht denselben
Schmuck tragen, wie ein Kochbuch. — Der Binder hat
darauf zu achten, dafs seine Bücher gut aufschlagen, dafs es
nicht wiederholter Kraftanstrengungen bedarf, um ein frisch
gebundenes Buch zu lesen. "Wie man ein Buch aufschlägt,
so soll es liegen bleiben; wer ein Buch erst vor dem Gebrauch
aufkrachen mufs, sollte es zunächst seinem Buchbinder
zurücksenden.
«
Die praktischen Engländer lieben es nicht, ihre Bücher
in zerfetztem Zustand zu sehen; und da sie viel lesen, besonders
wenn sie unterwegs, in der Bahn, im Omnibus sind, daher
ihre Bücher sehr anstrengen, so haben sie nach einem dauer-
haften und billigen Einband suchen müssen. So ist der
Leinenband entstanden, ohne den kein englisches Buch heute
in die Oeffentlichkeit kommt und der dem englischen Buch-
laden sein charakteristisches Gepräge giebt. Die Vorzüge
dieses Einbandes sind einleuchtend. Für die meisten Bücher,
die ein-, zweimal gelesen werden, um dann auf dem Bücher-
regal ihren Platz zu finden, genügt der leichte Leinenband
vollkommen; und er bewahrt das Buch vor dem zerzausten
Anblick, den die in Deutschland und Frankreich veröffent-
lichten Bücher nach wenigen Tagen des Gebrauchs gewähren.
Andrerseits fällt der Preis des billigen Deckels so wenig
ins Gewicht, dafs der Bücherliebhaber, der seine eigenen
individuellen Einbände vorzieht, kein Bedenken tragen wird,
den einfachen Band durch einen kostbareren zu ersetzen. Der
Umstand, dafs die Bücher nicht aufgeschnitten in den Handel
kommen, weist schon auf den beabsichtigten provisorischen
Charakter des Leinenbandes hin.
Man sollte glauben, dafs eine Bewegung zu Gunsten einer
künstlerischen Ausgestaltung des Buches diesen so verbreite-
ten Leinenband zum Ausgangspunkt habe nehmen müssen;
thatsächlich hat die Entwicklung einen anderen Weg ein-
geschlagen und ist erst auf Umwegen wieder beim Leinenband
angelangt. Wieder war William Morris die treibende Kraft.
SAPPHO
TME
BODLEy MtAD
AND
CHICAGO
i
f\
/fti
r"
t
AUBREV
BEA.RDSLEY
BUCHDECKEL
Morris hielt eine Reform der Buchausstattung von Grund
aus für notwendig; und er ging auf die Anfangsgründe der
Buchdruckerkunst zurück. In den frühesten Drucken, deren
Typen sich unmittelbar an den in den Manuscripten ange-
wandten Schrift-Charakter anschliefsen, sah er seine Vorbilder.
Die Gutenbergsche Bibel gab ihm die Anregung zu seinen
gotischen Buchstaben; eine andere Type entwickelte er aus
den gegen Ende des 15. Jahrhunderts von Nicolas Jenson in
Venedig hergestellten Drucken, die ihm stets als vollendete
Beispiele des Buchdrucks vorgeschwebt haben. Die heutigen
Typen erklärte er ausnahmslos für zu lang; wodurch ihre
Leserlichkeit leide. Er zeichnete seine Buchstaben in ein
Quadrat, um ihre Klarheit damit zu erhöhen. Die Anfertigung
eines weichen, dabei widerstandsfähigen Papiers aus unge-
bleichten Leinenlumpen überwachte er selbst. Der Einband
ist stets gleichmäfsig aus Pergament mit seidenen Bändern;
oder aus blauer Pappe mit lichterem Leinenrücken. Bei dem
Druck verwandte er die peinlichste Sorgfalt auf den gleich-
mäfsigen Abstand der Buchstaben und Wörter; und er er-
reichte damit — soweit er seine lateinische Type anwandte
— dafs bei gröfster Deutlichkeit des Druckes der Satzspiegel
nie fleckig wirkt, vielmehr als einheitliche graue Fläche er-
scheint. Die reichen Initialen und ornamentalen Rahmen zu
den Titel- und Anfangsseiten hat er sämtlich selbst gezeichnet,
zum Teil selbst in Holz geschnitten. Diese Anfangsseiten
umfassen meistens auf der linken Seite des aufgeschlagenen
Buches in reichem Rahmen den Titel; auf der rechten in ent-
sprechendem Rahmen den Beginn des Druckes in Kapital-
Buchstaben. Trotz der künstlerischen Wirkung des Ganzen
sind diese Anfangsseiten als gänzlich verfehlt zu bezeichnen;
die Schrift ist so stark ornamentiert, dafs sie kaum zu ent-
ziffern ist. Und das ist nicht der einzige Einwand gegen seine
Bücher. Seine gotische Type, die er allerdings nur selten
anwendet, ist schlechterdings unleserlich; man versuche es
mit einer halben Seite seiner Chaucer-Ausgabe; nach ganz
kurzer Zeit tanzen und schwirren die Buchstaben, dafs man
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allen Dingen wieder die Regel, dafs die Schrift klar leserlich
ist. Golddruck in einer einfachen, lateinischen Type wird
meist die besten Dienste thun. In England sieht man neuer-
dings zuweilen eine Beschriftung des Rückens, die folgender-
mafsen aussieht:
S P E N
S E R S
FAIR
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E E N E
Das mag originell sein; sicherlich ist es sinnlos. Ist der Rücken
zu schmal, so nehme man eine kleinere Type. Eine Beschrif-
tung des Deckels, die nicht einen wesentlichen Bestandteil
des Ornaments bildet, ist nur für solche Bücher angezeigt, die
ihrer Natur nach bestimmt sind, auf dem Tisch zu liegen.
Für die Ornamentierung des Bandes lassen sich naturgemäfs
keine Regeln aufstellen; hier mufs der Künstler sprechen.
Nur wird darauf hingewiesen werden können, dafs der
Deckel nicht die Bestimmung hat, eine bildliche Darstellung
des Buch-Inhalts zu geben. Und man wird es ferner gern sehen,
wenn das Ornament in einer fühlbaren Beziehung zum Inhalt
steht; wenn z. B. Gottfried Kellers Novellen nicht denselben
Schmuck tragen, wie ein Kochbuch. — Der Binder hat
darauf zu achten, dafs seine Bücher gut aufschlagen, dafs es
nicht wiederholter Kraftanstrengungen bedarf, um ein frisch
gebundenes Buch zu lesen. "Wie man ein Buch aufschlägt,
so soll es liegen bleiben; wer ein Buch erst vor dem Gebrauch
aufkrachen mufs, sollte es zunächst seinem Buchbinder
zurücksenden.
«
Die praktischen Engländer lieben es nicht, ihre Bücher
in zerfetztem Zustand zu sehen; und da sie viel lesen, besonders
wenn sie unterwegs, in der Bahn, im Omnibus sind, daher
ihre Bücher sehr anstrengen, so haben sie nach einem dauer-
haften und billigen Einband suchen müssen. So ist der
Leinenband entstanden, ohne den kein englisches Buch heute
in die Oeffentlichkeit kommt und der dem englischen Buch-
laden sein charakteristisches Gepräge giebt. Die Vorzüge
dieses Einbandes sind einleuchtend. Für die meisten Bücher,
die ein-, zweimal gelesen werden, um dann auf dem Bücher-
regal ihren Platz zu finden, genügt der leichte Leinenband
vollkommen; und er bewahrt das Buch vor dem zerzausten
Anblick, den die in Deutschland und Frankreich veröffent-
lichten Bücher nach wenigen Tagen des Gebrauchs gewähren.
Andrerseits fällt der Preis des billigen Deckels so wenig
ins Gewicht, dafs der Bücherliebhaber, der seine eigenen
individuellen Einbände vorzieht, kein Bedenken tragen wird,
den einfachen Band durch einen kostbareren zu ersetzen. Der
Umstand, dafs die Bücher nicht aufgeschnitten in den Handel
kommen, weist schon auf den beabsichtigten provisorischen
Charakter des Leinenbandes hin.
Man sollte glauben, dafs eine Bewegung zu Gunsten einer
künstlerischen Ausgestaltung des Buches diesen so verbreite-
ten Leinenband zum Ausgangspunkt habe nehmen müssen;
thatsächlich hat die Entwicklung einen anderen Weg ein-
geschlagen und ist erst auf Umwegen wieder beim Leinenband
angelangt. Wieder war William Morris die treibende Kraft.
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BEA.RDSLEY
BUCHDECKEL
Morris hielt eine Reform der Buchausstattung von Grund
aus für notwendig; und er ging auf die Anfangsgründe der
Buchdruckerkunst zurück. In den frühesten Drucken, deren
Typen sich unmittelbar an den in den Manuscripten ange-
wandten Schrift-Charakter anschliefsen, sah er seine Vorbilder.
Die Gutenbergsche Bibel gab ihm die Anregung zu seinen
gotischen Buchstaben; eine andere Type entwickelte er aus
den gegen Ende des 15. Jahrhunderts von Nicolas Jenson in
Venedig hergestellten Drucken, die ihm stets als vollendete
Beispiele des Buchdrucks vorgeschwebt haben. Die heutigen
Typen erklärte er ausnahmslos für zu lang; wodurch ihre
Leserlichkeit leide. Er zeichnete seine Buchstaben in ein
Quadrat, um ihre Klarheit damit zu erhöhen. Die Anfertigung
eines weichen, dabei widerstandsfähigen Papiers aus unge-
bleichten Leinenlumpen überwachte er selbst. Der Einband
ist stets gleichmäfsig aus Pergament mit seidenen Bändern;
oder aus blauer Pappe mit lichterem Leinenrücken. Bei dem
Druck verwandte er die peinlichste Sorgfalt auf den gleich-
mäfsigen Abstand der Buchstaben und Wörter; und er er-
reichte damit — soweit er seine lateinische Type anwandte
— dafs bei gröfster Deutlichkeit des Druckes der Satzspiegel
nie fleckig wirkt, vielmehr als einheitliche graue Fläche er-
scheint. Die reichen Initialen und ornamentalen Rahmen zu
den Titel- und Anfangsseiten hat er sämtlich selbst gezeichnet,
zum Teil selbst in Holz geschnitten. Diese Anfangsseiten
umfassen meistens auf der linken Seite des aufgeschlagenen
Buches in reichem Rahmen den Titel; auf der rechten in ent-
sprechendem Rahmen den Beginn des Druckes in Kapital-
Buchstaben. Trotz der künstlerischen Wirkung des Ganzen
sind diese Anfangsseiten als gänzlich verfehlt zu bezeichnen;
die Schrift ist so stark ornamentiert, dafs sie kaum zu ent-
ziffern ist. Und das ist nicht der einzige Einwand gegen seine
Bücher. Seine gotische Type, die er allerdings nur selten
anwendet, ist schlechterdings unleserlich; man versuche es
mit einer halben Seite seiner Chaucer-Ausgabe; nach ganz
kurzer Zeit tanzen und schwirren die Buchstaben, dafs man
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