Hinter dem Abhang wartete der Franz auf
mich. Er war bleich wie frische Leinwand und
zitterte. Und wie er mich anstarrte, mit seinen
schwarzen angstvollen Augen, war mir's, als sah
ich den Vorsteherjakob, wie er damals mit seinem
Vater ins Dorf kam.
Oben an der Krittellei ging er von mir, nach
Weroth zurück. Ich safs auf dem Meilenstein
der neuen Staatsstrafse und sah ihm nach, wie er
laut schluchzend hinunterlief. Von unten glänzten
Schieferdächer des sauberen Dorfes. Und auf
einmal kam eine stille ruhige Freude in mir auf. Da
unten hinter den Tannen war der Vorsteher)akob,
aber hier oben lebte sein Werk.
*
und tttG dem Franz meinen Namen gesagt,
nochCr SCH mk ein PaarmaI- Ich hab die Briefe
mir's Z? i US£ Und Jedesmal> wenn ich sie lese, ist
als ka ge lfgend was zum Sprung bereit und
' ame irgendher ein überlauter Schrei.
ihm f h- Winter hörte ich nichts mehr von
machte umCht ^ ^ Aken* Im ktZten HefbSt
Weroth 1Ch-meme Sachen zurecht und ging nach
Andre v* °ben m der KritteIlei traf ich den
as. Er war zusammengefallen und hüstelte.
" £r Vorsteherjakob? Längst tot. Im vorigen
Winter. Mufs wohl erfroren sein. Alt genug
war er ja. Und verrückt!"
Und der Franz?
„Weggelaufen. Weifs keiner wohin. Hihi!
Dem Alten nachgeschlagen, der Landstreicher!"
Schuft! schrie es da aus mir und ich fafste den
Stock mit beiden Händen. Aber gleich nachher
musfte ich lachen, wie ich ihn so vor mir den
Weg hinunter rennen sah.
Ich mufste lange suchen, ehe ich auf dem
kleinen Kirchhof das Grab fand. Wild und un-
gepflegt lag es zwischen den anderen Gräbern.
Ein plumpes Holzkreuz hing schief ins Gras, weifs
gestrichen. Vorn stand eine Inschrift, vom Regen
verwaschen, kaum noch zu lesen in ungelenken
ländlich verschnörkelten Lettern:
„Hier ruht mein Grofsvatet Jakob Heimling."
Ich weifs nicht warum, aber als ich das las,
fielen mir die Thränen aus den Augen, und doch
war mir's, als hörte ich helle Kinderstimmen singen.
Eine ganze Stunde safs ich vor dem Kreuz.
Dann ging ich weg und war froh, dafs ich keinen
Werother traf. Als ich wieder oben an der
Krittellei war, kam auf einmal ein Rauschen in
die Blätter. Das zog den Berg hinunter über die
wohlgepflegten Bäume der schönen Strafse und die
blanken Dächer von Weroth. Ein Fischreiher kam
aus der Wiese, stieg auf bis vor den lichtgelben
Wolkenrand und flog hoch über mich weg.
Wilhelm Schaefer
t in
**/
l
mich. Er war bleich wie frische Leinwand und
zitterte. Und wie er mich anstarrte, mit seinen
schwarzen angstvollen Augen, war mir's, als sah
ich den Vorsteherjakob, wie er damals mit seinem
Vater ins Dorf kam.
Oben an der Krittellei ging er von mir, nach
Weroth zurück. Ich safs auf dem Meilenstein
der neuen Staatsstrafse und sah ihm nach, wie er
laut schluchzend hinunterlief. Von unten glänzten
Schieferdächer des sauberen Dorfes. Und auf
einmal kam eine stille ruhige Freude in mir auf. Da
unten hinter den Tannen war der Vorsteher)akob,
aber hier oben lebte sein Werk.
*
und tttG dem Franz meinen Namen gesagt,
nochCr SCH mk ein PaarmaI- Ich hab die Briefe
mir's Z? i US£ Und Jedesmal> wenn ich sie lese, ist
als ka ge lfgend was zum Sprung bereit und
' ame irgendher ein überlauter Schrei.
ihm f h- Winter hörte ich nichts mehr von
machte umCht ^ ^ Aken* Im ktZten HefbSt
Weroth 1Ch-meme Sachen zurecht und ging nach
Andre v* °ben m der KritteIlei traf ich den
as. Er war zusammengefallen und hüstelte.
" £r Vorsteherjakob? Längst tot. Im vorigen
Winter. Mufs wohl erfroren sein. Alt genug
war er ja. Und verrückt!"
Und der Franz?
„Weggelaufen. Weifs keiner wohin. Hihi!
Dem Alten nachgeschlagen, der Landstreicher!"
Schuft! schrie es da aus mir und ich fafste den
Stock mit beiden Händen. Aber gleich nachher
musfte ich lachen, wie ich ihn so vor mir den
Weg hinunter rennen sah.
Ich mufste lange suchen, ehe ich auf dem
kleinen Kirchhof das Grab fand. Wild und un-
gepflegt lag es zwischen den anderen Gräbern.
Ein plumpes Holzkreuz hing schief ins Gras, weifs
gestrichen. Vorn stand eine Inschrift, vom Regen
verwaschen, kaum noch zu lesen in ungelenken
ländlich verschnörkelten Lettern:
„Hier ruht mein Grofsvatet Jakob Heimling."
Ich weifs nicht warum, aber als ich das las,
fielen mir die Thränen aus den Augen, und doch
war mir's, als hörte ich helle Kinderstimmen singen.
Eine ganze Stunde safs ich vor dem Kreuz.
Dann ging ich weg und war froh, dafs ich keinen
Werother traf. Als ich wieder oben an der
Krittellei war, kam auf einmal ein Rauschen in
die Blätter. Das zog den Berg hinunter über die
wohlgepflegten Bäume der schönen Strafse und die
blanken Dächer von Weroth. Ein Fischreiher kam
aus der Wiese, stieg auf bis vor den lichtgelben
Wolkenrand und flog hoch über mich weg.
Wilhelm Schaefer
t in
**/
l