Erklärung unnötig ist; dafür scheinen mir einige Worte über
die Arbeiten des Künstlers und seine Richtung, namentlich
innerhalb der Kleinkunst, am Platz zu sein.
E. M. Geyger gehört keineswegs zu den Künstlern, die
aus Unbehagen an der Grenze, die unsere Zeit dem Erfolge
in der bildenden Kunst gesteckt hat, sich zur Kleinkunst ge-
flüchtet haben. Geyger, der im Pan schon durch die pikante
Lösung eines ihm gegebenen unglücklichen und wenig ge-
schmackvollen Motivs sich bethätigt hat, ist in allen Künsten
gerecht und arbeitet in allen mit gleicher Freude und gleichem
Geschick. Sein Dichten und Trachten ist auf das Schaffen
im Grofsen, auf das Monumentale gerichtet, seine ganze Be-
gabung, sein Bienenfleifs drängen ihn zu treuer Naturwieder-
gabe, zu höchster Durchbildung — zur Kleinkunst. Eine
den Japanern nahekommende Schärfe der Beobachtung und
Vertiefung in die Natur, eine Durchbildung bis in das Kleinste
und, daraus entspringend, eine ganz seltene Leichtigkeit und
Meisterschaft in der Handhabung der verschiedensten Tech-
niken verbinden sich mit einer nach dem Grofsen, dem
Kolossalen strebenden Phantasie; Naturalismus und Stili-
sierung mischen sich in eigentümlicher Weise.
In der vielseitigen, nur einem kleinen Kreise von Kunst-
freunden und Künstlern bekanntenThätigkeit des jungen Künst-
lers gehen diese beiden Principien durch, bald das eine hinter
dem anderen zurücktretend, bald in glücklicher Vereinigung,
gelegentlich auch in unvermitteltem Gegensatze. In den Erst-
lingsarbeiten, den trefflich beobachteten geätzten Tierstudien,
versteckt sich die Stilisierung in glücklicherweise in dem feinen
humoristischen Zug der Auffassung5 in der bronzenen Tier-
gruppe „Nilpferd vom Löwen gewürgt", macht sie sich in dem
fast grotesken Aufbau stärker geltend, erhält aberinderWieder-
gabe der Tiere mit einer den Orientalen gleichkommenden
Raffiniertheit der Durchbildung, namentlich der Haut der
Tiere, ein starkes Gegengewicht. Aehnliches gilt von den
beiden Radierungen, die ein nacktes Kind von Affen um-
ringt darstellen (die frühere in kleinem, die andere in sehr
grofsem Format). Die Fülle der Beobachtungen, die über-
raschende Wahrheit und die künstlerische Eigenart in der
Wiedergabe der Tiere nach ihren Typen, Fellen, Bewegungen,
die Feinheit in der Verteilung des Lichts, welches die Formen des
trefflich gezeichneten Kindes in hellem Schimmer aufgelöst er-
scheinen läfst, nehmen der halb humoristischen, halb philoso-
phischen Absicht einer Illustration des Darwinismus die
störende Schärfe. Leider hat das grofse Blatt durch das Zuviel
im Umfang, wie in der Zahl und Mannigfaltigkeit der Tiere die
Wirkung, statt sie zu steigern, gerade vermindert und dadurch
die erstaunliche Arbeit und das aufserordentliche Studium
versteckt, anstatt zur Geltung zu bringen. In ein paar
daneben entstandenen Arbeiten nach alten Meistern: einem
Stich nach dem kleinen Portrait Antonellos und einer mit der
trockenen Nadel wiedergegebenen Landschaft des Hercules
Seghers in der Berliner Galerie, sowie in der grofsen Stich-
Radierung nach Botticellis „Frühling" hat Geyger jedesmal
in ganz eigener, von seinem Vorbilde eingegebener Art, mit
dem Stichel zu malen, durch die Engigkeit der Stichlagen und
durch den Grat ein Bild grau in grau herzustellen sich bestrebt.
Das aufserordentliche Geschick in der Handhabung aller
Mittel wie der Fleifs und die Energie, worin es ihm kaum ein
Zweiter gleich thun wird, werden von Allen darin anerkannt;
aber die Leute vom Fach tadeln die Vergewaltigung der
Technik, die Archäologen finden, dafs sich im Botticelli oder
H. Seghers der Geyger zu stark geltend mache, Umgekehrt
C 43 3
die Arbeiten des Künstlers und seine Richtung, namentlich
innerhalb der Kleinkunst, am Platz zu sein.
E. M. Geyger gehört keineswegs zu den Künstlern, die
aus Unbehagen an der Grenze, die unsere Zeit dem Erfolge
in der bildenden Kunst gesteckt hat, sich zur Kleinkunst ge-
flüchtet haben. Geyger, der im Pan schon durch die pikante
Lösung eines ihm gegebenen unglücklichen und wenig ge-
schmackvollen Motivs sich bethätigt hat, ist in allen Künsten
gerecht und arbeitet in allen mit gleicher Freude und gleichem
Geschick. Sein Dichten und Trachten ist auf das Schaffen
im Grofsen, auf das Monumentale gerichtet, seine ganze Be-
gabung, sein Bienenfleifs drängen ihn zu treuer Naturwieder-
gabe, zu höchster Durchbildung — zur Kleinkunst. Eine
den Japanern nahekommende Schärfe der Beobachtung und
Vertiefung in die Natur, eine Durchbildung bis in das Kleinste
und, daraus entspringend, eine ganz seltene Leichtigkeit und
Meisterschaft in der Handhabung der verschiedensten Tech-
niken verbinden sich mit einer nach dem Grofsen, dem
Kolossalen strebenden Phantasie; Naturalismus und Stili-
sierung mischen sich in eigentümlicher Weise.
In der vielseitigen, nur einem kleinen Kreise von Kunst-
freunden und Künstlern bekanntenThätigkeit des jungen Künst-
lers gehen diese beiden Principien durch, bald das eine hinter
dem anderen zurücktretend, bald in glücklicher Vereinigung,
gelegentlich auch in unvermitteltem Gegensatze. In den Erst-
lingsarbeiten, den trefflich beobachteten geätzten Tierstudien,
versteckt sich die Stilisierung in glücklicherweise in dem feinen
humoristischen Zug der Auffassung5 in der bronzenen Tier-
gruppe „Nilpferd vom Löwen gewürgt", macht sie sich in dem
fast grotesken Aufbau stärker geltend, erhält aberinderWieder-
gabe der Tiere mit einer den Orientalen gleichkommenden
Raffiniertheit der Durchbildung, namentlich der Haut der
Tiere, ein starkes Gegengewicht. Aehnliches gilt von den
beiden Radierungen, die ein nacktes Kind von Affen um-
ringt darstellen (die frühere in kleinem, die andere in sehr
grofsem Format). Die Fülle der Beobachtungen, die über-
raschende Wahrheit und die künstlerische Eigenart in der
Wiedergabe der Tiere nach ihren Typen, Fellen, Bewegungen,
die Feinheit in der Verteilung des Lichts, welches die Formen des
trefflich gezeichneten Kindes in hellem Schimmer aufgelöst er-
scheinen läfst, nehmen der halb humoristischen, halb philoso-
phischen Absicht einer Illustration des Darwinismus die
störende Schärfe. Leider hat das grofse Blatt durch das Zuviel
im Umfang, wie in der Zahl und Mannigfaltigkeit der Tiere die
Wirkung, statt sie zu steigern, gerade vermindert und dadurch
die erstaunliche Arbeit und das aufserordentliche Studium
versteckt, anstatt zur Geltung zu bringen. In ein paar
daneben entstandenen Arbeiten nach alten Meistern: einem
Stich nach dem kleinen Portrait Antonellos und einer mit der
trockenen Nadel wiedergegebenen Landschaft des Hercules
Seghers in der Berliner Galerie, sowie in der grofsen Stich-
Radierung nach Botticellis „Frühling" hat Geyger jedesmal
in ganz eigener, von seinem Vorbilde eingegebener Art, mit
dem Stichel zu malen, durch die Engigkeit der Stichlagen und
durch den Grat ein Bild grau in grau herzustellen sich bestrebt.
Das aufserordentliche Geschick in der Handhabung aller
Mittel wie der Fleifs und die Energie, worin es ihm kaum ein
Zweiter gleich thun wird, werden von Allen darin anerkannt;
aber die Leute vom Fach tadeln die Vergewaltigung der
Technik, die Archäologen finden, dafs sich im Botticelli oder
H. Seghers der Geyger zu stark geltend mache, Umgekehrt
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