FRANZOESISCHE KUNST
DEGAS, JEAN DAMPT, A. LEVEILLE <&&®g&®<&®!f®
PUVIS DE CHAVANNES, GUSTAVE MOREAU ®»a«Kg
DEGAS
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SEIT einem halben Jahre, seitdem ein Bild von Degas in die
Berliner Nationalgalerie gelangt ist, hört man häufiger den Namen
dieses Künstlers, der bisher kaum erwähnt worden ist und von dem
man Bilder kaum hatte sehen können. Da er bei Muther als einer
der Vertreter der jüngsten Gestaltung der französischen Malerei an-
geführt wird, so mögen viele sich versucht gefühlt haben, in ihm
einen verhältnismäfsig jungen Künstler zu erblicken, womöglich
einen Nachfolger Manets, des Begründers der Freilichtmalerei. Und
wenn sie gar hörten, dafs einige geneigt seien, ihn für den gröfsten
der gegenwärtigen französischen Maler zu halten, so konnten sie
leicht fürchten, es werde für einen bisher ganz unbekannten Künstler,
der sich erst noch zu bewähren habe, die Lärmtrommel gerührt.
Dem ist aber nicht so. Degas ist im Jahre 1834 geboren, steht
also jetzt bereits im Alter von 63 Jahren. Er hat noch die Schule
von Ingres, dem Haupte der französischen Klassizisten, durchgemacht
und hat schon in den fünfziger Jahren zu malen begonnen. Seine
besten Bilder sind in den sechziger und siebziger Jahren entstanden.
Wer sie sehen will, mufs nach Amerika gehen oder schwer zugäng-
liche Pariser Privatsammlungen aufsuchen. 1880 schon konnte
Huysmans, der entschiedenste Vorkämpfer der modernen fran-
zösischen Kunst, von ihm schreiben: c'est le plus grand peintre que
nous posse'dions aujourd'hui. Und jetzt sind die Kenner nicht im
Unklaren darüber, dafs er — als Maler — sowohl Puvis de Chavannes
wie Manet überragt. Diese Wertschätzung äufsert sich auch in den
Preisen, die für seine Bilder gezahlt werden. Sachen, die einst mit
25 — 50000 Franken bezahlt worden sind, werden zurückgehalten,
da die Bewegung noch immer im Aufsteigen begriffen ist. Wurde
doch z. B. ein kaum halblebensgrofses Pastell, die Studie einer nackten
Frau, das gewifs ursprünglich nur mit einigen tausend Franken be-
zahlt worden war, auf der Versteigerung der Vever'schen Sammlung
in Paris im Februar dieses Jahres für mehr als 11 000 Franken einem
Kunsthändler zugeschlagen, der nun bereits 25000 dafür fordert.
Wohl gemerkt sind dies nicht Preise, die durch die wandelbare Gunst
der Massen oder durch die Laune bestimmter Gesellschaftskreise be-
dingt werden — denn Degas ist auch in Paris selbst der Masse der
C 57 3
DEGAS, JEAN DAMPT, A. LEVEILLE <&&®g&®<&®!f®
PUVIS DE CHAVANNES, GUSTAVE MOREAU ®»a«Kg
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SEIT einem halben Jahre, seitdem ein Bild von Degas in die
Berliner Nationalgalerie gelangt ist, hört man häufiger den Namen
dieses Künstlers, der bisher kaum erwähnt worden ist und von dem
man Bilder kaum hatte sehen können. Da er bei Muther als einer
der Vertreter der jüngsten Gestaltung der französischen Malerei an-
geführt wird, so mögen viele sich versucht gefühlt haben, in ihm
einen verhältnismäfsig jungen Künstler zu erblicken, womöglich
einen Nachfolger Manets, des Begründers der Freilichtmalerei. Und
wenn sie gar hörten, dafs einige geneigt seien, ihn für den gröfsten
der gegenwärtigen französischen Maler zu halten, so konnten sie
leicht fürchten, es werde für einen bisher ganz unbekannten Künstler,
der sich erst noch zu bewähren habe, die Lärmtrommel gerührt.
Dem ist aber nicht so. Degas ist im Jahre 1834 geboren, steht
also jetzt bereits im Alter von 63 Jahren. Er hat noch die Schule
von Ingres, dem Haupte der französischen Klassizisten, durchgemacht
und hat schon in den fünfziger Jahren zu malen begonnen. Seine
besten Bilder sind in den sechziger und siebziger Jahren entstanden.
Wer sie sehen will, mufs nach Amerika gehen oder schwer zugäng-
liche Pariser Privatsammlungen aufsuchen. 1880 schon konnte
Huysmans, der entschiedenste Vorkämpfer der modernen fran-
zösischen Kunst, von ihm schreiben: c'est le plus grand peintre que
nous posse'dions aujourd'hui. Und jetzt sind die Kenner nicht im
Unklaren darüber, dafs er — als Maler — sowohl Puvis de Chavannes
wie Manet überragt. Diese Wertschätzung äufsert sich auch in den
Preisen, die für seine Bilder gezahlt werden. Sachen, die einst mit
25 — 50000 Franken bezahlt worden sind, werden zurückgehalten,
da die Bewegung noch immer im Aufsteigen begriffen ist. Wurde
doch z. B. ein kaum halblebensgrofses Pastell, die Studie einer nackten
Frau, das gewifs ursprünglich nur mit einigen tausend Franken be-
zahlt worden war, auf der Versteigerung der Vever'schen Sammlung
in Paris im Februar dieses Jahres für mehr als 11 000 Franken einem
Kunsthändler zugeschlagen, der nun bereits 25000 dafür fordert.
Wohl gemerkt sind dies nicht Preise, die durch die wandelbare Gunst
der Massen oder durch die Laune bestimmter Gesellschaftskreise be-
dingt werden — denn Degas ist auch in Paris selbst der Masse der
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