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NAERRISCHE TRAEUME

Heute Nacht träumte mir, ich hielt

Den Mond in der Hand,

Wie eine grofse goldne Kegelkugel,

Und schob ihn ins Land

Als galt es alle Neune.

Er warf einen Wald um, eine alte Scheune,

Zwei Kirchen mit samt den Küstern, o weh,

Und rollte in die See.

Heute Nacht träumte mir, ich warf

Den Mond ins Meer.

Die Fische all erschraken, und die Wellen

Spritzten umher

Und löschten alle Sterne.

Und eine Stimme, ganz aus der Ferne,

Schalt: Wer pustet mir mein Licht aus?

Jetzt ists dunkel im Haus.

Heute Nacht träumte mir, es war

Stockfinster rings.

Da kam was leise auf mich zugegangen,

Wie auf Zehen gings.

Da wollt ich mich verstecken,

Stolperte über den Wald, über die Scheune

vor Schrecken,
Über die Kirchen mit samt den Küstern,

o weh,
Und fiel in die See.

MAX LIEÜERMANN, STUDIE

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