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CASPAR DAVID FRIEDRICH

ASPAR DAVID FRIEDRICH, der
lange vergessene Künstler, verdient es
besonders jetzt wieder genannt zu
werden, denn er verkörperte in sich
die beiden Richtungen, die die Gegen-
wart beherrschen, die naturalistische
wie die symbolistische, und zwar zu
einer Zeit, da die gesamte übrige Künst-
lerschaft noch den Bahnen des acht-
zehnten Jahrhunderts folgte oder dem fernabliegenden Ideal
der Antike nachstrebte. Nur sein Zeitgenosse Otto Runge
ist neben ihm zu nennen. Beide begründeten in den ersten
Jahren unseres Jahrhunderts eine Art der Malerei, die von
dem unmittelbaren Studium der Natur ausgehend das Ziel
verfolgte, poetische Empfindungen zu wecken. Romantiker
waren insofern beide, als sie auf die Befriedigung des Seelea-

lebens ausgingen}

sie suchten solche aber nicht in der Ver-

gangenheit, sondern im eigenen Innern.

Friedrich, der 1774 in Greifswald geboren war, erlernte
die Anfangsgründe der Malerei zu Ende des 18. Jahrhunderts

zu Kopenhagen. Von dort wandte er sich nach Dresden, wo
er bis zu seinem im Jahre 1 840 erfolgten Tode lebte. Gleich
Runge ein nordischer Künstler durch und durch, ging er
nicht darauf aus, die Natur in ihrer berückenden Schönheit
darzustellen, sondern begnügte sich im Gegenteil mit den un-
scheinbarsten Formen ihrer Erscheinung, die er jedoch durch
den Stimmungsgehalt, mit dem er sie erfüllte, weit über das
Alltägliche hinauszuheben vermochte.

Der hier wiedergegebene Sonnenuntergang am Meeres-
strande gehört wahrscheinlich zu jenen Tuschzeichnungen
aus Rügen, die bereits zu Anfang unseres Jahrhunderts ge-
schätzt waren.

Friedrich, der vorübergehend auf der Münchener Aus-
stellung von 1858 die Aufmerksamkeit wieder auf sich
lenkte, hat erst kürzlich einen begeisterten Verkünder in
Andreas Aubert gefunden, aus dessen norwegisch ge-
schriebenem Buche „Professor Dahl" das Friedrich betreffende
Kapitel in der „Kunstchronik" vom 5. März 1896 in Ueber-
setzung erschienen ist.

C in D
 
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