Das Ganze glitt so hin und hin
und ging als wie im Traum:
wie eines nach dem andern kam,
ich sterb und weifs es kaum.'
Kein andrer war, wie der erste war:
da war ich noch ein Kind,
es blieb mir nichts davon als ein Bild,
so schwach, wie schwacher Wind.
Dem zweiten that ich Schmerz und Leid
so viel an, als er mir.
Er ist verschollen: Müdigkeit,
nichts andres blieb bei mir.
Den dritten zu denken bringt mir Scham.
Gott weifs, wie manches kommt/
nun lieg ich auf meinem Sterbebett:
wenn ich nur ein Ding zu denken hätt,
nur ein Ding, das mir frommt.'"
Das Mädchen:
(sie ist aufgestanden und spricht im Abgehn)
Die arme Frau, was die nur meint?
Das ganze Lied ist dumm, mir scheint.
Schlaftrunken bin ich. Mir scheint, dort fällt
ein Stern. Wie grofs ist doch die Welt.'
So viele Sachen sind darin.
Mir kam jetzt manches in den Sinn,
wenn ich nur nicht so schläfrig war
Mir kann doch alles noch geschehn.'
Jetzt aber geh ich schon ins Haus,
ich ziehe mich im Dunkeln aus
und lass die Läden offen stehni
Nun schläft der Vogel an der Wand,
ich leg den Kopf auf meine Hand
und hör dem lang noch singen zu.
Ich hör doch für mein Leben gern
so traurig singen, und von fern.
(geht ab. Es ist völlig Nacht geworden.)
Hugo von Hofmannsthal
C 159 B
und ging als wie im Traum:
wie eines nach dem andern kam,
ich sterb und weifs es kaum.'
Kein andrer war, wie der erste war:
da war ich noch ein Kind,
es blieb mir nichts davon als ein Bild,
so schwach, wie schwacher Wind.
Dem zweiten that ich Schmerz und Leid
so viel an, als er mir.
Er ist verschollen: Müdigkeit,
nichts andres blieb bei mir.
Den dritten zu denken bringt mir Scham.
Gott weifs, wie manches kommt/
nun lieg ich auf meinem Sterbebett:
wenn ich nur ein Ding zu denken hätt,
nur ein Ding, das mir frommt.'"
Das Mädchen:
(sie ist aufgestanden und spricht im Abgehn)
Die arme Frau, was die nur meint?
Das ganze Lied ist dumm, mir scheint.
Schlaftrunken bin ich. Mir scheint, dort fällt
ein Stern. Wie grofs ist doch die Welt.'
So viele Sachen sind darin.
Mir kam jetzt manches in den Sinn,
wenn ich nur nicht so schläfrig war
Mir kann doch alles noch geschehn.'
Jetzt aber geh ich schon ins Haus,
ich ziehe mich im Dunkeln aus
und lass die Läden offen stehni
Nun schläft der Vogel an der Wand,
ich leg den Kopf auf meine Hand
und hör dem lang noch singen zu.
Ich hör doch für mein Leben gern
so traurig singen, und von fern.
(geht ab. Es ist völlig Nacht geworden.)
Hugo von Hofmannsthal
C 159 B