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LIED

Die Nacht die warf sich blaue, blinkende, klingende Schalen zu,
In meiner Seele standest singend und lachend nur immer du

Und mein traumhaft Haus

Mit den Säulenhallen.

Wie du mich dort, Blutmohn im Haar, in der Nacht empfingst,
Sann ich, und in den weiten, roten Hallen mit mir gingst,

Wo an den Säulen grüne Schlangen

Empor sich ringeln im Mondenscheine.

Ach du warst fern; ich sah nur immer wieder hinaus,

Wie der Mond von Silberdach zog zu Silberdach, bis ans letzte Haus,

Und weiter die Nacht ihr blau Tuch wob —

Und meine Seele weinte.

VISION

Auch jetzt noch gehst du oft durch meine Nächte.
Das silberweifse Haupthaar nackt und blofs,
Die stillen dunklen Augen heifs und grofs,
Und wie im Mondglanz schimmert deine Rechte.

Und dann lehnst du an jenen Mormorsteinen,
Wo immer fort der helle Brunnen rinnt,
Und wo die Nacht steht, still, und sinnt;
Und deine treuen Augen weinen, weinen.

W. ZAISS

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