In dem mehr oder weniger archaistischen Etwas, das
Peter Becker eigentümlich ist, suchen manche den besonderen
Reiz seiner Schöpfungen. Und es ist wahr, mit seinen leich-
ten Reminiscenzen an allerhand Vorläufer aus früherer Zeit
weifs unser Künstler einen eigenen Zauber auszuüben, zumal
auf Solche, die in der einheimischen älteren Kunst zu Hause
sind. Da werden wohlbekannte Erscheinungen wach, und, bald
an Schützens Rheinlandschaften, bald an Merians Städtebilder
oder an Elsheimers Historien anstreifend, spinnen sich die
Fäden der Erinnerung bis zu den Gebrüdern Beham und den
anderen deutschen Meistern der Illustration im sechzehnten
Jahrhundert fort. Aber höheren Wert hat doch die Energie
und Freiheit der persönlichen Gestaltungsgabe, die sich
zugleich in Peter Beckers Werken äufsert, und das um so
mehr, je mehr er gerade um ihretwillen zu kämpfen und
auch zu leiden gehabt hat. Er teilte lange Zeit das Los
so vieler originalen Künstlercharaktere, er blieb unver-
standen. Einen kleinen Kreis von Künstlern und Kunst-
freunden hat es wohl immer gegeben, die ihn besser kannten,
aber es hat lange gedauert, bis er auch aufserhalb dieses
Kreises zu unangefochtener Geltung gelangte. Die Menge
wufste ihn nirgends unterzubringen. In der That pafste er
ja auch in keine der vorhandenen und bekannten Richtungen
hinein. In der Schule Jakob Beckers, der einzigen, der er an-
gehört hat, ist er nie ganz heimisch geworden, aber er war auch
kein Parteigänger der Nazarener. Er stand zwar mit Veit
und noch mehr mit Steinle in einem Freundschaftsverhältnis,
dem eine offene gegenseitige Wertschätzung zu Grunde lag,
aber eine engere Geistesverwandtschaft hat er, wie er selbst
betont, zu keinem von beiden empfunden. Es hat eben immer
nur Einen Peter Becker gegeben. Und dabei mufs es auch
bleiben.
Will man die nationale Kunst unserer Zeit auf ihren
Gehalt und ihre Lebensfähigkeit prüfen, so werden Persön-
lichkeiten wie die hier geschilderten ein bevorzugtes Interesse
verdienen. Man wird sie zu den lebendigen und treibenden
Kräften rechnen, zu denen, welche den Fortschritt bedeuten,
und das nicht nur, weil sie eigene und neue Wege eingeschlagen
haben, sondern auch deshalb, weil eine besondere und originale
Stammesart in ihren Werken ausgeprägt ist. Wir dienen
keiner partikularen Bestrebung, wenn wir auf diesen letzten
Punkt besonderes Gewicht legen. Wir räumen damit nur
ein, was die Erfahrung bestätigt, dafs unser Geistesleben ein
Zusammenwirken verschieden gearteter Stammesindividuali-'
täten zur Voraussetzung hat und dafs seine nationale Eigen-
art und Stärke auf der lebendigen Sonderkraft beruht.
Heinrich Weizsaecker
PETER BUKNITZ, BAUMSTUDIE IWCGW<y?i!«<WC«<!Xra?Cxraja<?C<?<WC!G<^at?C^^
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Peter Becker eigentümlich ist, suchen manche den besonderen
Reiz seiner Schöpfungen. Und es ist wahr, mit seinen leich-
ten Reminiscenzen an allerhand Vorläufer aus früherer Zeit
weifs unser Künstler einen eigenen Zauber auszuüben, zumal
auf Solche, die in der einheimischen älteren Kunst zu Hause
sind. Da werden wohlbekannte Erscheinungen wach, und, bald
an Schützens Rheinlandschaften, bald an Merians Städtebilder
oder an Elsheimers Historien anstreifend, spinnen sich die
Fäden der Erinnerung bis zu den Gebrüdern Beham und den
anderen deutschen Meistern der Illustration im sechzehnten
Jahrhundert fort. Aber höheren Wert hat doch die Energie
und Freiheit der persönlichen Gestaltungsgabe, die sich
zugleich in Peter Beckers Werken äufsert, und das um so
mehr, je mehr er gerade um ihretwillen zu kämpfen und
auch zu leiden gehabt hat. Er teilte lange Zeit das Los
so vieler originalen Künstlercharaktere, er blieb unver-
standen. Einen kleinen Kreis von Künstlern und Kunst-
freunden hat es wohl immer gegeben, die ihn besser kannten,
aber es hat lange gedauert, bis er auch aufserhalb dieses
Kreises zu unangefochtener Geltung gelangte. Die Menge
wufste ihn nirgends unterzubringen. In der That pafste er
ja auch in keine der vorhandenen und bekannten Richtungen
hinein. In der Schule Jakob Beckers, der einzigen, der er an-
gehört hat, ist er nie ganz heimisch geworden, aber er war auch
kein Parteigänger der Nazarener. Er stand zwar mit Veit
und noch mehr mit Steinle in einem Freundschaftsverhältnis,
dem eine offene gegenseitige Wertschätzung zu Grunde lag,
aber eine engere Geistesverwandtschaft hat er, wie er selbst
betont, zu keinem von beiden empfunden. Es hat eben immer
nur Einen Peter Becker gegeben. Und dabei mufs es auch
bleiben.
Will man die nationale Kunst unserer Zeit auf ihren
Gehalt und ihre Lebensfähigkeit prüfen, so werden Persön-
lichkeiten wie die hier geschilderten ein bevorzugtes Interesse
verdienen. Man wird sie zu den lebendigen und treibenden
Kräften rechnen, zu denen, welche den Fortschritt bedeuten,
und das nicht nur, weil sie eigene und neue Wege eingeschlagen
haben, sondern auch deshalb, weil eine besondere und originale
Stammesart in ihren Werken ausgeprägt ist. Wir dienen
keiner partikularen Bestrebung, wenn wir auf diesen letzten
Punkt besonderes Gewicht legen. Wir räumen damit nur
ein, was die Erfahrung bestätigt, dafs unser Geistesleben ein
Zusammenwirken verschieden gearteter Stammesindividuali-'
täten zur Voraussetzung hat und dafs seine nationale Eigen-
art und Stärke auf der lebendigen Sonderkraft beruht.
Heinrich Weizsaecker
PETER BUKNITZ, BAUMSTUDIE IWCGW<y?i!«<WC«<!Xra?Cxraja<?C<?<WC!G<^at?C^^
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