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ZWEI BALLADEN

NACH

MAURICE MAETERLINCK UEBERTRAGEN VON FRANZ BLEI

ANTON VAN WELIE, SELYSETTE

„IL NY A PAS ENCORE D'ETOILES DANS LE CIEL, MAIS ELLES SONT PRETES
A LE PERCER DE TOUTES PARTS, ET IL FAUT SE HÄTER, CAR QUAND ELLES
SERONT LA, CE SERA PLUS TERRIBLE" MAURICE MAETERLINCK, AGLAVAINE
ET SELYSETTE, ACTE IV, SCENE 7 e^vxtx^!^^^*™*™™*^'^*™'*

Dreifsig Jahre suchte ich, o meine Schwestern,

Wo er sich barg.
Dreifsig Jahre ging ich, o meine Schwestern,

Und fand ihn nicht.

Dreifsig Jahre ging ich, o meine Schwestern,

Meine Füfse sind wund.
Ueberall war ich, o meine Schwestern,

Und war doch nicht.

Traurig ist die Stunde, o meine Schwestern,

Ich bin so müd.
Schon stirbt der Abend, o meine Schwestern,

Mein Herz thut mir weh.

Ihr seid noch jung, o meine Schwestern,

Geht weit von hier.
Nehmt meinen Stab, o meine Schwestern

Und suchet auch Ihr.

II

Sie hatten getötet drei Mädchen jung,
Zu sehn, was in ihren Herzen war.

Das erste, das war von Tugend voll,
Und sein Blut, wohin es fiofs, sein Blut —
Dort zischten drei Schlangen drei Jahre.

Das zweite von Sanftmut und Güte verging
Und sein Blut, wohin es fiofs, sein Blut —
Dort grasten drei Lämmer drei Jahre.

Im dritten, da war ein tief-tiefer Schmerz,
Und sein Blut, wohin es fiofs, sein Blut —
Dort wachten drei Engel drei Jahre.

(I 259 ]).

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