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II

Die Nacht sah an die Erde.
Sie kam herab zum Leben.

Ich kam aus sieglosem,

mühvollem Tag,

thalab.

Aber in mir blieb

die Einsamkeit

über den Wäldern.

Du dunkles Thal, du schaust,

mich an, wie eine mitleidvolle Frau.

In deiner Ruhe wächst das Brot.

Unterm tiefen Geäst
der Fruchtbäume,
wo die Vögel schlafen,
vom Winde nicht bewegt,
wird das Leben still,
erfüllt — ein Traum.

Thaten der Liebe und das Schuldige

kommen aus dem Schofse

der Jahre,

und gehen zurück zu ihm.

Dunkler Schofs. Dunkles Thal.

Die ewigen Sterne sind da.

*

III

Lang sind die Aecker tot,

verbraucht ihr Schofs.

Leer das Feld. Leer der Weg.

Die Oede braust.

Kein Mensch im Wind.

Sie hält der wärmende Herd.

Und du hast

dein Haus verlassen, Seele,

unruhig! Sehnsüchtig!

Ach! Dafs du die Stimmen

deiner Liebe — Teil

der ewigen Liebe! —

im Winde suchen mufst!

Dafs dein Gesang

überströmend

sich nur in der Oede hebt!

Du vergafsest nicht

die Stunden im Wind,

die, sich selbst ein Rätsel,

deine knabenhafte Liebe weinte.

Aber das früh

kindisch müde Herz

hat seinen Glauben

noch immer gefunden im Wind!

Tausend Lieben

hat der gepeitschten Zweige

liebendes Brausen gesungen!

Brüderlich haben

sich die Bäume gebeugt.

Du glaubtest, du weintest vor Freude!

Schicksal ist der Weg!

Schicksal ist das Feld

und seine erfüllte Pflicht!

Und der Schicksale

Gesang der unendliche Wind!

E. R. Weiss

C 18 D
 
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