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Gröfser und klarer stand der Gott vor meinen Augen, aber wie ohnmächtig
fühlte ich mich in jene Kreisel hinabgezogen; da erblafste das Wolkenbild. Ich glaubte
zu schlafen. Warme Flammen schlugen um meine Schläfe, die wuchsen herauf, wie
das Morgenrot am Himmel emporwächst . . . düsterrot erschienen sie mir, inmitten
stand ein nacktes herrliches Weib.

FEUER WEIBCHEN.

ODE I.

Die thönernen Urnen fallen ein —

Du schlägst die Flammen wie deine Meute,

Mit heifsen Händen packst du die Tiere,

Die vor dir kriechen.
Du bist gewaltig, du bist schön

Und bunt und scheckig wie die Wipfel des Herbstwalds.
Wie der Wals die feuchte Tiefe streift,
Gleitet der Wind liebkosend an dir,

Da hebst du den Fufs
Und gräbst ihn in den Nacken deiner Knechte.

ODE II.

Feuerweibchen!
Wo ist das Moos,
Darüber du hinsinkst
Schlaftrunken? —
Ist es am Waldhang?

— Das Jammern deiner Opfer stört dich nicht,
Das weifs ich.

ODE III.

Die gelben Aehren wiegen sich,

Das sind deine Träume,

Die Garben glühn im heifsen Sommerfeld;

— Aber in urkalter Nacht
Schlagen die Wogen.

ODE IV.

Wer ist der Schemel deiner Füfse? —
Das sind die nackten Leiber deiner Erschlagenen;
Wie Puppen die Arme breiten, wenn sie hinfallen,
Liegen sie da.

ODE V.

Den Grat des Gebirges entlang

Schweifen die Schären deiner Priester,

Die herbe Luft schlürfen sie und weinen über Abgründe.

Wie die mähende Sichel kommt der Wind. —

Den Wiederhall des Todes,

Hörst du ihn?

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