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VERTRAUEN

Das mufs es geben, eine lange Nacht,
Die, tiefverschwiegen, ohne Furcht und Traum,
Schwarz, sternenlos den Tempel überdacht,
Darin nur Eines, nur die Liebe Raum.

Das mufs es geben, einen starken Hauch
Tiefseigen Schlummers nach dem längsten Streit,
Ein schweres Ruhn und eine Stille auch,
Die keine Störung kennt durch Licht und Leid —

Du wirst sie bringen! Du bist himmelher
Auf weichen Schwingen meiner Spur genaht . . .
Es sinkt schon nieder, schwül und dämmerschwer,
Und Abendsänge sterben überm Pfad.

BERUFUNG

Was kann ich dafür, dafs sie droben rufen;
Ein Grufs, eine Glocke, ein Heroldsang.
Ich hab mich kasteit vor Tempelstufen
Eine arme, blutende Jugend lang.

Ein Gralgeleucht am nahen Ziele,
Ein Thron, ein Mohnkranz, ein Schwanengespann
Komm Signorina! So mitten im Spiele
Gehen die Königstage an.

VOELKERMORGEN

Brandiger Duft zieht durch die Welt,
Opfer bringen sie irgendwo.
Castagnetten klirren im Feld,
Königskerzen stehn lichterloh.

An stillem Ort unter Staub und Kraut
Liegt eine Krone das tausendste Jahr . . .
Tief im Land ist ein Jubel laut
Um ein siegendes Königspaar.

Otto Thoerner

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