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ALBERT KRÜGER; ARNOLD BÖCKLIN

TAGEBUCH-AUFZEICHNUNGEN UEBER
ARNOLD BOECKLIN VON RUD. SCHICK

AUS DEN JAHREN 1866, 1868, 1869

HERAUSGEGEBEN VON H. VON TSCHUDI

FORTSETZUNG

26. Juni 66.

Böcklin sprach davon, wie viel man leisten könne, wenn
man gut angeregt sei und die verkörperte Erscheinung des
Bildes innerlich klar vor Augen hätte. Seine Hirschjagd
der Diana im Baseler Museum hat er in vier Sommer-
monaten gemalt (13 Fufs lang und circa 61/* Fufs hoch).

Hätte er nur solch unverwüstlich schöpferisches Talent
wie Rafael! Der würde solch ein Bild wie seinen „floren-
tinischen Dichter" gewifs in 14 Tagen gemalt haben,
während er oft daran zweifelte, ob er es überhaupt so malen
könne und schon eine neue Leinwand bestellen wollte.

Nun hat er das rote Gewand tiefer graurot gestimmt
und die Kappe von derselben Farbe gemalt.
Das vom Kopf herabhängende Zeug schlang er
nicht mehr so eng um den Hals, weil er meinte,
dies und die andersartige Farbe seien der Haupt-
grund gewesen, weshalb die Figur immer zu
kurz und der Kopf zu grofs erschienen sei Man müsse da-
nach streben, Figuren lang und grofs wirken
zu lassen, und nicht durch durchschneidende
Formen oder Farben zu verkürzen. Das wissen
die Frauen auch sehr wohl, dafs ein breiter
Besatz am Kleide klein macht.

Wenn auch dunkler im Ton, sei sein Rot
(als stärkere Farbe) doch an Leuchtkraft der
Wiese draufsen gleich.

28. Juni 66.
Bei seinem Petrarka kommt Böcklin immer auf seine
erste Disposition zurück und hat sie beim Weiterarbeiten
stets im Auge: Links oben Licht, in der Mitte eine grofse
Masse Dunkelheit, die durch die reichen Pflanzen davor noch
gehoben wird, und rechts: das zweite schwächere Licht. Das
Rot in der Figur hat er deshalb so stark hingesetzt, um ge-
nötigt zu sein, die Lokaltöne der Pflanzen recht hervor-
zuheben.

2p. Juni 66.

Mit Böcklin vor Porta del Popolo.
Die Stadt lag in ungewöhnlicher abendlicher Klarheit
vor uns. Der Tiber hatte seinen tiefen Wasserstand.

30. Juni 66.

Böcklin meinte: er würde nie wieder ein Bild beginnen,
ohne der Leinwand nach dem Charakter des Bildes einen
bestimmten Ton gegeben zu haben, aus dem er mit mög-
lichster Benutzung desselben das Bild herauszumalen versuchen
würde.

1. Juli 66.

In seiner Wohnung hatte Böcklin noch verschiedene
technische Versuche hängen, darunter eine schöne, kleine
Landschaft mit einem Mädchen, das von einem
Brunnen in zwei Krügen Wasser zu holen kommt.

C 109 d
 
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