Marie: Dann werden doch unsere Seelen frei,
und wir brauchen keine Worte mehr zu machen.
Rein hold: Ja, sollte es davon kommen?
Marie: Sicher!
Rein hold: Es ist sonderbar, Curt und Anna
wissen davon nichts.
Marie (seufzt).
Reinhold: Ist es nicht merkwürdig, jetzt eben
sind wir doch so vertraut gewesen, wie man mit
Keinem ist, aber ich habe doch die Mauer zwischen
uns gespürt.
Marie: Ja.
Rein hold: Ich weifs es ja, wir hängen nur mit
dem Geist zusammen.
Marie: Ja, ist denn das nicht Alles?
Reinhold: Hm, scheint doch nicht.
Marie: Dein Mifstrauen thut mir weh!
Reinhold: Verzeih mir, aber ich kann es nicht
zurückdrängen.
Marie (giebr ihm die Hand): Verzeihe mir!
Rein hold (küfst sie auf die Stirn).
Marie: Weifst Du, nicht wahr, Du wirst das
verstehen — ich glaube, man mufs sich opfern —
Reinhold: Meinst Du?
Marie: Es ist schlimm, dafs die Bibel so trivial
geworden ist für uns, wir hören sie oft ohne Ver-
ständnis — aber denke Dir: wer sein Leben weg-
wirft, der wird es gewinnen.
Reinhold: Ja, wir stehen in einem pfadlosen
Wald.
Marie: Ach, wir jagen hinter dem Glück her
und wissen nicht, dafs wir es fliehen müssen.
Reinhold: Marie, ich schäme mich nicht vor
Dir, Dir könnte ich alles sagen.
Marie: Das ist doch natürlich.
Reinhold: Weifst Du, meine Selbstmordidee
kommt mir jetzt selber lächerlich vor. Aber denke
Dir, was dahinter gesteckt hat — glaubst Du mir,
ich bin so furchtbar feig. Ich kann ja nichts arbeiten!
Da hab ich immer die grofsen Worte gehabt, was
ich alles thun werde, und nun kann ich nichts.
Siehst Du, das ist's, und ich fürchte mich so vor
der Lächerlichkeit.
Marie: Davor sollten wir uns doch nicht fürchten!
Reinhold: Ach!
Marie: Was hast Du?
Rein hold: Nichts, Nichts.
Marie: Du bist ja so anders!
Reinhold: So, bin ich anders?
Marie: Was ist Dir denn?
Reinhold: Mir, mir ist nichts, was soll mir
denn sein?
Marie: Mein Gott, was ist denn nur?
Reinhold: (fafst ihre Hand) Dafs ich Dich jetzt
doch durchschaut habe, glaubst Du, ich will Al-
mosen?
Marie: Reinhold!
Reinhold: Das ist zu spät — siehst Du, das
Gefühl habe ich ja immer gehabt, dafs Du, dafs Du,
nun, dafs Du Curt lieb hast.
Marie: Reillhold! (wirft die Hände vor's Gesicht.)
Reinhold: Ach, Marie, arme liebe Marie, ich
kenne ja Deine arme, gemarterte Seele, Du hast
Dich für uns alle opfern wollen, und weil Du mir
garnichts geben konntest, so sollte ich wenigstens
die paar Wochen noch die Illusion haben. —
(stürzt ab). —
E. R. WEISS, zierstück:
C 19])
und wir brauchen keine Worte mehr zu machen.
Rein hold: Ja, sollte es davon kommen?
Marie: Sicher!
Rein hold: Es ist sonderbar, Curt und Anna
wissen davon nichts.
Marie (seufzt).
Reinhold: Ist es nicht merkwürdig, jetzt eben
sind wir doch so vertraut gewesen, wie man mit
Keinem ist, aber ich habe doch die Mauer zwischen
uns gespürt.
Marie: Ja.
Rein hold: Ich weifs es ja, wir hängen nur mit
dem Geist zusammen.
Marie: Ja, ist denn das nicht Alles?
Reinhold: Hm, scheint doch nicht.
Marie: Dein Mifstrauen thut mir weh!
Reinhold: Verzeih mir, aber ich kann es nicht
zurückdrängen.
Marie (giebr ihm die Hand): Verzeihe mir!
Rein hold (küfst sie auf die Stirn).
Marie: Weifst Du, nicht wahr, Du wirst das
verstehen — ich glaube, man mufs sich opfern —
Reinhold: Meinst Du?
Marie: Es ist schlimm, dafs die Bibel so trivial
geworden ist für uns, wir hören sie oft ohne Ver-
ständnis — aber denke Dir: wer sein Leben weg-
wirft, der wird es gewinnen.
Reinhold: Ja, wir stehen in einem pfadlosen
Wald.
Marie: Ach, wir jagen hinter dem Glück her
und wissen nicht, dafs wir es fliehen müssen.
Reinhold: Marie, ich schäme mich nicht vor
Dir, Dir könnte ich alles sagen.
Marie: Das ist doch natürlich.
Reinhold: Weifst Du, meine Selbstmordidee
kommt mir jetzt selber lächerlich vor. Aber denke
Dir, was dahinter gesteckt hat — glaubst Du mir,
ich bin so furchtbar feig. Ich kann ja nichts arbeiten!
Da hab ich immer die grofsen Worte gehabt, was
ich alles thun werde, und nun kann ich nichts.
Siehst Du, das ist's, und ich fürchte mich so vor
der Lächerlichkeit.
Marie: Davor sollten wir uns doch nicht fürchten!
Reinhold: Ach!
Marie: Was hast Du?
Rein hold: Nichts, Nichts.
Marie: Du bist ja so anders!
Reinhold: So, bin ich anders?
Marie: Was ist Dir denn?
Reinhold: Mir, mir ist nichts, was soll mir
denn sein?
Marie: Mein Gott, was ist denn nur?
Reinhold: (fafst ihre Hand) Dafs ich Dich jetzt
doch durchschaut habe, glaubst Du, ich will Al-
mosen?
Marie: Reinhold!
Reinhold: Das ist zu spät — siehst Du, das
Gefühl habe ich ja immer gehabt, dafs Du, dafs Du,
nun, dafs Du Curt lieb hast.
Marie: Reillhold! (wirft die Hände vor's Gesicht.)
Reinhold: Ach, Marie, arme liebe Marie, ich
kenne ja Deine arme, gemarterte Seele, Du hast
Dich für uns alle opfern wollen, und weil Du mir
garnichts geben konntest, so sollte ich wenigstens
die paar Wochen noch die Illusion haben. —
(stürzt ab). —
E. R. WEISS, zierstück:
C 19])