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MAX KLINGER, KOPFLEISTE AUS FEDERZEICHNUNGEN 2U AMOR UND PSYCHE
GEDICHTE
VON WILHELM SCHÄFER
IM NEBEL
Im Nebel kam es her:
das schwarze Brückenflechtwerk hängt
quer über sechs Geleisen.
Und wenn ein Zug kommt, bebt und drängt
ein Zittern durch das Eisen.
Und Feuer ist dann unter mir
und Dampf, schneeweicher Dampf,
der hebt mich, trägt mich fort von hier
aus Lärm und Räderkampf.
Ich bin so wolkenüberweit,
so fern — ach Kinderseligkeit:
im Nebel kamst du her.
AUF DER BRÜCKE
Und wie ich so durchs Fenster seh:
den Mond hoch über dem weiten Schnee,
da weifs ich, einmal vor vielen Jahren
bin ich über eine Brücke gefahren.
Im Winter bei klarstem Vollmondschein.
Der Strom tief unten war schwarz und leer.
Ich sah von der Höhe sein Wasser nicht mehr.
Eisschollen leuchteten weifs und rein.
Sie schwebten wie Wolken, tief unten, weit
still über der schwarzen Unendlichkeit.
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