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erfährt bei manchem erst dadurch, dafs sie gar nicht so
hoch hinaufgehen, als es befürchtet hatte. Auch für die
Künstler selbst liegt darin eine nützliche Gelegenheit, ihre
Preisforderungen richtig aufzustellen. Ob ein solches Ver-
fahren auch in Bezug auf die Gemälde und Bildwerke anzu-
wenden wäre, ist eine andere und weniger -wichtige Frage;
ich wüfste aber nicht, weshalb sie anders behandelt werden
sollte. Jedenfalls sind die Künstler vollständig über den
Verdacht erhaben, als ob sie nach Art gewisser Kunsthändler
ein Interesse davon hätten, ihre Preise je nach dem Käufer
und seiner Kaufkraft einzurichten.

Dazu mufs noch eines hinzukommen. Dadurch dafs die
Künstler selbst es übernommen haben, auf den Ausstellungen
ganze Zimmer einzurichten, an Stelle der von den Fabrikanten
eingerichteten Kojen der früheren Kunstgewerbeausstellungen,
ist eine grundlegende Besserung herbeigeführt worden. Nun
werden aber die Veranstalter der Ausstellungen noch einen
Schritt darüber hinausgehen müssen, indem sie neben diesen
einheitlich ausgestatteten Zimmern auch Räume schaffen, in

denen sie die vereinzelten Gegenstände, welche von ver-
schiedenen Künstlern einlaufen, zu einem behaglichen und
zweckmäfsigen Gesamtbilde zusammenordnen. Das läfst sich
nicht mit Erfolg durchführen, so lange man es auf den Zufall
der Anmeldungen ankommen läfst. Sondern für diese Räume
mufs der Rahmen, ihre Gröfse, ihre Bestimmung, ihr Gesamt-
charakter sowie der Bedarf an den wesentlichen Ausstattungs-
stücken vorher genau festgestellt werden. Dann stellt das
Ganze eine Leistung der Ausstellungsleitung dar, wie auch
schon jetzt das Gesamtbild etwa des Mittel- und Hauptraums
einer Ausstellung eine solche bildete. Indem die Veranstalter
der Ausstellung in solcher Weise über das blofse Zur-Ver-
fügung-Stellen von Räumen hinausgehen, greifen sie selbst-
thätig in die Gestaltung des Ganzen ein und arbeiten so für
ihren Teil an der Weiterbildung des Kunstsinnes mit. Wollen
aber die Ausstellungen ihre Daseinsberechtigung bewahren,
so müssen sie immer weiter auf dieser Bahn der schöpferischen
Thätigkeit fortschreiten.

W. v. Seidlitz

MAX KLINGER, KOPF DER „NEUEN SALOME"

C 5° 3
 
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