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die Materie beherrscht. Mit all diesen Gold- und Engels-
stürzen fesselt, blendet und unterjocht der Magier die gläu-
bigen Massen und zwingt sie bebend und zitternd vor dem
Glänze der römischen katholischen apostolischen Kirche in
die Knie, in den Staub.

Nimmermehr haben seine Beschützer, die Väter der Ge-
sellschaft Jesu, in ihrem allerwärts in den neuen Prachtkirchen
bethätigten Triumphe der Gegenreformation, einen gewalti-
geren Sachwalter gefunden.

Bernini lebt in diesen heiligen Hallen, in diesen ver-
goldeten, mit Jaspis, Lapis lazuli und Alabaster reich aus-
gelegten Chören, auf diesen Altären, deren Engel und ver-

körperte Tugenden sich auf die von Nattern und Ungeheuern
umwundenen Dämonen stürzen, oder Kränze spendend dahin-
fliegen, sich rücklings überschlagen oder auf "Wolken nieder-
fallen. — Auch lebt und pulsiert die vulkanische Feuerseele
des Bernini in diesem von ihm wieder aufgebauten Rom; sie
atmet und lebt in der Urbs, in dieser seiner Ruhmeshalle
und er darin als Pontifex Maximus der römischen Kunst im
siebzehnten Jahrhundert, — ein Römer, zu einer Zeit, da
jede römische Kunst erloschen schien.

Berninis Ansehen steigt immer höher; seine künstlerische
Tiara erglänzt heute heller denn je.

Prof. Adolfo Venturi, Rom

MAX KLINGER, GEWANDSTUDIEN ZU KASSANDKA

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