KÖNIGS TÖCHTERLEIN
Sie safs unter einem Wachholderbaum,
ein golden Krönlein im Haar,
und safs so still, und atmete kaum,
und träumte einen gar seligen Traum
von dem König, der ihr Vater war.
Sie sieht auf sonnenbeglänzter Au,
darauf viel Blumen stehn,
ihre Mutter, die liebe, die gute Frau,
strahlend wie des Himmels Tau,
Arm in Arm mit dem Vater gehn.
Zwölf rosige Mägdlein in Seiden fein,
die Wangen wie Milch und Blut,
sie singen wie silberne Glöcklein rein,
und jubelnd stimmen zwölf Knaben ein
von des Königs Kraft und Mut.
Und von der Königin sanftem Sinn,
von ihrem Herzen mild,
singt es und klingt es die Fluren hin,
singt es und grüfst es die Königin,
der holdesten Liebe Bild.
Und Einer schreitet still allein
den Knaben voran im Zug —
er stimmt nicht in Lied und Jubel ein —
froh sieht es das träumende Mägdelein,
wie er des Königs Schwert und Krone trug.
Und wie er schreitet, frohgemut,
und schreitet stolz und frei —
sie achtet nicht der Sonne Glut,
sie fühlt ein Glück nur, süfs und gut,
und weifs nicht, was es sei.
Dem Einen schlägt ihr Herz so heifs,
und schlägt so rasch und laut —
und singt von Liebe, die niemand weifs,
viel schöner als alle die Mägdelein weifs,
von ihrem Buhlen traut. —
Sie safs unter einem Wachholderbaum,
ein golden Krönlein im Haar
und safs so still, und atmete kaum,
und träumte einen gar seligen Traum
von dem Knaben, der ihr Liebster war.
THEODORA ONASCH
€ 72 3
Sie safs unter einem Wachholderbaum,
ein golden Krönlein im Haar,
und safs so still, und atmete kaum,
und träumte einen gar seligen Traum
von dem König, der ihr Vater war.
Sie sieht auf sonnenbeglänzter Au,
darauf viel Blumen stehn,
ihre Mutter, die liebe, die gute Frau,
strahlend wie des Himmels Tau,
Arm in Arm mit dem Vater gehn.
Zwölf rosige Mägdlein in Seiden fein,
die Wangen wie Milch und Blut,
sie singen wie silberne Glöcklein rein,
und jubelnd stimmen zwölf Knaben ein
von des Königs Kraft und Mut.
Und von der Königin sanftem Sinn,
von ihrem Herzen mild,
singt es und klingt es die Fluren hin,
singt es und grüfst es die Königin,
der holdesten Liebe Bild.
Und Einer schreitet still allein
den Knaben voran im Zug —
er stimmt nicht in Lied und Jubel ein —
froh sieht es das träumende Mägdelein,
wie er des Königs Schwert und Krone trug.
Und wie er schreitet, frohgemut,
und schreitet stolz und frei —
sie achtet nicht der Sonne Glut,
sie fühlt ein Glück nur, süfs und gut,
und weifs nicht, was es sei.
Dem Einen schlägt ihr Herz so heifs,
und schlägt so rasch und laut —
und singt von Liebe, die niemand weifs,
viel schöner als alle die Mägdelein weifs,
von ihrem Buhlen traut. —
Sie safs unter einem Wachholderbaum,
ein golden Krönlein im Haar
und safs so still, und atmete kaum,
und träumte einen gar seligen Traum
von dem Knaben, der ihr Liebster war.
THEODORA ONASCH
€ 72 3