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Klapp.
In Berlin, wenn ich nicht irre,
Giebts im Häusermeergewirre
Ein Gebäude, stadtbekannt,
Welches Neidhaus ist benannt.
Ein grofse lange Zunge
Hängt heraus mit starkem Schwünge
Aus verzerrtem Angesicht,
Wie ein scheufslich Selbstgericht.
Diese Zunge ist der Neid,
Jeder weifs nun gleich Bescheid.
Hier stell ich euch einen vor,
Der vor Neid schier platzen möchte,
Sich ins Haar gern Schlangen flöchte,
So in Wut geriet der Thor.
Seht, nach aufsen zeigt er sich
Hämisch, höhnisch, essiglich.
Sitzt er dann im Kämmerlein
Und ist ganz für sich allein,
Knurrt er, knirscht er mit den Zähnen,
Und vergiefst Hyänenthränen:
„Wart, du Racker, nicht mehr lange
Macht mich dein Emporgang bange,
Ich vernichte dich, pafs auf!
Und verpurre deinen Lauf.
Klug verleumdet, ists gemacht:
Erst Erstaunen, dann Verdacht,
Oeffentlich und im Geheimen —
Töw, ich will dich Kerl schon leimen!"
Auf der kleinsten Erdenscholle
Spielt der Neid so Hundsfottsrolle.
Er ist überall zu treffen,
Ueberall ertönt sein Kläffen;
Jeden Stand, und ohne Lücke,
Peinigt seine Kötertücke,
Waaas? Auch bei den Litteraten —
Ohhh, wo bin ich hingeraten!
Pfui der Deibel, nochmals pfui!
Schleunigst weiter, hoppla hui!
Klapp.

Genug für heut. Im Klappermühlenton

Hab ich vom Ernst des Lebens euch gesungen,

Im Tone von Hans Wurst, mit Permission.
Vielleicht hat einer mich als Clown gedungen,
Vielleicht hat Schwips, der Schalksnarren Patron,
Die Pritsche heimlich über mir geschwungen.

Humor, Humor, Landsleute! Lafst uns lachen!

Lafst uns nicht immer schiefe Mäuler machen.

Ist auch das Dasein voller harter Schmerzen,
Spielt ewig die Tragödie auch hinein,
Mein Gott, wir haben Sonnenschein im Herzen,
Lafst nur die Freude sommerfroh gedeihn,
Denn so viel Lust: sie ist nicht auszumerzen,
Sie soll, sie mufs der Plagen uns befrein.
Hinauf, hinab, wie tolle Kinder spielen,
Wer sich das wahrt, der kommt zu hohen Zielen.

Singt durch den Wald! Seid Füllen auf der Wiese!
Geht mit dem Handwerksburschen, mit dem Jäger,
Besteigt den Hengst, tanzt mit der braunen Lise,
Seid meinethalb bei Bacchus Beckenschläger!
Reist durch die Welt, sie wird zum Paradiese,
Beelzebub dient euch als Kofferträger!

Habt ihr im Portemonnaie gar drei Mark achtzig,
Da gilt der alte Reim: Die Sache macht sich.

Und mein Wald Herzebruch? Je nun, ich liege
Noch immer träumend unter feinen Eiben.
Von ihrem Gift betäubt? Nein, nein, ich fliege,
Fliege und lafs mich selig heimwärts treiben
Zu Himmelshöhn! Da wieg ich mich im Siege:
Duck nieder, Erdenleid! hier will ich bleiben!
Lafst nur die Elendshydra auf mich los,
Ich bin im Kopfabschlagen Virtuos!

Hoch! Sursum corda! Hurra, schwenkt die Mützen!
Schmeifst alle Sorgen in den Tartarus!
Dann wird der Frohsinn euer Zelt beschützen,
Im Sturm verfliegen Aerger und Verdrufs.
Zum Schlufs mag „folgende Moral" euch nützen,
Des Siebes letzter Tropfen nach dem Gufs:
Des Lebens Blume heifst die Gegenwart,
Pflückst du sie nicht, hast du dich selbst genarrt!

C 78 ö
 
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