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als Krone und der Knopf der Harfe nachher mit Farben ge-
malt wurden. (Mittelton: reiner Ocker; Licht: Cadmium und
viel Weifs; fetter, markiger Auftrag).

Man mufs im Freskomalen eine bestimmte Behandlungs-
weise als ein Princip festhalten: Erst mit einem etwas dunk-
leren Mittelton die Schatten, ein wenig von den Halbschatten
und ganz dünn über das ganze Licht; dann mit einem ganz
leichten hellen fast wässerigen Ton über das Licht und zu-
rück bis in die Schatten modellieren. Dann darauf, fest und
keck, das höchste Licht, endlich die Schatten.

Jetzt, äufserte Böcklin, hätte er nicht mehr wie früher
Freude an dem blofsen organischen Herausbilden eines Bildes;
er fühle nur das Verlangen durch grofse Erscheinung in
seinen Bildern zu sprechen und Bilder in Beziehung zur Be-
stimmung von Architekturen herauszubilden, wie die Auf-
gabe gewesen sei, die er in der Sarasin'schen Villa gehabt
hätte.

Beim Bild des David hatte ich den Engelsflügel mit zu
ängstlicher Genauigkeit durchgeführt. Böcklin sagte, er passe
nicht zum Uebrigen; er müsse unnaturalistischer sein, denn
so ziehe er vor allen andern Dingen die Aufmerksamkeit
auf sich.

Bei den vergilbten Wandbildern im Rathause
(Fresken mit Oelfarbenanstrich):

Wie dumm ist es, wenn die Kunstgelehrten von alten

Malern, wie Tizian, Rubens u. s. w. sagen: „Jenes Bild ist
noch aus seiner guten Periode, aus der des Goldtons." Es
sind die frühern Bilder, bei denen sie die Behandlung mehr
gequält haben, und die deshalb nachgegilbt sind.

Später haben sie ihre Ideen schneller und frischer herunter-
geschrieben, daher haben sie sich besser in ihrem ursprüng-
lichen Ton erhalten. Der Ausdruck „schöner Goldton" ist
überhaupt etwas Unsinniges; als sei dies das anzustrebende Ziel.

lieber dasEnde und Verbleib einiger seinerBilder
erzählte Böcklin: Das Waldbild mit der Faunenfamilie
(das erste, welches ich von ihm sah) sei zu Grunde gegangen.
Er hatte Smaragd-Grün (Vert Emeraude) gebraucht, welches
schon nach kurzer Zeit als blauer Schimmel aus dem Bilde
vorwuchs. Darauf versuchte er es wieder in Stand zu setzen
und verlor über dem Aendern Geduld und Lust dazu.

Amaryllis und einen zweiten Eremiten hat Schack.
Den ersten besitzt Herr Preifswerk in Basel (Eisengasse,
Kaufmann), der bei Verlosung des Kunstvereins auch noch
das neue Oktoberfest gewann. (Pathe bei einem Böcklin-
schen Kinde.) Das erstgemalte Oktoberfest hat er noch
im Atelier. Es war ungleichmäfsig nachgegilbt. DenPetrarca
besitzt Herr Merian (Kaufmann, Alban-Thorstrafse).

ADOLF HILDEBRAND, WEIBLICHE BÜSTE

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