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Vergangener Freuden und gar mancher Leiden,

Jungen und reiferen, kleinen und grofsen,

Und wir lächeln uns die heimliche Schlufsweisheit zu,

Wie alles gar nichtig, ertragbar und schliefslich zu überwinden,

Lächeln und lassen alles gut sein . . .

Schöne, stille, liebe Stunden!

Ich weifs mir keine schöneren . . .

Klug, weife, alt und so wunderbar müde.

Jaja, die Zeit, und die Welt,

Die so vorgeschritten und reif ist! .. .

Schön sind und berauschend die roten Sommerrosen über die Zäune,
Die Jasminen in der duftenden, mondblauen Sommernacht.
Schön sind die holden Kämpfe der Liebe,
Alle Tiefen des Lebens aufgewühlt in ihrem herrlichen Tumult!
Unsagbar die Seligkeit deiner Küsse.
Die Glut deiner liebenden Augen,
Und die zärtliche Kraft deiner Umarmungen,
Du junges Weib und meine Weggenossin! . . .

Aber wir wissen: es ist so viel heimliche Not und Feindschaft darin,
Und in allen Erfüllungen dieser heimlich trübe Rest der Sehnsucht . . .
Wann, wann wird unsre Liebe so still, so lind, so rein sein, wie die Seele

dieser Abendstunde ? ...

Schön ist Mannesfreundschaft,

Schön das freie Gefühl der Manneskraft,

Hineingerichtet in alle Tiefen der Welt und der Erkenntnis!

Schön ist der Kampf auch Mann gegen Mann,

In den täglichen Fehden des Lebens,

Kampf um Ruhm und Erwerb,

Erworbenes zu sichern und zu behaupten, —

Schön die treibende Macht eines edleren Ehrgeizes:

Aber trübe, trübe, trübe .. .

Gottes sänftigende Stimme aber von dir zu mir,

Mit der frohsten, seligsten Botschaft ewiger Einheit und eines wohlverbürgten,

zuverlässigen Friedens,
In dem alle Wonnen und Leiden, Stürme und Kämpfe sich schweigen.

Du, in deinem grauen Haar,

Hinter deinen Hyacinthen,

In deiner stillen Stube,

Ausruhend im Frieden deiner letzten Tage!.. .

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