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Exkurs III. Die Tugend- und Lasterallegorie des Antonio Averlino Filarete

187

Exkurs III.

DIE TUGEND- UND LASTERALLEGORIE DES
ANTONIO AVERLINO FILARETE

Das achtzehnte Buch des romanhaft-phantastischen Architektur-
traktats, den der Florentiner Erzbildner und Architekt Antonio
Averlino Filarete mutmaßlich zwischen 1460 und 1464 für Francesco
Sforza von Mailand verfaßt hat, beginnt mit der diverse Folioseiten
füllenden Beschreibung eines „Hauses der Tugend und des Lasters“.
Die eigentliche Baubeschreibung wird eingeleitet — oder besser gleich
zu Anfang unterbrochen — durch eine prinzipielle Erörterung über die
Möglichkeiten der Tugend- und Lasterdarstellung als solcher, die für
unseren Zusammenhang von außerordentlicher Bedeutung ist und um
so eher eine Wiedergabe verdient, als sie bisher teils nur in einer recht
freien deutschen Bearbeitung, teils aber nur bruchstückweise veröffent-
licht wurde.1) Aus später ersichtlichen Gründen schien es geraten, dem
italienischen Text die 1484 für den König Matthias Corvinus von Ungarn
abgefaßte lateinische Übersetzung gegenüberzustellen.

ITALIENISCHER TEXT LATEINISCHE ÜBER-

(ZWISCHEN 1460 UND 1464). SETZUNG (1484).

Incipit über decimus
octavus.

Antonii Architecture
über XVIII.

„Prima, Signiore, io piglierö uno spatio
di secento braccia per ogni verso, delle
quali ne piglierö cento cinquanta quadre,
dove che mi resta trecento braccia di la
et di qua, et questo spatio io intendo sia
murato intorno et altro che due porti
non abbia, huna delle quali sia alta dalla
terra nove braccia, et al piano di queste
nove braccia sia questa porta grande; et
entrato che ’1 huomo sia in questa, se ne
truovi tre altre porte, le quali tutte en-
trino huna nelhaltra, et poi s’entra in uno

„Sexcentorum imprimis
bracchiorum quoquo uersus
spatium mihi sumendumest,
gloriose Princeps; ex quo
centena et quinquagena qua-
drata bracchia assumam.
Quo fit, ut tercenta mihi
utrinque bracchia supersint.
Assumptum autem spatium
undique muro cinctum esse
uelim duasque tantum por-
tas huic destinaui. Quarum

1) W. v. Oettingen, Antonio Averlino Filaretes Traktat über die Baukunst (Wiener
Quellenschriften, N. F. III, 1890), S. 500ff. M. Lazzaroni und A. Munoz, Filarete, Scultore
e Architetto del sec. XV, 1908, S. 271, geben nur das Stück von „Prima pensando . . .“
bis ,,... il piagnierete“. Zur Entstehungsgeschichte des Traktats sowie zum Handschriften-
bestand vgl. v. Oettingen, S. 1—35 und Lazzaroni-Munoz, S. 233ff.
 
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