Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Passavant, Johann David
Kunstreise durch England und Belgien — Frankfurt am Main, 1833

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.2218#0053
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
WI1VD80B. 43

In dem neuen Theil des Pallastes wurde sehr thätig für die
Ankunft des Königs gearbeitet, so dafs ich nur wenig davon
au sehen bekam. Ich konnte nur das Talent des Baumei-
sters J.Wiatteville in der Ausschmückung eines grofsen, langen
Saales im altenglischen (gothischen) Style bewundern; er
ist bei allem Reichthum doch so consequent und wohlthuend
für das Auge in allen Theilen der Verzierungen durchge-
führt, dafs er zum Schönsten gehört, was ich in dieser Art
gesehen habe.

In dem Vorzimmer der Wache ist mit vielen andern Waffen
auch ein sehr merkwürdiger Schild von Heinrich VIII. auf-
gehängt. Er ist in Stahl und reich mit Verzierungen und
flach erhabenen Darstellungen aus der römischen Geschichte
geschmückt; er scheint eine florentiner Arbeit.

Yerzeichnifs der vorzüglichsten Gemälde im Pallaste
zu Windsor.

Hans Holbein, 1) Der Herzog von Norfolk, hallte Figur, nicht
ganz Lehensgröfse von vorn gesehen. Er hat einen schwarzen Mantel
an, der mit weifsem Pelz besetzt ist, ein rothes Unterkleid und
schwarzes Barett; der St. Georg-Orden hängt ihm über die Brust;
in der rechten Hand hält er den goldenen, in der linken den farbi-
gen Stab; der Grund ist grün. Ein ganz vorzügliches, wohlerhal-
tenes Bild; es war ehedem in der Sammlung Arundel und ist von
Vorstermann gestochen.

2) Portrait von Stallhoff, einem deutschen Kaufmanne von 1532,
wie die Inschrift darauf angiebt.

3) Portrait eines jungen Deutschen vom Jahr 1533. Diese beide
Bilder etwas unter Lehensgröfse sind auch sehr schön, doch mehr
in seiner früheren Manier ausgeführt.

4) und 5) Zwei weniger vorzügliche Portraite von Holbein sind
die der jungen Prinzessin Elisabeth und Edward's IV. als Knaben.

6) Noch ist hier ein anderes Portrait von ihm, welches Dr. M.
Luther vorstellen soll. Es ist ein Kopf voll Ausdruck, Kraft und
Charakter, doch den Portraiten von Lucas Kranach nicht ähnlich,
daher zweifelhaft.

Quintyn Messys. Zwei Geizhalse, wovon der eine Geld zählt;
links ein kleiner Papagay. Dieses etwas caricaturartige Bild ist
demohngeachtet von aufserordentlicher Wahrheit in den Charakteren
und sehr vollendet in der Ausführung. Er ist das Original von
vielen darnach gemachten Wiederholungen oder Copicn.
 
Annotationen