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Passavant, Johann David; Santi, Giovanni
Rafael von Urbino und sein Vater Giovanni Santi (Band 1) — Leipzig, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.2889#0156
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120 Zwei Bildnisse in Paris.

litz dem Licht des Himmels zu, von dem ihr die Weisheit
gekommen, durch die sie die der Weisen dieser Erde zu Schan-
den gemacht. Das herrliche Bild ist zwar nicht mit so
strengem Studium, als die Grablegung vollendet, sondern
nach vorbereitenden, noch vorhandenen Entwürfen, mit ei-
ner höchst geistreichen Leichtigkeit behandelt, die bei Ra-
fael's grossem Talent so bezaubernd ist und, als ein fast
unmittelbarer Erguss seines Genies, oft seiner studirteren
Behandlungsweise vorgezogen wird. Das Bild ist durch den
allerdings schönen Stich von Desnoyers dem Publicum be-
kannt; allein auch liier bestätigt es sich, dass jeder Kupfer-
stich nach einem grossen Meisterwerk immer nur ein un-
genügendes Abbild ist, und dass, wenn man demnächst das
Original ansichtig wird, man beinahe etwas noch ungekann-
tes zu erblicken glaubt.

In diese, wenn nicht in eine etwas frühere Zeit, ist
auch die Entstehung eines Portraits zu setzen, welches in
Zeichnung und Haltung sehr an die Behandlungsweise des
Leonardo da Vinci erinnert. Es befindet sich im Pariser
Museum, und zeigt einen jungen Mann, wie er sich auf
ein Gesimms auflehnt und ernst - nachdenkend, beinahe
schwermüthig aus dem Bilde sieht; eine Stimmung, wel-
che durch den dunkeln Ton der schwarzgekleideten Figur,
die sich auf einen hellen landschaftlichen Grund absetzt,
noch sehr erhöht wird.

Einen heitern Eindruck macht dagegen in demselben
Museum das überaus anziehende Bildniss eines Jünglings
mit blonden Haaren und blauen Augen, der seinen Kopf
ungezwungen auf den Ellbogen stützt und anmuthsvoll in
jugendlicher Unbefangenheit nach dem Beschauer sieht. Das
etwas flüchtig, aber mit Sicherheit behandelte Bild ist wohl
in einer spätem, wenn auch noch in der Florentiner Epoche
entstanden.

Von grosser Lieblichkeit ist auch jenes Madonnenbild
aus dem Hause Tempi, nun im Besitz des Königs von Baiern,
welches zwar durch viele Kupferstiche bekannt ist, aber
neu an Reiz erscheint, wenn man es selbst zu sehen das
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