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Passavant, Johann David
Die christliche Kunst in Spanien — Leipzig, 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.2157#0060
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Akademie zu Madrid befindlich, zeigt die Kunst in ihrem bar-
barischen Verfall, oder in ihren kindischen ersten Versuchen.
Das Titelblatt enthält ein durch Bandverseblingungen gebilde-
tes Kreuz, an welchem die Buchstaben A und ß in Verzie-
rungen hängen. Oben belinden sich zwei Engel von der roh-
sten Zeichnung und mit winzig kleinen Füssen, wie wir diese
auch bei Zeichnungen irischer Mönche finden, namentlich an
jenen Evangelisten des St. Gallener Codex von denen Mone in
seinem Anzeiger von 1835, S. 491 eine Abbildung gegeben.*) Bei
der Figur eines Kriegers mit Speer und kleinem runden Schild,
das mit einem Kreuz bezeichnet ist, steht in späterer Schrift
„Tellus comes Ruconum sub era 756." Sein Kleid, eine Art
Tunica, reicht bis an die Knie und wird durch einen Gürtel
gehalten; den Kopf bedeckt eine Art Haube. Auch die Wei-
ber tragen Hauben, aber lange Böcke und darüber einen kur-
zen, bis an die Knie schlicht herabhängenden Mantel, der
vorn mit einer Beihe Knöpfe geschlossen ist. Die Initialen
sind durch Bandverschlingungen gebildet. An dem Bande des
Textes befinden sich öfters Tbiere, Schlangen oder kleine Fi-
guren von höchst unverstandener Zeichnung.

Eine Apokalypse aus dem 10. Jahrhundert, welche S. Bea-
tus Presbyter aus dem Libanon geschrieben, bewahrt die
Bibliothek der Akademia di historia zu Madrid. Auf der Bück-
seite des Titelblattes befindet sich ein Kreuz, in dessen Mitte
ein Medaillon mit dem Lamm; au den Enden die Symbole
der Evangelisten. Die bei dem Coloriren angewandten Far-
ben sind Purpur, Gelb und Grün. Dann folgen die Dar-
stellungen: wie Johannes ein Buch durch einen Engel em-

*) In der St. Gallener Bibliothek befindet sich noch ein anderer Codex
unter Nr. 731 aus demselben Jahrhundert, der wohl von einem irischen
Mönche gleichfalls in Spanien gefertigt worden zu sein scheint. Eine Fe-
derzeichnung zeigt hier einen Mann, wohl den Verfasser, unter einem Thor
in Hufeisenform, was entschieden auf Spanien hindeutet. Seine Hände
sind gross, seine Füsse dagegen winzig klein. Darunter steht: Vandalca-
rias fecit. Mone giebt auch hiervon in oben angeführter Stelle eine Ab-
bildung.
 
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