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Passavant, Johann David
Die christliche Kunst in Spanien — Leipzig, 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.2157#0155
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Von den italienischen Meistern des 15. Jahrhunderts be-
finden sich in dem Museum nur drei Bilder. Erstlich ein
kleines sehr schönes, von Andrea Mantegna (Nr. 887 des
Katalogs von 1850). Es stellt den Tod der Maria dar, wo
die in zwei Gruppen getheilten Apostel Hymnen singen. Es
ist in des Meisters bekannter gediegener Weise ausgeführt
und ein wahres Kleinod.

Zwei schmale in die Breite gehende Bilder aus der Mitte
des 15. Jahrhunderts (Nr. 885 und 889) waren wohl ehedem
Theile einer Brautschmucklade, die man hesonders in Tos-
kana mit Gemälden zu schmücken pflegte. Das eine dieser
Bilder stellt den Baub der Sabinerinnen dar, das andere die-
Enthaltsamkeit des Scipio. Ihr Meisler ist nicht gekannt,
scheint aber Miltelitalien anzugehören, wenn auch nicht der
florentiner Schule. Die Gegenstände sind lebendig und ori-
ginell bebandelt, aber von keinem Meister ersten Banges. Vieles
ist mit Gold gehöht, angemessen der ursprünglichen Bestimmung.
Dem Leonardo da Vinci werden im Museum drei
Gemälde zugeschrieben. Die h. Familie (Nr. 778), wo vor
Maria und Joseph, halbe, fast lebensgrosse Figuren, die Kin-
der Jesus und Johannes beieinander sitzend, sich liebreich
umarmen, ist ein Bild der höchsten Schönheit, aber eines
derjenigen von Bernardino Luini, welche so oft lur solche
des Meisters Leonardo ausgegeben werden*) Es darf als das

*) Wir erinnern hier nur Beispielsweise an die Demuth und Eitelkeit
im Palast Sciarra Colonna in Rom; an den Christus unter den Schriftge-"
lehrten in der National-Gallerie in London; an die h. Katharina mit zwei
Engeln in Kopenhagen und andern Orten; an die Madonna in der Mitte der
hh. Barbara und Katharina stetfend, in der Gallerie Esterhazy in Wien;
an die Magdalena mit der Salbbüchse, welche aus dem Hause Aldobrandini
in die Sammlung des Raths Adarnowich in Wien gelangte; und an
die Maria, welche dem vor ihr stehenden Christkind eine Blume reicht, in
der Sammlung des Grafen Pourtales in Paris, die selbst aus dem Palast zu
Madrid stammen soll. Alle diese Gemälde, von der grössten Schönheit, sind
eben so viele ausserordentliche Werke des B. Luini, die aber jetzt noch
fälschlich dem Leonardo da Vinci zugeschrieben werden. Ehedem befanden
sich in der königl. Sammlung mehrere jetzt verschwundene, dem Leonardo da

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