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grosse Gruppen vertheilt, die Zeichnung schön, wenn auch
nicht sehr studirt, ebenso auch sind die Engelknaben etwas
zu stark, selbst fett. Die drei posaunenblasenden Engel er-
innern, wenn auch ungezwungen in ihren Bewegungen, doch
in etwas an die des Michel Angelo. Die Carnation, von röth-
lichem Ton, geht in den Lichtern in's Weissliche, in den
Schatten in's Bräunliche, graue Töne fehlen hier.

Ein würdiger Nachfolger des Vargas, wenn auch nicht
gleich vortrefflich, war Pedro de Villegas Marmolejo,
zu Sevilla 1520 geboren, 1597 gestorben. Sein Hauptwerk,
das Altarblatt nahe an der Thür der Taufkapelle in der Ka-
thedrale seiner Vaterstadt, zeigt in dem Mittelbild den Besuch
der Maria bei Elisabeth. Zu der Seite links befindet sich die
Tafel mit dem b. Rochus und einem heiligen Bischof; rechts
die mit der Taufe Christi und dem h. Sebastian. Unten ist
die Familie des Stifters dargestellt: links drei Männer und
eine Canonissin, rechts zwei Frauen mit einem Knaben, alle
von sprechender Individualität. Das Werk ist „Pedro Vilia-
cas" bezeichnet. Die Anordnung in dem Mittelbild ist mei-
sterlich, die Zeichnung durchgängig schön und richtig, der
Ausdruck der Köpfe edel.

Einen grösseren Ruhm, als er verdient, hat Luis de
Moral es, genannt el divino, sowohl im In- als im Auslande
erhalten. Er wurde um 1500 zu Badajoz geboren und starb
im Jahr 1586. Seine früheren Gemälde zeugen zuweilen von
einer feinen Empfindung, öfter aber verfällt er in eine ihm
eigenthümliche Manier, die in seinen späten Werken beinahe
an die Carricatur streift. Er ist einer der wenigen, wenn
nicht der einzige spanische Maler, der, fern von aller natu-
ralistischen Richtung, einem Ideale nachgestrebt. Nach eini-
gen seiner Bilder könnte man selbst glauben, dass er für
seine langgezogenen Köpfe den altbyzantinischen Typus zum
Vorbild genommen, wo die Nase übermässig lang und fein,
der Mund klein und voll ist; selbst sein bräunliches Colorit
stimmt damit überein; doch ist es klar, und dann liebten
überhaupt die. Spanier den bräunlichen Ton. Die Ausführung
 
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